Lilis Leben eben

Schlagwörter

• Emanzipation
• Familie

Teaser

Lili ist 12 und fährt mit ihren Eltern im August ans Meer. Sie träumt sich in eine abenteuerliche Geschichte hinein.

Beurteilungstext

Lili ist ein Einzelkind mit etwas exzentrischen, berufstätigen Eltern, die versäumt haben, rechtzeitig eine angemessene Urlaubsbleibe an zu mieten. Nun leben die drei in einem zu kleinen Apartment zu eng aufeinander. Die sensible, introvertierte Lili träumt sich in eine abenteuerliche Geschichte hinein ( in der ihre Eltern sie auf einer Raststätte aussetzen und sie die Ferien dort mit einem ebenfalls ausgesetzten Hund verbringt), die sie auch in einem Tagebuch festhält. Die Autorin bietet zwei Schluss-Variationen an: 1) Die Eltern lesen die Geschichte, sind empört und verärgert. Lili läuft auf dem Rückweg auf der großen Raststätte weg und muss von der Polizei gesucht werden. 2) Die Eltern finden zwar Lilis geheime Aufzeichnungen, lesen sie jedoch NICHT - die Familie fährt erholt nach Hause. Lili ist glücklich.
Zunächst ist es die “ganz normale” Urlaubshektik, mit der die Familie losfährt: Staus auf der Straße, ein kleiner Auffahrunfall, in den der Vater verwickelt wird, erschöpfte Rast auf einer überfüllten Raststätte. Dort beobachtet Lili, wie eine Familie ihren Hund “ausbootet” und weiterfährt. Dies wohl löst bei ihr Phantasien vom Verlassenwerden aus ... und sie spinnt ihre Geschichte daraus. Lange kann die Leserin nicht ausmachen, was nun “Dichtung” und was “Wahrheit” ist. Dieses Verwirrspiel ist reizvoll und bedrückend zugleich. Es spiegelt die unsichere, hochsensible emotionale Befindlichkeit pubertierender Mädchen. Gleichaltrige Mädchen können sich daher unschwer mit Lili identifizieren.
Die Sprache in dem an realen Ereignissen eher sparsamen Buch ist temperamentvoll, präzise und spürt sensibel den Phantasien des Kindes nach. Lesenswert ab der angesprochenen Altersstufe.