Meine Mutter ist in Amerika

Autor*in
Regnaud, Jean
ISBN
978-3-551-77790-4
Übersetzer*in
Wilksen, Kai
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Bravo, Emile
Seitenanzahl
128
Verlag
Carlsen
Gattung
Comic
Ort
Hamburg
Jahr
2009
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 6-jährige Jean muss an seinem ersten Schultag seine Eltern vorstellen. Gar nicht so einfach, wenn man nicht weiß, wo die Mama eigentlich steckt. Er kann sich kaum an sie erinnern und denkt immer darüber nach, wo sie wohl ist. Das ältere Nachbarskind Michèle versucht ihn zu trösten, indem sie ohne sein Wissen im Namen von Jeans Mutter Postkarten an ihn schreibt, die von einer Weltreise erzählen. Trotzdem wird Jean das Gefühl nicht los, dass alle mehr über seine Mama wissen als er.

Beurteilungstext

Mehr Comic als Bilderbuch, aber um "bumm"s und "bang"s bereinigt und zwischen Hardcover-Deckel in Buchformat gepackt, erzählt das Buch die Geschichte von Jean und seinem jüngeren Bruder, in deren Alltag immer wieder die Frage aufkommt: Wo ist Mama eigentlich? Warum erzählt nie jemand etwas von ihr? Was bedeutet es, wenn die Oma sagt: "Eigentlich sind sie alt genug, um es zu erfahren, aber das ist nicht unsere Aufgabe."

Nachbarstochter Michèle ist ein Lichtblick in Jeans Leben. Manchmal spielt sie mit ihm, obwohl sie älter ist als er, und manchmal hat sie eine Postkarte von Jeans Mutter dabei. Die liest sie ihm dann vor: Karten aus Spanien und aus Amerika, wo die Mutter beim Rodeo war und Buffalo Bill getroffen hat.

Die Ernüchterung für Jean und den Leser kommt zum Schluss: Jean hat ein Foto vom Stiefel des Weihnachtsmannes gemacht und zeigt es aufgeregt Michèle. Sie ist nach einem schrecklichen Weihnachten mit ihrem schlechtgelaunten Vater gerade in der richtigen Stimmung, um den kleinen Zwerg von nebenan zu ernüchtern und ihm zu eröffnen, den Weihnachtsmann gäbe es nicht. Die beiden streiten sich, und schließlich schreit Michèle: "Die Karten habe ich mir doch nur ausgedacht! Deine Mutter ist tot!" Jean traut sich allerdings nicht, das seinem Vater zu erzählen, als er weinend ins Haus rennt. Er spricht nur vom Weihnachtsmann, den es angeblich nicht gibt. Sein Vater erklärt ihm, dass es den Weihnachtsmann solange gibt, wie man klein ist und an ihn glaubt. Jean zieht daraus seine Schlussfolgerung: Vielleicht ist er jetzt einfach zu groß, um an die Existenz seiner Mutter zu glauben.

Diese Geschichte des relativ neuen Genres "graphic novel" kommt ohne viele Worte aus. Sie lebt von den Bildern, die oftmals sogar die Worte in den Sprechblasen ersetzen, und von der Mimik der Personen. Da sieht der Leser, wenn sich zwei Kinder streiten, eine schrumpelige schwarze Hexe mit Spinne an der Hutkrempe in der Sprechblase und in der Antwort einen grinsenden Gartenzwerg mit Spitzhacke über der Schulter; oder zwei gebückt dastehende Bären in einer dunklen Höhle, als sich Jean ein altes Ehepaar vorstellt, das nicht mehr oft hinausgeht.

Jedes Kapitel ist mit einer eigenen Hintergrundfarbe hinterlegt, der Besuch bei dem alten Ehepaar beispielsweise ist in dunklem Olivgrün gestaltet - da braucht es nicht mehr viele Worte, um eine düstere, muffige Atmosphäre zu erzeugen. Das Kapitel über den Schulpsychologen, der in Jeans Klasse mit einigen Kindern Gespräche führt, ist in zartrosa gehalten. Diese bewusst gewählten und perfekt platzierten unschuldigen Andeutungen folgen dem Pixar-Prinzip: eine interessante Geschichte für die Kinder und ein paar subtile Seitenhiebe, damit die Erwachsenen beim Vorlesen auch ihren Spaß haben.

In der Schule könnte die Arbeit mit den Bildern anregend sein, wenn aus ihnen der Text entfernt wurde. So könnten sich die Schüler eigene Texte zu den Bildern ausdenken und die Bildsprache diskutieren, eine Hinführung auf das Thema ergibt sich automatisch.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von dk.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Regnaud, Jean

Regnaud, Jean

Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen

Weiterlesen
Regnaud, Jean

meine mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen

Weiterlesen
Regnaud, Jean

meine mutter - ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen

Weiterlesen
Regnaud, Jean

Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen

Weiterlesen
Regnaud, Jean

Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen

Weiterlesen