Madame Butterfly

Autor*in
Lacombe, Benjamin
ISBN
978-3-942787-22-2
Übersetzer*in
Jacoby, Edmund
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Lacombe, Benjamin
Seitenanzahl
72
Verlag
Jacoby & Stuart
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2014
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
39,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mehr als 9 Meter lang ist das Leporello-Buch, das auf der einen Seite den Text von Puccinis Oper in zumeist farbigen Ölbildern illustriert und auf den Rückseiten einen Fries in japanischem Tusche-Aquarell-Stil textfrei bietet und Madame Chrysanthème in den Mittelpunkt stellt.
Ein wunderbares und sehr aufwendig gestaltetes Buch, das eher Erwachsene anspricht als Kinder, aber das ist kein Nachteil.

Beurteilungstext

Das Buch ist großformatig, der Buchdeckel hat ein Bindebändchen, die Seiten sind gefaltet, sodass sie aufgefaltet werden können, Vor- und Rückseite sind bedruckt und erzählen je eine Geschichte. 36 Seiten im Hochformat, etwa 38 cm hoch x 26,5 cm breit, das sind in der aufgeklappten Breite etwa 9,54 Meter. Eine normale Wohnung, nicht einmal im Flur, wird ausreichen, um das Buch ganz aufgeklappt anzuschauen oder zu präsentieren. Aber allein die Ahnung, wie es aussehen könnte ... , wenn man das Blättern nicht auf den Tisch beschränkte, sondern wirklich viel Länge hätte, lässt das Herz schon ein bisschen schneller schlagen.
Das liegt vor allem an den ungewöhnlichen und auffälligen Bildern von Benjamin Lacombe. Er spielt mit dem Komplementärkontrast. Sein Rot changiert ebenso wie sein Türkis-Blau, man sucht das Grün und das Orange, man findet die Farben mehrfach über die Hell-Dunkel-Darstellung: Ganz wunderbar das Doppelbild der Madame Butterfly so hell und rein, mit diffusem Licht von links beschienen und ringsum fast bedeckt von mehr als 50 Schmetterlingen. Die im Vergleich zum übrigen Gesicht viel zu große Augenpartie zeigt demütig gesenkte Augenlider, die schmale Nase und der knallrot geschminkte Mund lassen vermuten, dass sich hinter den Augenlidern ganz andere Gedanken verbergen.
Die Haut seiner Menschen ist glatt und seidig, helles Licht vertreibt jede Düsternis, sauberes und tiefes Rot sowie helles Blau stechen aus dem stumpfen hellen Braunrot hervor. Die Bilder vermitteln, obwohl sie sehr realistisch gemalt sind, eher traumhafte Sequenzen, interpretieren die Geschichte der Oper von Puccini eher als dass sie sie illustrieren.
Der klein gedruckte Text nimmt das Libretto ernst und erzählt eine Geschichte, die man sich heute nur schwerlich vorstellen kann. Das Vorwort hilft ein bisschen, denn da wird klar, dass von dem amerikanischen Offizier Pinkerton quasi erwartet wird, für die Dauer seines Aufenthalts in Japan sich eine ""Ehefrau"" zu nehmen, die nach seiner Abreise als ""Verlassene"", also Geschiedene gilt, die schnell einen neuen Ehemann finden wird. Pinkerton, der hier die drei Akte lange Geschichte erzählt, heiratet unter diesen Bedingungen das Geisha Mädchen Cio-Cio-San (ihr richtiger Name wird im Buch nicht erwähnt). Diese jedoch nimmt die Heirat viel ernster, es ist für sei ein ""amerikanischer Ehebund"". Pinkerton nennt sie von Anbeginn an ""Butterfly"", also ""Schmetterling"": ""Sie war klein, und ihre Taille war so schmal wie ein Seidenfaden, fast unwirklich ... Ein Puppengesicht von perfektem Oval ... Dieser flatternde Schmetterling würde der meine sein, selbst auf die Gefahr hin, dass ich ihm die Flügel bräche.""
Der Schmetterling gilt nicht nur als flatterhaft, sondern auch als Bote des Todes mit der Hoffnung der Wiederkehr in einer Verwandlung. Wer die Geschichte nicht kennt, ahnt bereits jetzt, dass sie tragisch enden wird. Wie Puccini die Musik sprechen lässt, so Lacombe seine Bilder. Die Exotik nimmt großen Raum ein, aber auch die unterschiedlichen Interpretationen des Ehebunds zwischen dem Offizier und der Geisha, die die Schmetterlinge anzieht wie es das Licht tut, die selbst in ihrem Todeswunsch zum Schmetterling wird, nicht ohne in ihrem Kind wiedergeboren zu werden.

Die Rückseite des Leporellos kommt ganz ohne Text aus. Im japanischen Stil mit blasser Tusche zeichnet Lacombe eine Szenerie voller Symbolik, die sich auf die Novelle ""Madame Chrysanthème"" beruft, die wiederum Puccini beeinflusste, den Stoff als Oper zu komponieren. Sehr beeindruckend, auch wenn man die Novelle selbst nicht kennt, die jedoch im Internet in unterschiedlichen Formaten zu finden ist.

Eine Perle unter den Bilderbüchern.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.04.2015

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