Made in Vietnam

Autor*in
Philipps, Carolin
ISBN
978-3-8000-5421-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
143
Verlag
Ueberreuter
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
9,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 13-jährige Lan arbeitet in einer Schuhfabrik, um den Unterhalt der Familie mitzufinanzieren. Durch die Krankheit ihres Vaters sind ihre Träume, später einmal Medizin zu studieren, geplatzt. Nun muss sie wie viele andere Schuhe für die westlichen Länder herstellen, an deren Sohlen nicht nur der Schweiß der völlig unterbezahlten, oftmals viel zu jungen Arbeiter klebt.

Beurteilungstext

Die Geschichte bietet Einblick in das Leben des vietnamesischen Mädchens, dessen Familie in einem entlegenen Dorf am Fluss lebt und dort ein bescheidenes Einkommen hat. Das Geld reicht nicht, um alle drei Kinder auf die Schule schicken zu können. Als der Vater krank wird, muss Lan die Schule verlassen und bei der Arbeit auf den Reisfeldern helfen. Als eine Naturkatastrophe die Reisernte vernichtete, folgt Lan dem Gerücht, in der Schuhfabrik zu Reichtum zu gelangen, in die Stadt. Doch die Arbeitsbedingungen sind unmenschlich, die jungen Frauen und Mädchen, viele unter dem zulässigen Mindestalter, haben eine einzige Pause, müssen auf Grund der hohen Auftragslage jeden Tag länger als die vertraglich festgelegten Zeiten arbeiten. Zeigen die Arbeiterinnen Zeichen von Müdigkeit oder Erschöpfung, so werden sie mit drakonischen Maßnahmen bestraft. Doch Lan sieht keinen Ausweg aus dieser Situation, diese spitzt sich eher zu, als auch Thao, ihre kleine Schwester in die Schuhfabrik gehen muss, um die kranken Kinder des Onkels, die unter den Spätfolgen des von den Amerikanern eingesetzten Entlaubungsmittels Agent Orange leiden, mitzuversorgen. Durch Zufall lernt Lan den Vater des Fabrikbesitzers, Bac Le, kennen, der versucht die vietnamesischen Traditionen aufrecht zu erhalten, dies aber bei seinem Sohn und dessen Familie nicht verwirklichen kann. Er ahnt, dass der wirtschaftliche Erfolg auf dem Rücken der Arbeiter ausgetragen wird. Da Lan sich mit Schlangen auskennt, wird sie für deren Versorgung von Bac Le angefordert. Damit wird das Mädchen von den Arbeiterinnen zur Verräterin abgestempelt. Als der junge Arbeiter Minh, der die anderen zu einer Protestbewegung auffordert, plötzlich verhaftet wird, sehen sich die jungen Frauen in ihrem Verdacht bestätigt. Als der Fabrikbesitzer einen weiteren Großauftrag bekommt, der innerhalb kürzester Zeit erledigt werden muss, und damit droht, dass die Arbeiter keinen Urlaub für das bevorstehende Neujahrsfest bekommen, will die Belegschaft dies nicht länger hinnehmen. Sie sieht ihre Chance im Besuch einer deutschen Delegation, die die Fabrik mit dem Gütesiegel für herausragende Bedingungen bei der Schuhherstellung prämieren und dadurch international ‚interessant' zu machen. Lan gelingt es gemeinsam mit Bac Le die Tochter des Kommissionsleiters, Wiebke, auf die Missstände hinzuweisen. Doch die Übergabe einer Kassette, auf der die Arbeiterinnen von ihren harten Bedingungen sprechen, scheitert.
Das sich nun dennoch anbahnende Happy End wirkt aufgesetzt und ist angesichts der vorausgehenden Geschichte unbedingt zu diskutieren: Bac Le, der sich mit Wiebke verbündet hat - offensichtlich gibt es keine Sprachprobleme zwischen den Generationen verschiedener Nationen (!)-, fährt zu Lans Dorf, weil sich mittlerweile herausgestellt hat, dass Lans Vater und der Firmenbesitzer im Krieg gegen Amerika Waffenbrüder waren. Für die Fabrikarbeiter ist es zu spät nach Hause zu gehen, sie müssen das Neujahrsfest fern von ihren Familien feiern, konnten diese nicht einmal über ihr Fernbleiben informieren. Die Firma hat die Plakette bekommen, was bedeutet, dass die ‚westliche' Welt diese Arbeitsbedingungen durch eine erhöhte Auftragslage noch unterstützen wird. Da taucht Bac Le auf, der Lans Vater aus dem Dorf am Fluss in die Stadt geholt hat, damit er seinen Sohn zur Vernunft bringe, was ihm, dies scheint das Victory-Zeichen am Ende eines langen Gespräches zwischen alten Freunden anzudeuten, auch gelingt.
Das Buch ist als Klassenlektüre gut einsetzbar, sollte aber nicht unkritisch übernommen werden. Auch wenn viele Aspekte angesprochen werden, wirkt die Fülle der Probleme etwas überzogen, so erscheinen manche Entwicklungen ‚blauäugig'. Auch das Zusammentreffen mit Wiebke zeigt nicht die Tiefe, die nötig wäre, um die Handlung in eine andere Richtung zu lenken. Lan und Thao gelangen durch ‚Zufall' auf die Gewinnerseite, aber ob sich für die Arbeiter etwas ändern wird, bleibt offen. Viele Momente, die in dem Plot so stimmig wirken, sollten bei einer Besprechung durchleuchtet. Als Baustein für ein fächerübergreifendes Projekt ist das Buch sicherlich geeignet.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von magic.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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