Krieg - Stell dir vor, er wäre hier

Autor*in
Teller, Janne
ISBN
978-3-423-62557-9
Übersetzer*in
Engeler, Sigrid C.
Ori. Sprache
Dänisch
Illustrator*in
Jensen, Helle Vibeke
Seitenanzahl
57
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2013
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
5,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Asylbewerber in einem fremden Land, in einer fremden Kultur - hier in einer umgekehrten Welt. Krieg ist in Europa, und dem 14- jährigen Protagonisten bleibt mit seiner Familie nur die Flucht von Deutschland nach Ägypten.

Beurteilungstext

Leider täglich hören wir Berichte von Krieg, Vertreibung und Flucht. Das trifft aber nicht uns Menschen in den westlichen Demokratien. Wir werden mit den Schicksalen und Problemen der betroffenen Menschen nicht direkt konfrontiert. Wenn uns hier Menschen aus fremden Kulturen begegnen, kennen wir ihre Geschichte meist nicht.
Janne Teller kehrt in ihrem Buch ""Krieg"" diese Tatsache um. Hier sind es die Länder Europas die sich bekriegen. Diktaturen sind an die Stelle der Demokratien getreten. Im zerstörten Deutschland lebt der 14- jährige Protagonist mit dem Rest seiner Familie im Keller ihres zerbombten Hauses in ständiger Angst. Angst vor der Kälte im Winter, vor Hunger, vor den Heckenschützen beim Wasserholen, davor, dass die kranke Mutter unter diesen Umständen den Winter nicht überlebt. Er möchte nur noch weg in ein Land, in dem kein Krieg ist. Frieden herrscht nur noch in der arabischen Welt.
Tatsächlich gelingt es dem Vater, mit Männern in Kontakt zu treten, die Flüchtlingstransporte in den Nahen Osten organisieren. Es ist gefährlich und sehr teuer, die Familie weiß nicht, ob sie Freunde und Verwandte je wieder sieht, aber sie macht sich auf den Weg. In Ägypten lebt er mit seiner Familie zwei Jahre lang in einem riesigen Zeltlager für Asylbewerber, darf nicht arbeiten oder zur Schule gehen, muss Anfeindungen ertragen ohne sich zur Wehr zu setzen. Denn wer auffällt, wird zurückgeschickt. Später bekommt die Familie Asyl, aber keine Hilfen.

Der Leser begleitet den Protagonisten weiter durch sein Leben in der fremden Kultur bis ins Erwachsenenalter, in dem er langsam ein bescheidenes Auskommen mit seiner Familie hat. Es ist so anders als es je in Deutschland war und hätte werden sollen. Sein Tagebuch aus der Zeit vor dem Krieg erinnert ihn noch daran. Er bleibt ein Fremder. Das Buch endet mit den berührenden Worten: ""Trotzdem denkst du jeden Tag daran, wann du nach Hause zurückkehren kannst. Nach Hause. Nach Hause?""

Eindringlich und unmittelbar erreicht die Autorin damit, aber bereits mit den ersten Worten den Leser ""Wenn bei uns Krieg wäre, wohin würdest du gehen?""
Sie bleibt dabei, ihn durchgängig direkt anzusprechen, er schlüpft also von Anfang an in die Rolle des 14-jährigen Jungen und kann sich der Identifikation mit ihm nicht entziehen. So spürt er mit ihm die Angst und wie es sich anfühlt, als Flüchtling in einer fremden Kultur zu leben, ohne all das, was das frühere Leben im Frieden ausgemacht hat und was dem jetzigen Leben des Lesers entspricht.

Der Text umfasst nur 48 Seiten, der Erzählstil ist sachlich, fast lapidar. Die Gefühle des Protagonisten werden nicht beschrieben, wodurch sich die emotionale Wirkung auf den Leser noch verstärkt. Dazu tragen außerdem die meisterlichen symbolhaften Zeichnungen bei. In einem Nachwort beschreibt die Autorin, warum sie sich bei einer Geschichte über Migration für diese Vision entschieden hat und wie diese entstanden ist.

Wohl selten findet man ein Buch, das es überhaupt und dann noch in der Form und Kürze schafft, den Leser so in den Bann zu ziehen, tief zu berühren und nachhaltig zu beeindrucken. Es ist deshalb und zudem vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse Lesern ab 10 Jahren bis zum Erwachsenenalter dringend zu empfehlen.
Besonders geeignet ist es auch als Klassenlektüre, bereits ab der 5. Klasse, aber auch für alle weiteren Klassen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von HB.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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