Lollo

Autor*in
Lobe, Mira
ISBN
978-3-7026-5852-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Weigel, Susi
Seitenanzahl
80
Verlag
Jungbrunnen
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2013
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

""Lass uns in den Wald kutschieren, was kaputt ist, reparieren und nicht die Geduld verlieren…"". Nach diesem Motto ""lebt"" die kleine Puppe Lollo mit ihren Freunden im Wald. Alle wurden sie einst weggeworfen, aber niemand fühlt sich als Gerümpel. Und so reparieren, bauen und pflegen sie einander und die anderen Spielzeug- und Waldtiere, bis die listige Mäusebande ihnen fast alles verdirbt. Lobe und Weigel verbinden Sprachspiel mit Spannung und sorgen damit für allerlei Spaß am Lesen und Vorlesen.

Beurteilungstext

Was passiert eigentlich mit Spielsachen, die kaputt sind und keiner mehr haben will? Genau, sie landen auf der Müllhalde. Manchmal viel zu früh, meint Mira Lobe hier, die mit dem vorliegenden Kinderbuch unter anderem aufzeigt, dass hinter unserer Wegwerfgesellschaft mancherlei Schatz verborgen bleibt.
Im Mittelpunkt ihrer Geschichte steht die kleine schwarze Puppe Lollo, die ebenfalls auf dem Müll landet, sich mit ihrem Schicksal aber nicht abfindet. Mit Optimismus und Tatendrang baut sie sich mit Maxerl, einem ebenfalls lädierten Puppenjungen, eine neue Welt auf, in der sie selbst entscheiden, was gut für sie ist. Damit stellt Lobe zwei Helden vor, die besonders sind, weil sie anders sind - anders, als von ihnen erwartet. Deswegen werden sie ja ausgesondert und finden schließlich einander. Gleichzeitig schenkt die Autorin dieser Andersartigkeit keinerlei weiterer Bedeutung. Unsere Helden sind damit wieder so normal, wie alle anderen in der Geschichte auch. Und sie bleiben nicht lange allein. Ein soziales Gefüge entsteht, als sich nach und nach andere Spielsachen anfinden, die auch repariert und damit wieder anerkannt werden wollen.
Mit diesem Wunsch nach Zugehörigkeit in einer Gruppe und dem Bedürfnis nach Zuwendung, des Gebrauchtwerdens und dem der gesellschaftlichern Herausforderung greift Lobe Themen auf, die auch nach 25 Jahren nach der Erstausgabe von ""Lollo"" zu unserem Alltag gehören. Wer sich die Zeit nimmt, zwischen den Zeilen zu lesen, entdeckt Lobes versteckte Botschaften. Einander achten und füreinander einstehen heißt, hilfsbereit und verantwortungsvoll für den anderen zu sorgen und auch mal seine eigenen Bedürfnisse zum Wohle des anderen zurückzustellen. Manchmal ist Geben eben schöner als Nehmen. Ein solches Zusammenleben funktioniert aber nur, wenn sich alle an gemeinsame Regeln halten. Das Gefüge schwankt, dominieren Neid und Missgunst gegenüber dem Wohl einzelner.
Natürlich lassen sich diese Botschaften nicht ohne weiteres von Kindern gleich entdecken. Aber gerade diese Tiefgründigkeit lädt zum gemeinsamen Austausch ein und macht den Text dadurch noch wertvoller. Für den kindlichen Leser, egal ob als Erstleser oder als Zuhörer, stehen die kleinen Episoden im Vordergrund, in denen unsere Helden allerlei Aufgaben zu bewältigen haben. Die lustigen Reime umspielen in schwungvoller Manier dabei so manches Problem, das Lollo und ihre Freunde aber jedes Mal meistern. Dabei fällt auf, dass die Reime keinem festen Muster folgen, sondern hier und da von ihrer Form abweichen. Der doch recht lange Text neigt dadurch erst gar nicht zur Einfältigkeit und stellt damit auch den geübten Vorleser vor eine niveauvolle Herausforderung.
Weigels Illustrationen unterstreichen diesen Anspruch, bewirkt die Reduktion auf die Farben Rot, Schwarz und Weiß eine Sensibilisierung auf die Handlung und ihre Protagonisten. Auf einen Bildhintergrund verzichtet die Künstlerin genauso wie auf jegliche Art Ausschmückungen oder Verzierungen, wodurch die Zeichnungen zeitlos und geschmackvoll wirken. Zuverlässig bleibt Weigel diesem Stil treu, genauso, wie die roten Farbtöne stets das von Lollo und ihren Freunden wieder hergerichtete Körperteil bzw. das wundersame Tuch, wodurch alle Reparaturen überhaupt möglich sind, zeigen.
All jene Botschaften und versteckten anspruchsvollen Deutungsweisen verpackt Lobe in eine vereinfachte, kindgerechte und einfühlsame Geschichte, die einen nicht zuletzt entscheidenden Fakt für sich nutzt: den kindlichen Drang, Dinge im Spiel zu personifizieren. Mit völliger Hingabe werden im Spiel Puppen, Autos, Tiere und allerlei anderes liebgewonnen Stück mit Gefühlen, Sprache und Gedanken versehen, die das Spiel dann geradezu dominieren. Genau das macht Lobe mit Lollo und ihren Freunden: sie lässt sie zum Leben erwecken, um gemeinsam allerhand Abenteuer zu bestehen.
Damit haben Lobe und Weigel ein in vielerlei Hinsicht vielschichtiges Kinderbuch geschaffen, das für Jung und Alt ein wahrer Schatz sein dürfte.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SI.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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