No place, no home.

Schlagwörter

• Arbeitswelt
• Freundschaft

Teaser

Was passiert, wenn dein Leben plötzlich anders ist? Kein Geld, kein Haus, kein Auto, kein Zuhause. - Es bleibt dir nichts außer einem kleinen Zelt für dich und deine Eltern, kaum größer als dein altes Zimmer. Morton Rhue stellt sich in seinem neuen Roman diesen Fragen.

Beurteilungstext

Bis vor kurzem war in Dans Leben alles Bestens. Er ist ein Basketballstar seiner Schule, hat Freunde und eine Freundin, sein letztes Highschooljahr scheint gut zu werden. Die Aussicht auf ein Stipendium macht für Dan auch die Zukunft sicher. Bis ein Umzugswagen vor seinem Haus den langsamen und kontinuierlichen Abstieg bis in die Obdachlosigkeit ankündigt. Seine Eltern sind schon lange arbeitslos und nun holt sich die Bank das verschuldete Haus. Ein kurzes ""Asyl"" beim Onkel erweist sich als falsch, und wenn sich anfangs alle noch gegenseitig etwas vormachen, ist der Abstieg schon da.
Es ist der Übergang in die Obdachlosigkeit und Kriminalität. Der letzte Ausweg scheint Dignityville, eine Zeltstadt für Obdachlose, zu sein. Sowohl in der Stadt als auch in der Schule divergiert die Meinung über die Obdachlosen von Dignitiyville.
Erzählt aus Dans Perspektive erlebt der Leser/Hörer, wie schwer es ihm fällt, den Schein vor seinen Freunden zu wahren. Er arrangiert sich irgendwie, ihm ist die Peinlichkeit in jeder Situation anzumerken. Trost und Ablenkung findet Dan immer wieder in dem Buch von John Steinbeck ""Früchte des Zorns”. Intertextuelle Bezüge machen auf die Zeitlosigkeit der Heimatsuche und der Probleme des Vertriebenenseins aufmerksam.
Der Autor Morton Rhue ist bekannt für die literarische Offenlegung von gesellschaftlich relevanten Themen. Ihm gelingt es auch in diesem Jugendroman, ein politisches Verständnis für gesellschaftliche und wirtschaftliche Themen anzubahnen. So erfährt der Hörer von den Zusammenhängen zwischen Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit und Immobilienhandel. Der Autor schockiert bewusst und wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet.

Am Beispiel des Protagonisten erleben wir in der Hörbuchbearbeitung mittels eindringlicher und ruhig-besonnener Stimme von Paul Kindermann, wie es einem Jugendlichen ergeht, wenn keine finanziellen Mittel mehr zur Verfügung stehen. Wie es ist, sich mit knurrendem Magen durchzuschlagen, sich vor den Freunden zu schämen und von den Bemühungen, die Achtung vor dem Vater nicht zu verlieren. Alle Figuren und ihre Gefühle wirken authentisch. Schrittweise akzeptiert der Leser/Hörer gemeinsam mit Dan das Unverständliche - alles zu verlieren, weil es dem Sprecher Kindermann sehr gut gelingt, Stimmungen in Stimme einzufangen. Eine ""grausige"" Telefonstimme ist lange nicht einzuordnen, doch nach und nach verdichten sich bei Dan genauso wie beim Zuhörer die Anzeichen, dass sein Vater eine unglückliche Rolle bei der ""Beseitigung"" von Dignityville spielt.
In der Hörbuchbearbeitung intoniert Paul Kindermann den Ich-Erzähler Dan, andere Sprecher übernehmen, wenn Dan nicht im Mittelpunkt des Geschehens steht.
Das Booklet bietet eine Übersicht der Tracks und gibt jeweils kurze Infos über Autor und Sprecher.
""No place, no home"" rüttelt mit stiller Erzählkunst nachdrücklich auf. Empfehlenswert für jugendliche Hörer ab 13 Jahren.
Für den Unterricht fachübergreifend in Geografie und Politik einzusetzen, um am Beispiel der Hauptfigur die Auswirkungen von wirtschaftlichen Zusammenhängen zu vermitteln.