Liebe, Sand & Seidenschleier

Schlagwörter

• Emanzipation
• Gefühle
• Kulturen
• Spannung

Teaser

Die siebzehnjährige Mimi erhält von der “Tagespost” das Angebot, als ständige freie Mitarbeiterin für die “Seite für junge Leser” zu arbeiten. Darüber freuen sich ihre beiden Tanten, die die Elternfunktion übernommen haben. Die Einladung ihres älteren Freundes Carlos, ihn in Marokko während einer Exkursion für eine Woche zu begleiten, stößt bei den älteren Damen auf Skepsis. Nicht dass sie für das Ressort Prüderie stünden. Aber sie weisen auf den Altersunterschied hin und darauf, dass Carlos bereits zwei Wochen früher als Mimi abreisen wird.
In Marokko hat Mimi dann Krisen und Abenteuer zu bestehen. Sie kann sich letztlich sowohl im Souk von Marrakesch
als auch im Beziehungsgeflecht einer studentischen Exkursionsgruppe zurechtfinden.

Beurteilungstext

Die Sprache der Hauptfigur wirkt zuweilen etwas bieder und altklug: “... ich komme neu dazu... und jünger als die anderen bin ich auch... Und vergiss nicht, ich bin noch Schülerin.” [S.12f]
Die Geschichte dagegen vermag zu faszinieren. Marokko und insbesondere Marrakesch haben ihren Reiz nicht verloren. In der Beschreibung der Atmosphäre und in der Schilderung der Beziehungen zwischen den Mitreisenden vermag die Autorin zu überzeugen. Allerdings überrascht es, wenn Wanda, die raffinierte und abgebrühte Rivalin, Mimi so angeht: “Aber klar, du bist ja noch reichlich jung.” Und muss ein Student unbedingt im fiktionalen Marokko
unbedingt aus dem Film “Casablanca” zitieren ? [S.22]
Nicht nur weil es politisch korrekt ist, sind die Erfahrungen Mimis, die sie in der marokkanischen Gesellschaft macht, ein wirkliches Pfund, mit dem die Autorin zurecht wuchert. Unterdrückung von Frauen, Sich-arrangieren mit der harten gesellschaftlichen Wirklichkeit, Kinderarmut, harte soziale Gegensätze - Sissi Flegel lässt Mimi viel ge-
sellschaftliche Realität erleben, ohne dass es lehrbuchartig wirkt.
Ihre kriminalistischen Fähigkeiten hat Mimi schon häufiger unter Beweis gestellt. Indem sie das Geheimnis des Seidenschleiers löst, deckt sie zugleich ohne Zeigefinger die tief patriarchalen Strukturen auf, die ein junges Paar zu einem Leben zwingt, das an Zeiten erinnert, in denen Märchenerzähler die heimliche Liebe eines Bettlers zu einer Prinzessin ausgestalteten.
Das Buch verdient wegen seiner Weltoffenheit und seiner mutigen Hauptfigur viele Leserinnen. Ob das Alter der Protagonistin und die Zielgruppe zusammenpassen, wird der Markterfolg beweisen.