Nickel und Horn – Zwei Detektive mit Durchblick

Autor*in
Beckerhoff, Florian
ISBN
978-3-522-18436-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Scholz, Barbara
Seitenanzahl
128
Verlag
Thienemann
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Stuttgart
Jahr
2017
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

In der Bäckerstraße wohnen das weitsichtige Meerschweinchen Nickel und der kurzsichtige Papagei Horn bei dem Herrn Locke. Da dieser Detektiv im Ruhestand ist, übernehmen Nickel und Horn den Fall des entführten hinterafrikanischen Pupsetiers Pupsi. Nach einigen Nachforschungen stellen sie fest, dass sich Pupsi auf Langör befindet; das richtige Abenteuer beginnt. Doch wie kommen ein Papagei und ein Meerschweinchen auf eine ferne Insel? Werden sie es rechtzeitig schaffen, Pupsi zu retten?

Beurteilungstext

Wie in der berühmten Bakerstreet in London spielen sich auch in der Bäckerstraße merkwürdige Sachen ab. Ein Einbrecher treibt in der Nacht sein Unwesen und schleicht über die Dächer. Am nächsten Morgen stellt Paul fest, dass sein hinterafrikanisches Pupsetier gestohlen wurde. Pupsi braucht aber dringend seine Spezialbohnen, ohne die es nicht überleben kann. Ein klarer Fall für Nickel und Horn. Die weitsichtige Merrschweinchendame Nickel, mit ihrer feinen Nase und den feinen Ohren, und der kurzsichtige Papagei Horn, der zeitlebens zur See gefahren ist und aus der Luft den Überblick behält, sind wie Sherlock Holmes und Dr. Watson das perfekte Team, um Pupsi zu finden und zu Paul zurückzubringen. Die Zeit drängt, denn Pupsi braucht seine Bohnen. Doch wer hat Pupsi eigentlich entführt und warum? Können sich Nickel und Horn vor dem aufmerksamen, aber trägen Hund Schlappi davonschleichen? Und wie kommt man am besten auf diese Insel Langör, auf der sich Pupsi befinden soll, ohne von den angriffslustigen Möwen gesehen zu werden? Nickel und Horn stürzen sich mitten hinein in ein unterhaltsames und lustiges Abenteuer, sehr zur Freude der jungen Leser und der etwas älteren Vorleser.

Es ist bereits der erste Eindruck, der den Leser in seinen Bann zieht. Das erste Kinderbuch von Florian Beckerhoff trägt den lustigen und zweideutigen Titel „Nickel und Horn – Zwei Detektive mit Durchblick“. Die liebevollen Illustrationen von Barbara Scholz verstärken das Interesse, einen genaueren Blick auf das Buch zu werfen. So sitzen auf einem Schreibtisch, zwischen Telefon, Lupe, Kaffeetasse, Bleistiften und Papier, das orangefarbene Meerschweinchen Nickel, mit einer kleinen Brille, und der grüne, etwas größere Papagei Horn, mit einer dicken, roten Hornbrille auf dem Schnabel. Nickel gestikuliert mit ihren kleinen Pfoten und Horn notiert alles auf einem kleinen Notizblock mit einem viel zu großen Bleistift. Insgesamt besticht das Buch durch die phantasievollen, farbigen Zeichnungen auf fast jeder Doppelseite des Buches und es eignet sich somit auch ideal als Vorlesebuch für jüngere Kinder.

Meine Befragung zweier Kinderbuchkritiker, Lukas (8 Jahre) und Leon (5 Jahre), ergab, dass dieses Buch bereits bekannt und sehr beliebt ist. Leon hatte sich genau dieses Buch in der Buchhandlung ausgesucht und von seinem eigenen Taschengeld gekauft. Ein Plus also erneut für die kinderansprechenden Zeichnungen. Lukas und Leon kennen die Geschichte aber noch nicht. Auf die Frage, ob sie wissen, was in dem Buch passiert, antwortete Leon, dass es um einen bösen Papagei und einen lieben Opa gehen würde. Persönlich fand ich, dass der Opa eher wie eine Oma aussah und Lukas gab zu bedenken, dass der Papagei gar nicht böse sei. Ein zweites Plus für die Illustration: Sie lädt zum Fantasieren, Interpretieren und damit auch zum Gespräch über das Buch ein. Somit eignet sich das Buch auch für Noch-Nicht-Leser, wie Leon, aber auch für Leseanfänger wie Lukas. Lukas fand das Buch allerdings eher so „naja“. Irgendwie war es ihm dann doch zu viel Text zum Selberlesen und irgendwie waren die Zeichnungen für sein Alter dann schon wieder etwas „zu niedlich“. Also ein Minus für den etwas älteren Leseanfänger.

Werfen wir mal einen Blick in das Buch und auf den Inhalt. Florian Beckerhoff überzeugt hier auch den Leser mit einem unglaublich humorvollen, spannenden und abwechslungsreichen Abenteuer. Es ist auch für den erfahrenden Leser nicht vorhersagbar, was passieren wird. Beckerhoff denkt an viele Details und reißt den Leser in seinen Bann. Haben Papageien eigentlich Ohren? Heißen Papageienmütter eigentlich Mamagei? Und was ist ein Pupsetier? Unterhaltsame Dialoge, fesselnde Handlungen und viel Witz und Humor sorgen für viel Freude am Lesen. Auch die Charaktere Nickel und Horn werden wunderbar in Szene gesetzt. So flucht Horn ordentlich nach alter Piratenpapageimanier, und kann sich dank seiner guten Sprachkenntnisse fast jeden Menschen und jedes Tier verstehen. Nur das Pupsetier ist mit seiner hinterafrikanischen Sprache leider nicht zu verstehen und bleibt auch für den Leser ein Rätsel mit Wörtern wie: „N’dago kncksi“ (S.115).

Doch leider hinterlässt dieses Kinderbuch einen bitteren Beigeschmack. Daher kann ich es auch nur mit einem “empfehlenswert“ bewerten. Von insgesamt 20 Kapiteln spielt das Thema Ernährung in insgesamt 9 Kapiteln eine zentrale Rolle. Insbesondere die vegane und vegetarische Ernährung werden als positiv hervorgehoben. So heißt es etwa: „‘Pfui, dieser Tierfresser!‘, schimpfte Horn. ‚Herr Locke mag das sowieso nicht. Er ist doch Vegetarier, seit wir bei ihm sind.‘“ (S. 52). Auf ihrer Reise treffen die beiden auf einen sehr friedvollen Uhu, der seine Lebenseinstellung auch ausführlich erklärt: „‘Es geht ums Leben‘, sagte der Uhu, ‚und darum, dass ich mich konsequent vegan ernähre. Leben retten, keine Leben zerstören. Peace! Frieden für alle, klar? Isst du etwa tierische Produkte?‘ […] ‚Ich bin anders erzogen worden, musst du wissen. Jetzt weiß ich: wer nicht gefressen oder gerupft oder gemolken werden möchte, sollte das auch anderen nicht antun. Für mich als Raubvogel zwar etwas aufwendiger als für einen Pflanzenfresser, aber man hat ja sowieso viel zu viel Zeit.‘“ (S. 78). Sicherlich sind die Zitate etwas aus dem Zusammenhang gerissen, allerdings sind es nicht die einzigen dieser Art und sie verdeutlichen die Bedeutsamkeit, welche der Verfasser dieser Thematik zuspricht. Fraglich ist, inwieweit dies für Kinder im Vorschul- bzw. Anfangsunterricht geeignet ist. Ebenfalls bedenklich ist die klare Aufteilung in Gut und Böse. Die handelnden Figuren, deren Ernährung bekannt ist, werden durchgehend als gut, freundlich, hilfsbereit und lieb dargestellt, wenn sie sich vegetarisch oder vegan ernähren. Während auf der anderen Seite die „Fleischfresser“ wie z.B. der Hund Schlappi, Frau Perle, der Storch, der Adler und die Möwen eher als faul, dicklich, unfreundlich und böse charakterisiert werden. Auf dem Einband ist kein Hinweis bezüglich der Bedeutsamkeit des Themas Ernährung zu entdecken.

Sicherlich kann das Thema auch schon in Kinderbüchern eine Rolle spielen und auch auf die vegane und vegetarische Ernährung kann hingewiesen werden, allerdings sollte dies ohne Wertung erfolgen. Dies gibt natürlich auch die Möglichkeit mit Kindern darüber zu sprechen. Mit etwas mehr Humor, der ansonsten nicht zu kurz kommt, hätte das Thema weitaus besser für Kinder aufgearbeitet werden können. Dies ist dem Verfasser in seinem Werk leider nicht gelungen. Ich sehe das Thema auch daher kritisch, weil viele Kinder eigene Haustiere haben und sich mit diesen identifizieren und ebenso, weil es Essstörungen bereits in jungen Jahren gibt. Die Thematik kann, muss aber nicht den Leser verunsichern. Ich denke, vor allem Leseanfänger sind für die Übernahme dargebotener Meinungen sehr anfällig, da sie einen kritischen Umgang damit erst lernen müssen und besonders in jungen Jahren erst einmal alles als wahr annehmen.

„Nickel und Horn – Zwei Detektive mit Durchblick“ ist ein unterhaltsames und mitreißend illustriertes Kinderbuch, das so einige Überraschungen bereithält und sich sowohl zum Vorlesen als auch zum Selberlesen eignet. Für Florian Beckerhoff ist es das erste Kinderbuch. Sein Roman „Frau Ella“ war so erfolgreich, dass er sogar verfilmt wurde.
Zusammenfassend ist es ein rundum gelungenes, lustiges Kinderbuch mit nur leider einem kleinen Haken, der Wertung der Ernährung.

(Marie Lange)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von mla; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 30.11.2017

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