Nicolas wo warst du?
- Autor*in
- Lionni, Leo
- ISBN
- 978-3-407-76181-1
- Übersetzer*in
- Pausewang, Gudrun
- Ori. Sprache
- Amerikanisch
- Illustrator*in
- Lionni, Leo
- Seitenanzahl
- 32
- Verlag
- –
- Gattung
- BilderbuchSachliteraturTaschenbuch
- Ort
- Weinheim
- Jahr
- 2017
- Preis
- 6,50 €
- Bewertung
Teaser
Die Vögel sind immer schneller bei den reifen, roten Beeren als die Mäuse. Das ärgert sie sehr. Als die Maus Nicolas dann von einem Raubvogel entführt wird, ist das Maß voll. Sie wollen Krieg! Am Ende stellt sich heraus, dass es auch Vögel waren die ihm geholfen haben. Als sich alle beruhigt haben, lösen sich Vorurteile und Gewaltbereitschaft auf.
Beurteilungstext
Diese Geschichte Leo Lionnis ist 1987 entstanden und heute so aktuell wie damals. Sie zeigt wie durch Vorurteile Gewaltbereitschaft und Kriegsgeschrei entstehen. Doch der Reihe nach. Die Feldmäuse knabbern gern rote, süße, reife Beeren. Das tun die Vögel auch. Und weil sie fliegen können, sind sie immer eher da und für die Mäuse bleiben die blassrosa Beeren. „Das ist gemein, zum Teufel mit den Vögeln!“ schreit die Maus Nicolas. Er entschließt sich nach einem Beerenstrauch zu suchen, den die Vögel nicht kennen. Auf dem Weg dahin wird er von einem großen, schwarzen Vogel entdeckt, gepackt und in die Lüfte gehoben. Er wehrt sich, fällt hinab und geradewegs in ein Nest mit Vogeljungen. Die kennen keine Mäuse, sind aber freundlich und so erzählen sie sich Mäuse- und Vogelgeschichten, die Vogelmutter ist einverstanden, fragt nach seinem Lieblingsessen und so bekommt er reife, rote, süße Beeren. Eines Tages sind die Kleinen flügge und er allein im Nest, so klettert er ängstlich nach unten. Nicolas erzählt seine Geschichte den anderen Mäusen und kommt nur bis zum großen, schwarzen Vogel, da schrien und brüllten alle Mäuse nach Krieg mit den Vögeln. Er kann sie beruhigen und seine Geschichte zu Ende erzählen. Zum Schluss gibt es ein Mäuse Vogelfest mit roten Beeren. Die Lehre aus der Geschichte wird sehr deutlich, vor allem durch die Aussage des alten Raymond am Ende („Seht ihr, wegen eines bösen Vogels sind nicht gleich alle böse!“). Das wirkt vielleicht etwas antiquiert, ist wegen seiner Dringlichkeit aber wichtig.
Die Bilder sind in einer geschlossenen Form und erzählen ausgewählte Handlungsschritte sachlich. Protagonisten und sparsame Landschaft sind flächige Papiercollagen, sie wirken wie Kinderarbeiten. Leo Lionnis Illustrationen sind auf das Wesentliche reduziert, mit klaren Linien und Abgrenzungen, die vorherrschenden Farben sind grau, braun und grün mit den Farbtupfern der roten Beeren (dem Streitobjekt). Strukturen und Muster entfalten ihre Wirkung durch verschieden Papiersorten bei den Steinen, Ästen und Blättern. Der Text ist in hohem Maße von Dialogen und wörtlicher Rede der Protagonisten geprägt. Insgesamt ist das ein hochaktuelles Bilderbuch, das eine Begleitung durch Erwachsene verlangt und viele Gesprächsanlässe bietet.