Liebe für Anfänger

Autor*in
Semel, Nava
ISBN
978-3-941087-82-8
Übersetzer*in
Pressler, Mirjam
Ori. Sprache
Hebräisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
113
Verlag
Jacoby & Stuart
Gattung
Taschenbuch
Ort
Berlin
Jahr
2010
Lesealter
14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Freizeitlektüre
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In sieben Geschichten erzählt die Israelin Nava Semel, geboren 1954 in Tel Aviv, einfühlsam, poetisch und gelegentlich mit humorvollen Anklängem vom Erwachen der Liebe.

Beurteilungstext

Fast schlicht kommen diese sieben Erzählungen daher. Eine Vielzahl von Adjektiven ist auch nicht nötig, um die Situationen zu beschreiben, in denen hier die Liebe erwacht. Die Geschichten sind in verschiedenen Zeiten in Israel angesiedelt und spannen locker einen historisch-emotionalen Bogen von 1936 bis zur Gegenwart. Die letzte und längste Geschichte spielt 1936. Sie hat ein knappes, sehr informatives Vorwort über den historischen Kontext, in dem sie spielt, nämlich vor der Gründung des Staates Israel, in dem der Streit über das Schicksal des Landes das nachbarliche Zusammenleben zwischen Juden und Arabern bedrohte und beide Völker sich den Hass gegen die Briten teilten. Die Zeit der Gewalt hatte begonnen, heißt es im letzten Satz dieser Intro - im letzten Satz der eigentlichen Geschichte ist die Rede von einem fürchterlichen Fluch, der gebannt werden muss. Hier wird deutlich, dass die Geschichten, trotz ihres universellen und individuellen Themas, auch in der Historie Israels verankert sind.
Jeder Erzähler kommt in der Ich-Person zur Sprache. Dominant ist jeweils der innere Monolog des Erzählenden, seine Reflexion, seine Erinnerungen. Mit wörtlicher Rede oder gar Dialogen wird sparsam umgegangen und sie stehen, wenn doch, immer für einen emotionalen Schwerpunkt, wenn zum Bespiel der Name des Verliebten ausgesprochen wird.
Jede Geschichte entfaltet behutsam eine Facette der Liebe, hat einen Schwerpunkt, in dessen Kontext die Geschichte eingebettet ist. Da geht es um den Sommernachtstraum von Shakespeare, wo der verliebte Junge unbedingt den Esel spielen will, weil nur der Esel von der hübschen Lyra geküsst wird, die die Königin des Elfenreichs spielt.
Sehr eindrucksvoll ist auch die Geschichte "Ein Liebesbrief", in dem ein Junge sich in einen anderen verliebt und seine große Liebe erst mit Hilfe seiner Großmutter erobern kann, die ihm beibringt, wie man einen Liebesbrief schreibt. Ihre Liebe zum Großvater, die einst niemand für möglich hielt und sich doch erfüllte, zeigt ihm, dass Liebe auch Mut braucht.
Trotz der schnörkellosen Sprache entwirft Nava Semel poetische Bilder, die dem Leser klar machen, warum die Liebe in diesem Moment gekommen ist: Da gibt es z.B. den Jungen mit dem "dichten, kurzgeschnittenen Haaren wie frisch gemähtes Gras". Da gibt es die Mutter, die Abend für Abend weinend den Film Casablanca schaut, da geraten Gedanken durcheinander "wie die zerknüllten Seiten eines Stücks, von dem man nicht weiß, wo es anfängt und wo es endet". Und in "Mondspaziergang" geht es vor dem Hintergrund von Apollo 11 um die Einsamkeit eines Jungen, der nach dem Tod seines Vaters selbst von seiner besten Freundin, in die er zugleich verliebt ist, buchstäblich im Dunklen gelassen wird.
Ergänzt wird das Buch von schwarz-weißen Illustrationen, jeweils eine pro Geschichte. Deren sanfte Verwaschenheit passt gut zu den Gefühlen, die hier kunstvoll heraufbeschworen und durch Miriam Pressler wunderschön in unsere Sprache wiedergegeben wurden.
Ein kleines, aber großes Buch.

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Diese Rezension wurde verfasst von krä.
Veröffentlicht am 18.09.2023

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