Mon Amie

Autor*in
Genar, Katarina
ISBN
978-3-8251-7952-6
Übersetzer*in
Dahmann, Susanne
Ori. Sprache
Schwedischen
Illustrator*in
Seitenanzahl
111
Verlag
Urachhaus
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2016
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sara verlebt einsame Sommerferien. Die Eltern arbeiten, die ältere Schwester ist abgehauen und die beste Freundin ist verreist. Doch dann taucht ein schwarzes Kätzchen mit goldenen Augen auf und Sara folgt ihm zu einer kleinen, verfallenen Pension am Meer, wo ihr die alte Amanda begegnet. Doch welches Geheimnis bewahren der entlegene Ort und die menschenscheue ältere Dame?

Beurteilungstext

Schon äußerlich ist das Jugendbuch, dessen schwedisches Original "Pensionat Vidablicks gåta" bereits 2011 erschienen ist, auf seine ganz eigene Art äußerst ansprechend gestaltet. Dabei erweckt das im Stil eher altertümliche Cover die Assoziation einer mystischen, vielleicht etwas unheimlichen Geschichte, auch der Klappentext unterstützt diese Vermutung. Die Efeuberankung des Umschlags, die sich im Inneren des Buches fortsetzt, erweckt zusätzlich die dialektische Assoziation von Vergänglichkeit und Unendlichkeit.

Der Klappentext klassifiziert die Kinderbücher Katarina Genars als "magisch-realistisch", und so bietet auch "Mon Amie" eine realistische Familiengeschichte mit phantastischen Elementen, die gattungstypologisch den Gesetzen einer Novelle folgt. Das Personal ist übersichtlich, ebenso die Schauplätze. Erzählt wird das Geschehen aus der personalen Perspektive der Protagonistin Sara. Komplexer ist die Zeitstruktur des Romans, bei der zwei Zeitebenen - die Gegenwart Saras und die Vergangenheit Amandas - miteinander verwoben werden.

Der realistische Rahmen der Geschichte inszeniert auf mehr indirekte und unaufdringliche Weise das in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur häufig behandelte Thema der Wohlstandsvernachlässigung; so wird anfangs leitmotivisch (kindliche) Einsamkeit inmitten von Wohlstand und Schönheit verbildlicht. Die Reaktionen der beiden Schwestern auf die Vernachlässigung durch die Eltern könnte unterschiedlicher nicht sein: Die große Schwester Bea geht auf Konfrontationskurs - und haut ab. Die kleine Schwester Sara zieht sich dagegen in ihre Phantasiewelt zurück - und (er)findet in Gestalt der schwarzen Katze mit den goldenen Augen einen (imaginären) Freund. Die ruhig und poetisch erzählte Geschichte folgt so den Mustern des magischen Realismus; der Einbruch des Magischen in eine allzu nüchterne Welt steht dabei für wärmende Menschlichkeit in einer gefühlskalten Welt.

Aus dieser Spannung zwischen Realismus und Magie ergibt sich ein besonderer Lesesog und eine Art bezaubernde Spannung, obwohl (oder gerade weil) der Text ohne spektakuläre Handlungsmomente auskommt. So wirkt die Handlung auf den ersten Blick eher unscheinbar, hat aber durchaus Tiefgang. Gleiches gilt für Heldin des Buches, die zunächst eher flächenhaft erscheint und dadurch eine große Projektionsfläche der Identifizierung bietet, die sich aber (bei intensiverem Nachdenken) doch als ausgeprägte Persönlichkeit entpuppt.

Damit bietet die magisch-realistische Novelle Gelegenheit, über zentrale Fragen des menschlichen Zusammenlebens nachzudenken - Familie, wahre und falsche Freundschaft, echte und falsch verstandene Loyalität, individuelle Freiheit in Beziehungen, Verantwortung gegenüber anderen, Kommunikationslosigkeit in Beziehungen und deren Folgen, aber auch Ehrfurcht vor dem Vergangenen - und kann so auch gut im Unterricht eingesetzt werden.

Mein Fazit: Sicher kein leichtes Lesefutter, sondern eine eindrucksvolle Geschichte, die lange nachwirkt, und die besonders geübten LeserInnen sehr zu empfehlen ist.

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Diese Rezension wurde verfasst von WiBe.
Veröffentlicht am 01.07.2016

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