Amina. Mein Leben als Junge
- Autor*in
- Philipps, Carolin
- ISBN
- 978-3-7641-7085-1
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 157
- Verlag
- Ueberreuter
- Gattung
- Erzählung/RomanTaschenbuch
- Ort
- Berlin
- Jahr
- 2019
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,95 €
- Bewertung
Teaser
Der Roman beschreibt am Beispiel eines jungen Mädchens, das frei leben möchte, die Lebenssituation von Frauen in Afghanistan, unter der Bedrohung eines fundamentalistischen Glaubensverständnisses der Taliban, die das ganze Land tyrannisieren.
Beurteilungstext
Amin(a) ist ein „bacha posh“, ein Mädchen, das von ihren Eltern als Junge ausgegeben wurde, um vor der afghanischen Gesellschaft besser dazustehen, weil ihre Mutter bislang nur Mädchen geboren hat. Sie hat zunächst alle Privilegien der Jungen und darf sich frei bewegen. Als sie in die Pubertät kommt, weiß sie/er nicht genau, welchem Geschlecht sie/er sich zugehörig fühlen soll. Für einen Jungen ist sie zu sensibel für die Gefühle von Frauen, für ein Mädchen ist er zu freiheitsliebend. Sie/er wächst in einem kleinen Dorf auf, muss dann aber mit der Familie nach Kabul fliehen, weil ein Onkel ins Dorf zurückgekommen ist, der für die Taliban kämpft. Als ihre/seine Schwester an einen seiner Freunde verheiratet wird, der sie misshandelt, flieht sie zurück und verletzt damit die Ehre ihres Mannes. Da die Familie sie wieder aufgenommen hat, hat sie Schuld gegenüber den Taliban auf sich geladen. Fortan lebt man in einem Flüchtlingscamp in Kabul, in der ständigen Gefahr, bei einem Selbstmordattentat zu sterben. Amin(a) rettet sich in die geschützte Atmosphäre des Frauenparks, wo die Frauen relativ frei und selbstbestimmt leben können. Eines Tages aber wird sie/er überrascht, wie sie ihre Kleider und damit ihr/sein Geschlecht wechselt. Sie kommt in ein Gefängnis, wo sie den anderen Frauen ihre Geschichte erzählt. Nur mühsam erinnert sie/er sich daran, wie sie/er hierhergekommen ist. Der Roman wechselt zwischen dieser Rahmenhandlung und Amin(a)s Erzählungen. Er ist von Carolin Philipps gut recherchiert und hält sich auch ziemlich in der Bewertung der afghanischen Frauensituation zurück. Nüchtern beschreibt sie, wie lebensgefährlich die Verhältnisse für alle sind, die sich nicht den Normen der Gesellschaft fügen müssen. Immer wieder erwischt man sich beim Lesen aber auch dabei, mit den deutschen Verhältnissen zu vergleichen: Lebensgefährlich ist es bei uns nicht, zwischen zwei Geschlechtern hin- und her zu switchen, aber das Schwanken des sozialen Geschlechts verunsichert auch uns. Und es wird auch deutlich, wie den afghanischen Frauen zur Zeit am besten geholfen werden kann: Indem Freiräume wie der Frauenpark unterstützt werden, wo Frauen ihre Bedürfnisse nach Bildung, Austausch und Sport ausleben dürfen.