Leonce und Lena

Autor*in
Büchner, Georg
ISBN
978-3-934029-60-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kundert, Almud
Seitenanzahl
36
Verlag
Kindermann
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2013
Lesealter
4-5 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,50 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Prinz Leonce vom Lande Popo ist Weltmeister im Sichlangweilen. Mit dem Vagabunden Valerio versteht er sich daher gut und flieht mit ihm vor der für ihn geplanten Verheiratung. Im Nachbarland Pipi geht es der Prinzessin Lena ebenso. Der Zufall führt sie im Gasthof auf dem Weg nach Italien zusammen: Sie verlieben sich und kehren nach Popo zurück, heiraten dort und werden glücklich. Die Kunstwelt Büchners zeigt Kundert in ihren Bildern meisterhaft.

Beurteilungstext

Dieses absurde Märchen aus der Zeit der deutschen Minireiche, in der nur die alles sprengende Kraft der Liebe das Leben retten kann, ist nicht realistisch bebilderbar. Den großen Schritt unternahm Robert Wilson, dessen puppenhafte Inszenierung im Berliner Ensemble 2005 neue Maßstäbe setzte. Almud Kundert übersetzt die Bildersprache Wilsons in Bilderbuch kompatible Absurditäten voller Witz und Ironie, in lieblichen Farben und schrägen Formen - im doppelten Sinne schräg. Hauptutensil aller ist ein güldener Schlüssel, den meisten steckt er im Rücken, den Handelnden baumelt er am Gürtel. Sogar die Vögel und Hasen müssen aufgezogen werden, der senile König hat allein im Schädel drei Schlüssel zum Aufziehen, was seiner Merkfähigkeit aber auch nicht mehr hilft. Erst außerhalb des Reiches scheint es noch Lebewesen zu geben, die natürlich leben - und hier entdecken die beiden jungen Leute, ohne sich zu kennen, ihre Liebe zueinander. Amüsant zeigt Kundert, wie selbst die jubelnden Bauern dem Hofritus entsprechend ausgestattet werden: ""sämtliche Untertanen werden sich wohlgenährt …aufstellen"" - sie sind’s nicht, also wird ihnen ein Kissen unters Wams gestopft.
Kindermann erzählt die Geschichte locker und leicht verständlich (vermeidet aber auch Vokabeln nicht, die Büchner nutzte, da müssen halt die Erwachsenen aufkommende Fragen beantworten, was bekanntlich kein Schade ist), Zitate aus Büchners Text sind kursiv gedruckt.
Der politische Gehalt der dekadenten Herrscherporträts und der deutschen Kleinstaaterei, der Bürokratie und der inhaltsleer gewordenen Rituale zielt nicht auf Kinderverständnis. Aber wer dieses schöne Bilderbuch aufhebt, wird sich daran erinnern, wenn 10 Jahre später in der Schule Büchner auf dem Programm steht oder ein Theaterbesuch. Und mit Gewinn kann man dann nochmal nachgucken, was man als kleines Kind schon verstanden hat und was nicht.cjh13.13

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Büchner, Georg

Büchner, Georg

Leonce und Lena

Weiterlesen
Büchner, Georg

Leonce und Lena

Weiterlesen