Martha. Die Geschichte der letzten Wandertaube

Autor*in
ATAK,
ISBN
978-3-8489-0077-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
32
Verlag
Aladin
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Hamburg
Jahr
2016
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Martha ist die letzte Wandertaube. Sie erzählt aus der Ich-Perspektive die Genese ihrer Vogelart. Dabei bezieht sie sich auf den amerikanischen Maler und Ornithologen Audubon, der die Vogelwelt pathetisch zeichnete. So verbindet der Autor auf ästhetische Art und Weise eine Tiererzählung mit der Kunstgeschichte und setzt unterschwellig einen nachhaltigen Appell, das Gleichgewicht der Schöpfung bewusst auszutarieren.

Beurteilungstext

Atak, alias Georg Barber, erzählt eine Geschichte mit zahlreichen Sinnebenen. Auf den ersten Blick stellt er das Leben und Sterben der Wandertaube in Nordamerika durch die sich veränderten Rahmenbedingungen dar. Während die Wandertaube früher in großen Schwärmen über die Lande zog, wird ihr Lebensraum durch die Rodung der Wälder und die Industrialisierung immer mehr begrenzt. Schließlich jagen die Menschen die Wandertaube, essen sie, treiben Handel mit ihr und vernichten nach und nach die gesamte Population. Erst als nur noch ein einziges Exemplar, genannte Martha, übrig ist, wird es im 19. Jahrhundert im Zoo von Cincinnati ausgestellt und bewundert. Dort stirbt Martha 1914.

Mit leuchtenden und aussagekräftigen Bildern wird diese narrative Darstellung um weitere Bedeutungsebenen ergänzt. Atak gelingt damit eine ehrfürchtige Hommage an den Vogelkundler John James Audobon, der mit seinem Werk „Die Vögel Amerikas“ die prachtvolle Schönheit von Flora und Fauna vereint hat. Indem er diesen Maler direkt in die Handlung einspielt, seine Formsprache nutzt und konkrete Bezüge zu den Kunstwerken über das Liebeswerben der Wandertauben einbaut, stellt er eine ganz besondere Intertextualität her. Seine Fortsetzung findet dieses Stilmittel in der Aufnahme weiterer bekannten Szenen nicht nur aus der Malerei: Gleich zu Beginn bestaunt Caspar David Friedrichs „Wanderer“ die Wandertauben, später erinnern die Bilder an Roy Lichtenstein, ebenso an Elemente aus der Folklore, dem Expressionismus und der postmodernen Malerei. Auch interdisziplinäre Bezüge zu Rainer Maria Rilkes „Der Panther“ werden zugelassen, wenn man die Wandertaube hinter Gitterstäben vermeintlich umsorgt beobachtet.

Die Bilder sprechen phasenweise stärker als der Text, ergänzen ihn mannigfaltig und zeigen durch ihre geballte Farbkraft gleichzeitig einen Verzweiflungsruf auf. Die starken Kolorierungen unterstreichen die Botschaft, die Natur zu bewahren und sorgfältig mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen umzugehen.

Diese Verzahnung von Text, Bild und Aussage kann von Kindern kaum alleine bewältigt werden, sondern sollte erarbeitet und besprochen werden. Die oft unterschwelligen Anstöße an eine moderne und nachhaltige Denkweise verleihen diesem Bilderbuch einen hohen didaktischen Wert und zeigen sowohl die Vergänglichkeit als auch die Chance zur Mitgestaltung unserer immer komplexer werdenden Welt auf. Dieses bewusste Paradox aus malerischem Feuerwerk und inhaltlicher Mission kann pädagogisch genutzt werden und setzt einen zeitgemäßen Kommentar.

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Veröffentlicht am 22.09.2016

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