Lilly unter den Linden

Autor*in
Voorhoeve, Anne C.
ISBN
978-3-473-35251-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
255
Verlag
Ravensburger
Gattung
Ort
Ravensburg
Jahr
2004
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

An der Beerdigung ihrer Mutter (1988) trifft die dreizehnjährige Lilly ihre Tante aus der DDR. Sie fühlt sich ihr sofort sehr verbunden und beschließt nach deren Rückreise ihre Übersiedlung in die DDR. Allerdings recht blauäugig, eben wie eine Dreizehnjährige. Erst, als sie dort angekommen ist, versteht sie zunehmend die Problematik und die Realität der DDR.

Beurteilungstext

Ein Stück deutscher Geschichte wird hier aus dem Erleben eines dreizehnjährigen Mädchens lebendig. Die Erzählung spielt kurz vor der Wende, 1988. Lilly lebt mit ihrer Mutter in Hamburg. Die Mutter, vor 14 Jahren aus der DDR, aus Jena geflohen wegen ihrer Liebe zu einem jungen Mann aus Hamburg, verstirbt. Lilly weiß nicht sehr viel über deren Vergangenheit, schon gar nicht über die Hintergründe und die Umstände der Flucht selbst. Die Schwester der Mutter, Lena, darf zur Beerdigung in den Westen kommen für drei Tage. Sofort verstehen sich Lilly und ihre Tante. Als diese zurückgereist ist, beschließt Lilly, dass sie nach Jena zieht. Schließlich hat sie in Hamburg keine Familie, keine Verwandtschaft mehr. Ihr Vater ist vor vielen Jahren tödlich verunglückt, und die Verwandtschaft ihrer Mutter lebt in Jena. Das setzt sich Lilly in ihren Kopf, und zieht ihren Plan auch durch. Eingeweiht werden der Freund ihrer Mutter und ihre Freundin aus dem Internat, in dem Lilly seit der fortgeschrittenen Krankheit ihrer Mutter lebt.
Lilly geht naiv an ihre Reise in die DDR; sie macht sich nicht klar, dass dort ein völlig anderes System herrscht, und vor allem nicht, was dies bedeutet. Dem Freund ihrer Mutter ist der Plan nicht geheuer, dennoch unterstützt er Lilly und bringt sie mit seinem Wagen nach Ost-Berlin. Von dort aus fährt Lilly mit dem Zug bis Jena - am Heilig Abend. Ihre Verwandten wissen nichts, und so erlebt Lilly bei ihrer Ankunft eine böse Überraschung. Ihre Kusine knallt ihr die Tür vor der Nase zu, sie ist entsetzt und sieht ihre Hoffnungen auf ihr neues Familien-Leben schwinden. Nun reihen sich die Verwicklungen und Schwierigkeiten aneinander. Natürlich wird Lilly vom Internat aus schon gesucht, die Stasi ist auch bereits informiert. Ihre Tante und deren Mann erfahren, dass Lilly nach Jena gekommen ist und machen sich auf die Suche nach ihr. Die Vergangenheit holt sie ein, Beziehungen zu einem ehemaligen Freund, jetzt ein Mann mit guten Kontakten bei der Stasi, wird von Lena eingeschaltet. Denn Lilly hat weder eine Besuchserlaubnis noch ein Visum. Wie denn auch, denn sie hat ja gar keine Ahnung von diesen Dingen. So erlebt sie hautnah, dass man nicht einfach so in die DDR reisen kann, geschweige denn dort bleiben kann. Sie sieht und erlebt nun auch den Alltag im anderen Deutschland. Manches versteht sie nicht, ärgert sie auch. Sie sieht, dass hier nicht der Luxus herrscht, den sie kennt. Ihr Kusin und ihre Kusine und sie nähern sich an. Schließlich muss sie aber nach einer Woche wieder nach Hamburg zurück fahren, ein längeres Visum kann sie nicht erhalten, auch trotz der unliebsamen Kontakte zur Stasi nicht. Ihre Verwandten, Lena und ihr Mann, bemühen sich darum, dass Lilly ganz offiziell übersiedeln kann. Bis dies seinen bürokratischen Weg gegangen ist, werden die Unruhen in der DDR grösser, und schließlich fällt sogar die Mauer. Lilly reist kurz danach zu ihrer Familie nach Jena und lebt dort. Bis dahin hat sie einen Riesensprung in ihrer Entwicklung gemacht, ist bewusster und reifer geworden.
Ein spannendes Jugendbuch, das ich unbedingt empfehlen kann. Aus dem Erleben von Lilly wird ein Teil der deutschen Geschichte lebendig. So wird unsere jüngste Vergangenheit kindgerecht vermittelt. Über diese Lektüre könnte ich mir gut einen weiterführenden Unterricht als fächerübergreifendes Projekt vorstellen.
Das Buch soll bereits verfilmt worden sein, leider habe ich keine weiteren Angaben darüber.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Te.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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