Lucia und das Drachenhalsband - von Mäusen und Monstern

Schlagwörter

• Angst
• Freundschaft
• Tiere

Teaser

In einem verlassenen Gutshaus tummeln sich viele Mäuse aber - zu deren Leidwesen - leider auch eine Übermacht an furchterregenden Mörderkatzen. Es bedarf heldenhafter Mäusetugenden und absoluter Solidarität, um den blutrünstigen Bestien die Stirn zu bieten.

Beurteilungstext

Der "Schrecken" lauert überall. Die Furcht der Mäuse vor ihren Todfeinden ist so groß, dass man eine Katze nie "Katze" nennt, sondern immer nur den "Schrecken". Viele von ihnen hat es schon erwischt, und man muss ständig damit rechnen, der Nächste zu sein. Jedes Mal, wenn eine "Begegnung" stattgefunden hat und alle Mäuse zutiefst geschockt und verängstigt sind, begeben sie sich zu dem alten, weisen Diodorus, der in einem wunderschönen antiken Wäscheschrank inmitten von Damast- und Leinentüchern residiert.
Hier erholen sich die Mäuse bei einer Trostzeremonie von dem Schrecken und schöpfen wieder neuen Lebensmut, indem sie den Geschichten des Diodorus lauschen. Er erzählt von ihrem gemeinsamen Vorfahren, Gil Gamáus, dem Großen, dem listigen und heldenhaften Mäuserich, der die furchterregendesten Monster besiegte und vor nichts und niemandem Angst hatte.

"Um den Schrecken ertragen zu können, muss man etwas haben, woran man glaubt" ist der Kernsatz der Trostzeremonie. Doch eines Tages müssen die Mäuse erkennen, dass auch die schönsten Heldengeschichten angesichts der realen Bedrohung, nur Sinnbilder (Chimären) sind. "Man muss etwas tun" sagt Orlando, der junge Wilde unter den Mäusen. Orlando ist risikobereit, tapfer und klug. Das abenteuerlustige Mausemädchen Lucia wurde von ihm bereits mehrfach, unter Einsatz seines Leben aus größter Not gerettet.

Orlando will nicht länger Heldengeschichten hören, er will kämpfen, um sein Volk vor dem Untergang zu bewahren.
Diodorus, der das Mäusevolk stets durch die Kraft seiner Erzählkunst ermutigen und lenken konnte, sieht ein, dass nun, in der Stunde größter Gefahr, der Zeitpunkt gekommen ist, die Führung an Orlando und somit an die jüngere Generation abzugeben.
So entsteht schließlich eine Gemeinschaft, deren Tapferkeit allen Mäusen übermächtige Kräfte im Kampf gegen den Todfeind verleiht. Dies wird symbolisiert durch das Halsband von Lucia, das sich mit zunehmendem Heldenmut der Mäuse in einen furchterregenden Drachen verwandelt, der die Monsterkatzen vertreibt.

"Lucia und das Drachenhalsband" vereint Elemente der Fabel, des Märchens und der griechischen Mythologie in elf Kapiteln zu einer kunterbunten, fantastischen und spannungsreichen Gesamterzählung.
Die Sprache ist ausdrucksstark und reich an wunderschönen, märchenhaften, poetischen und skurrilen Bildern.
Genauso beeindruckend sind auch die furchtbaren, grauenerregenden Schilderungen von Monstern und mörderischen Katzen.
Lesern im Alter zwischen 9 und 90 Jahren bietet die Geschichte sowohl gruselige wie auch amüsante Unterhaltung. Die Erzählung vermittelt aber auch Einblicke in klassische Konflikte zwischen den Generationen, die versöhnlich gelöst werden können.
Die Illustrationen- teils farbig, teils schwarzweiß - geben wider, was wir durch den Text schon so eindrucksvoll erfahren haben: Schrecken, Todesangst, Heldenmut und List, alles mit einem Augenzwinkern, mit grotesken Übertreibungen und komischen Elementen vermischt.

Wie schön, dass in dieser Erzählung die Vernunft siegt und alles zu einem guten Ende kommt.