Lilly unter den Linden
- Autor*in
- Voorhoeve, Anne C.
- ISBN
- 978-3-473-35251-7
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- –
- Verlag
- Ravensburger
- Gattung
- –
- Ort
- Ravensburg
- Jahr
- 2004
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 12,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Nach dem Krebstod der Mutter beschließt die 13-jährige Lilly sich nicht in eine Pflegefamilie stecken zu lassen, sondern zur Familie ihrer Tante zu ziehen. Aber es ist 1988, Lilly lebt in Hamburg, ihre Tante in Jena/DDR. Der Plan gelingt, aber weckt auch in Jena nicht nur Freude, denn die Flucht von Lillys Mutter aus der DDR hat die Familie stark in Mitleidenschaft gezogen.
Beurteilungstext
Eine junge Frau hat ihre erste Stelle in Köln am historischen Seminar angetreten und auf dem Institutsfest erzählt sie einem der Doktoranden ihre Geschichte. Das ist die Rahmenhandlung, die am Schluss wieder aufgegriffen wird. Der junge Mann fährt noch in der Nacht mit Lilly nach Jena zu ihrer Familie.
Das wirkt zunächst etwas aufgesetzt, aber die Erzählung aus Lillys Sicht umfasst nicht nur eine höchst komplizierte Familiengeschichte, Lillys Umgang mit der sterbenskranken Mutter, sondern auch die Auseinandersetzung mit Erfahrungen in der DDR. Dabei stehen Lillys Erfahrungen nach der Übersiedlung in der Schlussphase der DDR eher am Rande, wichtiger sind die Erzählungen der Mutter, die geprägt sind von Heimweh und der Erinnerung an ihre Kinder- und Jugendzeit. Dazu kommen allmählich die schlimmen Reaktionen der Obrigkeit auf die Flucht der Mutter aus der DDR, die vor allem das schwierige Verhältnis von Tante Lena zu ihrer Tochter prägen. Aber trotz der komplizierten Zusammenhänge, die erst nach und nach deutlich werden, trotz der wiederholten Rückblicke, ist die Lektüre fessselnd. Überwiegen im Anfang die pubertären Auseinandersetzungen Lillys mit Mutters Freund Pascal und ihre Trauer- und Erinnerungsarbeit an die gestorbene Mutter, so nimmt die Geschichte Fahrt auf, als Lilly mit Pascal nach Ostberlin fährt. Schon ihre Bahnfahrt nach Jena zeigt ihr, wie wenig sie trotz der vielen Erzählungen der Mutter über die DDR weiß. (s.a. S.30 Nicht einmal Pittiplatsch kennt sie! )
Geprägt wird das Buch von der These, zuhause sein kann man überall, Hauptsache ein Kind/ ein junger Mensch findet einen Boden, in dem er Wurzeln entwickeln kann. Für Lilly ist das lebensnotwendig, aber damit wird die Entscheidung der Mutter, wegen ihres Freundes die DDR zu verlassen, verurteilt, zumal die schlimmen Folgen für Lenas Familie trotz fehlender Vorwürfe die Familiensituation bis in die Gegenwart prägen. Auch wenn Lena ihrer Schwester keine Schuld gibt! Die ständigen Zeitsprünge machen die Lektüre durchaus anspruchsvoll, auch wenn der persönliche Stil und die vielen eingeschobenen Gespräche und Monologe die Lektüre erleichtern. Durch die Verbindung von persönlichem Schicksal und politischer Entwicklung vermag das Buch junge LeserInnen ansprechen, die - wie Lilly vor ihrer Übersiedlung- sich eigentlich nicht für die DDR interessieren.
Auf die Wendezeit geht die Autorin nur ganz kurz ein (S.241ff) Sie erzählt, wie es der Familie in und nach der Wende erging.
Der Titel kann zunächst irreführen. Das Buch spielt kaum in Berlin, auch wenn eine der entscheidenden Szenen dort angesiedelt sind.(S.225ff)