Made in Vietnam

Autor*in
Philipps, Carolin
ISBN
978-3-8000-5421-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
140
Verlag
Ueberreuter
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine vierzehnjährige Vietnamesin muss in einer Schuhfabrik unter widrigen Umständen das Familieneinkommen erwirtschaften. Sie bekommt Kontakt zu dem Vater des Fabrikdirektors, darüber bekommt sie Infos vom Besuch einer deutschen Delegation in jener Fabrik. Sie plant mit anderen einen Protest. Dies gelingt nicht wie geplant, aber ein Erfolg ist dennoch zu verzeichnen.

Beurteilungstext

Lan muss mit ihren 14 Jahren weit weg von ihrer Familie deren Einkommen erwirtschaften. Die Schuhfabrik stellt Markenschuhe für ein bekanntes deutsches Unternehmen her. Die Arbeitsbedingungen sind völlig indiskutabel: mehr als 10 Stunden Arbeit, meist viele Über- und Nachtstunden, wenige Pausen. Es wird viel Duck ausgeübt, die jungen Beschäftigten sind zumeist 14, 15 Jahre alt. Oft schlafen sie bei der Arbeit vor Erschöpfung ein. Lan muss beim Familienbesuch ihre 11-jährige Schwester mit in die Fabrik nehmen, für sie schrecklich, ihrer kleinen Schwester dies zuzumuten. Aber die Familie ist auf das verdiente Geld angewiesen.
Lan bekommt Kontakt zu dem Vater des Fabrikdirektors, über Schlangen können sie sich gut verständigen, da kennt Lan sich aus. Sie darf Bac-Le bei seiner Schlangenzucht und -pflege unterstützen, bekommt dafür sogar mehr “Lohn” als in der Fabrik. Dort wird sie von ihren Kolleginnen und Kollegen als “Verräterin” angesehen.
Durch ihren Aufenthalt im “Herrenhaus” erfährt sie von einer deutschen Delegation, der deutsche Arbeitsinspektor kommt mit einigen Leuten und seiner Familie. Lan plant mit den Arbeiter/innen aus der Schuhfabrik einen Protest. Diese bekommen es allerdings im entscheidenden Augenblick mit der Angst zu tun. Aber sie besprechen vorher eine Cassette mit ihren persönlichen Geschichten und den Arbeitsbedingungen in der Fabrik.
Lan schafft es mit einem Freund die feine Gesellschaft in Chaos zu bringen, und schließlich die Tochter des Arbeitsinspektors mit dem Sohn des Fabrikdirektors in die Schuhfabrik zu führen, wo wieder (nach einer “sauberen”, gestellten, Vorstellung) ganz normal gearbeitet wird. Das deutsche Mädchen ist völlig geschockt über das, was es dort sieht, auch dem Sohn des Direktors verschlägt es die Sprache. Die Cassette wird abgespielt.
Lan befürchtet, dass nun alles vorbei ist, die Deutschen abreisen, der Direktor doch die Plakette für besonders faire Arbeitsbedingungen in seiner Fabrik ausgezeichnet wird. Aber sie hat Bac-Le unterschätzt. Er hat es organisiert, dass Lans Vater, der im Vietnamkrieg gegen die Amerikaner gekämpft hat, übrigens zusammen mit dem Fabrikdirektor, zu jenem Direktor kommt. Ein Erkennungszeichen verbündet sie als alte Widerstandskämpfer. Das Ende des Buches ist nicht ganz eindeutig. Aber es wirkt so, dass die Arbeitsbedingungen in der Schuhfabrik auf keinen Fall so bleiben werden, und die Arbeiter/innen nicht ihre Arbeitsplätze verlieren werden.
So findet es doch zu einem guten Ende.
Die Autorin beschreibt mit guter Sachkenntnis die Arbeitsbedingungen in einer Schuhfabrik in Vietnam mit einem 14-jährigen Mädchen als Hauptfigur. Die Lebenssituation wird so gut nachvollziehbar. Ein Spannungsbogen wird aufgebaut, der sich bis zum Ende hält. In Umgangssprache, ohne viel drumherum, wird ein politisches Bewusstsein geweckt für Arbeitsbedingungen in der dritten Welt. Vor allem für ein Bewusstsein von uns Konsument/innen in der ersten Welt. Wir sollten mehr darauf achten, unter welchen Umständen unsere gekauften Produkte hergestellt werden. Wir sollten insgesamt kritischer werden, mehr nachfragen.
Wenn dies eine Intention des Buches war, dann ist dies Ziel erreicht worden.
Ich würde das Buch unbedingt empfehlen für Jugendliche, auch für den Unterricht (Politik, Deutsch) - natürlich mit Aufarbeitung.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Ter.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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