Lilly unter den Linden

Autor*in
Voorhoeve, Anne C.
ISBN
978-3-473-35251-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
256
Verlag
Ravensburger
Gattung
Ort
Ravensburg
Jahr
2004
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Ich-Erzählerin Lilly ist 13 Jahre alt und erlebt im Jahre 1988, wie ihre Mutter Rita an einer schweren Krankheit stirbt. Schon ihr Vater war vor längerer Zeit ums Leben gekommen. Die Mutter war in den siebziger Jahren aus der DDR geflüchtet, nachdem sie ihren Freund und späteren Mann in Ungarn kennengelernt hatte. Zum Begräbnis der Mutter erscheint ihre Tante Lena aus dem Osten, die mit ihrer Familie in Jena wohnt. Sie hatte wiederum in den 70er und 80er Jahren in Jena einem Kreis von kritischen Bürgern angehört, war in jene Flucht ihrer Schwester eingeweiht gewesen, dafür im Gefängnis gelandet und durfte ihre Tochter nicht sehen, drei Jahre lang. Das alles enthüllt sich jedoch erst am Ende der Erzählung, es schwebt als Geheimnis durch das Buch. Die Turbulenzen beginnen, als Lilly in eine Pflegefamilie in Hamburg soll, weil sie keine weitere Verwandtschaft im Westen hat. Da begibt sie sich auf eine Reise in die DDR, um Lena zu besuchen, die ihr lieb vorkam. Nun wird es erst recht dramatisch, Republikflucht andersherum sozusagen, und nach vielen Wirren und den Ereignissen der Wende gelingt es ihr, in Jena Fuß zu fassen. Familien- und Schulverhältnisse hier und dort werden dabei literarisch nachgestaltet.

Beurteilungstext

Die Erzählung arbeitet nicht mit den herkömmlichen Klischees zur DDR und zur BRD. Viele Begebenheiten des Alltagslebens in beiden Ländern werden mit liebevoller Komik nachgezeichnet, und einige Vorurteile werden gar nicht erst aufgetischt, hingegen werden auch heute offen diskutierte Sachverhalte aus dem Alltagsverständnis der BRD episodisch eingebracht, so z. B. das Desinteresse an der DDR, das dort beständige gefahrvolle Leben, die “Freiheit” im Westen usw. Die Spannung ergibt sich aus der geheimnisvollen Atmosphäre, die sich um die Mitwisserschaft Lenas an der Flucht Ritas und dem Verhalten der Tochter Lenas Lilly gegenüber entwickelt. Dem schließen sich die differenzierten Beurteilungen der Lage im Osten nach der Wende an (Mauer in den Köpfen, Arbeitslossigkeit statt blühender Landschaften, Niedergang kultureller Einrichtungen etc.). Ein interessantes Buch zur sogenannten “Wende”, das durch Komik und Ernst gleichermaßen lebt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von rene.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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