Martha

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• Historisches
• Natur
• Tiere

Teaser

ATAK erzählt in eindrücklichen Bildern und Texten die Geschichte des Verschwindens der Wandertauben – die unheilvolle Vernichtung eines Naturphänomens.

Beurteilungstext

Es gab sie in riesigen Schwärmen, sie zogen durch das Land, verdeckten den Himmel wie eine Sonnenfinsternis: die Wandertauben, den häufigsten Vogel Nordamerikas. Der Ornithologe John James Audubon erforschte dieses Phänomen. Ihm, aber auch der Vernichtung der Wandertauben gilt das neue Bilderbuch von des Berliner Illustrators ATAK.
Die Geschichte von den großen Schwärmen, dem Vogelzähler, der Veränderung und Kultivierung des Landes und schließlich der Vernichtung der Vögel erzählt Martha hier selbst, die letzte der Wandertauben, die 1914 im Zoo von Cincinnati den Tod findet. Es ist keine Anklage, sondern ein nüchterner Bericht, der vom faszinierenden Phänomen zur totalen Abwertung der Ware „Taube“ bis hin zum Phänomen der „letzten ihrer Art“ führt. Am Lebensabend ist Martha geliebt und umsorgt, doch das verhindert das Ende einer lange Geschichte nicht.
Es sind opulente, malerische Bilder, die pastos in starken Farben narrative Motive erzeugen. Die Vergänglichkeit wird dabei in einer intensiven Vitalität konstruiert, in der sich Mensch und Tier, Natur und Kultur, Faszination und Entsetzen kongenial miteinander verbinden. Die Motive sind vielfach Bildzitate, es finden sich Anleihen an Kaspar David Friedrich und andere Künstler. Motive, die in ihrer intertextuellen Verwobenheit vielfältige Sinnbezüge erzeugen und ihre Betrachter in das Buch hineinziehen. So entsteht eine dichte malerische Szenerie, die gleichsam verfremdet und eindrücklich wirkt und das eigentümliche Zusammenspiel von Dramatik und Schönheit auf die Bilderbuch-Bühne hebt. Ein starker Kommentar.