Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen

Autor*in
Regnaud, Jean
ISBN
978-3-551-71375-9
Übersetzer*in
Wilksen, Kai
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Bravo, Emile
Seitenanzahl
128
Verlag
Carlsen
Gattung
Comic
Ort
Hamburg
Jahr
2014
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

""IchbinJean - meinpapaistchef - undmeinemamasekretärin."" Reisesekretärin, so stellt Jean sich und seine Familie am ersten Schultag vor. Eigentlich nichts Besonderes und doch kommt Jean beim Vorstellen ins Schwitzen. Seine Mutter ist schon seit längerer Zeit nicht da. Dafür haben er und sein Bruder ein Kindermädchen, Yvette, das sich um sie kümmert. Und seine Freundin Michelle liest Jean die Briefe und Postkarten vor, die seine Mutter auf ihren Reisen geschrieben haben könnte.

Beurteilungstext

Jean erlebt in den 1970er Jahren seinen ersten Schultag, gemeinsam mit vielen anderen. Und doch unterscheidet sich Jean von ihnen, da seine Familiensituation ein wenig ungewöhnlich ist. Statt einer Mutter betreut sie ein Kindermädchen, wenn der Vater in der Fabrik arbeitet. Über die Mutter selbst wird wenig gesprochen, irgendwie wissen Jean und sein kleiner Bruder, dass sie für immer von ihnen gegangen ist und doch hängen ihre Hoffnungen noch am Glauben an eine Rückkehr. So kommt es, dass Michelle, das Nachbarsmädchen, mit dem Jean manchmal spielt, Postkarten der Mutter vorliest, da Jean ja noch nicht selbst lesen kann. Auf den Postkarten schreibt die Mutter z.B. von ihren Erlebnissen in Amerika und dass sie Buffalo Bill bei Rodeo getroffen habe. Dem Leser wird schnell klar, dass diese Postkarten nicht von Jeans Mutter, sondern von Michelle stammen, und auch Jean scheint die Wahrheit zu wissen, dennoch helfen ihm die Karten, die Abwesenheit der Mutter zu akzeptieren und besser zu verarbeiten.
In kurzen Kapiteln rückt die Graphic Novel, die 2010 auch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde, jeweils eine Figur in den Mittelpunkt, sei es die Lehrerin in der Schule, das Kindermädchen oder den Vater. Dabei sind die Kapitel farblich passend zur jeweiligen Figur gestaltet und zeigen sowohl Jeans Beziehung bzw. Blick auf die Personen als auch die äußeren Handlungen, z.B. wird das Kapitel über das Kindermädchen mit einem warmen, rötlichen Hintergrund versehen, was auf eine große Zuneigung schließen lässt. Die Illustrationen sind im Wechsel von geschlossenen und offenen Panels gezeichnet, die auch durch ganzseitigen Bilder ergänzt werden. Dabei sind die comichaften Figuren sowie das nähere Umfeld detailliert gezeichnet, so dass man immer wieder Neues, vor allem aber auch Zitate der Zeit, entdecken kann.
Sehr eng ist das Verhältnis von Bild und Text, es gibt viele Erkenntnisse zum Buch, vor allem in den Intermezzos zwischen den Kapiteln, die zur Erschließung des Buches beitragen. Beispielsweise kann der Leser eine Postkarte von Michelle mitlesen und anhand der Rechtschreibfehler und der Syntax erschließen, dass diese Postkarte wohl nicht von Jeans Mutter geschrieben wurde. Dabei ist es sehr berührend, wie Jean versucht seine Erinnerungen an seine Mutter aufrecht zu erhalten und trotzdem auch noch vorn zu blicken.
Das Buch ist berührend, nachdenklich und herausfordernd auf allen Ebenen und daher unbedingt zu empfehlen. Es gibt auch bereits einige didaktisch-methodische Umsetzungsmöglichkeiten vor allem von Jeanette Hoffmann, die damit Familiengeschichten und historisches Bewusstsein aufarbeiten will.
-->Jeanette Hoffmann: Vom Schweigen über den Tod : Die Graphic Novel 'Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen'. In: kjl&m 62 (2010) 4, S. 46-54, 2010.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ar.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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