Krempe, Kottek und das Ding mit Misses Schulz

Autor*in
Schindler, Mara
ISBN
978-3-499-21770-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Böhlke, Dorothee
Seitenanzahl
202
Verlag
Rowohlt
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Reinbek
Jahr
2017
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Krempe, die eigentlich Karoline heißt, 10 Jahre alt ist und mit ihrem Opa Kottek im stillgelegten Bahnhof wohnt, lebt zufrieden in der kleinen, gut funktionierenden Dorfgemeinschaft. Doch eines Tages erscheint Misses Schulz vom Jugendamt und Krempes heile Welt gerät mächtig in Schieflage.

Beurteilungstext

Krempes Eltern sind bei einem Brand ums Leben gekommen. Damals war sie noch ein Baby und lag im Kinderwagen, den Opa Karl-Johann Tennek, genannt Kottek, spazieren fuhr. Seit diesem Unglücksfall wohnt Krempe bei Kottek, der inzwischen über siebzig Jahre alt ist, im ehemaligen Bahnhof eines kleinen Dorfes in der Nähe der Ostsee. Kottek hatte vor seiner Pensionierung den Bahnhof geleitet, er war Bahnhofsvorsteher, Fahrkartenverkäufer und bei Bedarf auch Lokführer. Dieser Aufgabe kommt er heute nur noch im Sommer nach, wenn die Museumsbahn Sebastian für und mit Touristen durch die Landschaft schnauft und pfeift. Dann ist Krempe als Schaffnerin unterwegs, ausgestattet mit Opas ehemaliger roter Mütze, verkauft und knipst Fahrkarten. Für sie sind die Fahrten auf dem alten Sebastian das Highlight des Sommers, zumal das kleine verschlafen wirkende Dörfchen an diesen Tagen zu Leben erwacht. Aber für Krempe und ihre beiden Freunde Jo und Geertje ergeben sich jeden Tag so viele interessante Abenteuer, dass sie sich ein Leben an einem anderen Ort gar nicht vorstellen können. Vor allem wäre eine Trennung von ihrem festen Freundeskreis undenkbar, zu dem die gutaussehende Polizistin Lydia gehört, in die der Jäger Jakob verliebt ist, die nette Melli, die wunderbare Pfannkuchen backt und allen die Wäsche wäscht, mit ihrer kleinen Tochter Hanka, der schüchterne Bauer Lothar, der Melli seine Liebe nicht gestehen kann, und Tom, der mit seinem hyperaktiven Sohn Jona und seiner aus Italien stammenden Frau Nana in einem Bauwagen wohnt.
Doch eines Tages steht Frau Schulze vom Jugendamt vor der Tür, die sich mit aller Entschiedenheit um das Wohl der kleinen Karoline kümmern will. Doch Krempe ist davon überhaupt nicht begeistert, sie verspürt panische Angst, wenn Misses Schulz, so nennt sie die Frau, in der Nähe des Hauses auftaucht. Ausgerechnet jetzt werden die gesundheitlichen und mentalen Schwächeanfälle von Kottek immer häufiger, ja regelmäßiger. Die Freunde rücken zusammen, Misses Schulz darf auf keinen Fall mitbekommen, dass Kottek nicht mehr ‚vernünftig‘ für Krempe sorgen kann. Aber der alte Mann merkt selbst, dass es mit ihm zu Ende geht. Doch die Vorfreude, sich endlich mit seiner vor vielen Jahren verstorbenen Elisa wieder zu vereinen, wird überschattet von der Sorge um seine Enkeltochter: Wer wird sich um sie kümmern? Krempe gerät in ein großes Gefühlschaos, nichts ist mehr wie früher. Melli reist Hals über Kopf mit Hanka nach Irland, weil Lothar sich nicht traut, ihr seine Liebe zu gestehen, plötzlich steht ein Mann vor der Tür, der sich als ihr Großonkel Luis ausgibt und erst nach und nach bei seinem Bruder Kottek Aufnahme findet. Zu allem Unglück verfolgt Misses Schulz hartnäckig ihr Ziel, Krempe ins Kinderheim zu bringen.
Der auktoriale Erzähler, der bei der Fokussierung von Krempe personale Züge annimmt, betrachtet einen Lebensabschnitt seiner Protagonistin, der für diese viele Veränderungen mit sich bringt. Mit großer Sensibilität spürt die Autorin in die Gefühlswelt eines zehnjährigen Mädchens hinein, dessen bis dahin ‚heile Welt‘ zerbricht. Der Umgang mit Kotteks Krankheit lässt Krempe reifen, lässt sie gleichzeitig einen engen Schutzwall um ihre kleine Zweiergemeinschaft errichten, den nur die Freunde aus dem Dorf überschreiten dürfen. Vor ihnen hat sie nichts zu verbergen, sie bilden ihre ‚große‘ Familie. Die im Buch aufgezeigten Themen sprechen ihre junge Leserschaft an, denn in ihrem Alter nimmt die Frage nach dem Woher und Wohin immer mehr Raum ein. Krempe kennt ihre Eltern nicht, sie erfährt erst kurz vor Kotteks Tod, dass er einen Bruder Luis hat und damit noch ein weiterer Verwandter vorhanden ist. Die Furcht, das vertraute Umfeld durch einen Schicksalsschlag, durch die Trennung von einem lieben Menschen, aufgeben zu müssen, wird in dem Buch im Sinne der Protagonistin gelöst, auch wenn es juristisch bedenklich erscheint. Aber was bedeutet denn der Begriff ‚Kindeswohl‘ – die Vollstreckung nach dem Gesetz oder nach dem Wohle des Kindes? Einziger Kritikpunkt wäre die Darstellung der Misses Schulz, die m.E. ins Klischeehafte abdriftet. Diese kommt ihrer Aufgabe, sich um Krempes Versorgung zu kümmern, engagiert nach, auch wenn das ‚Wie‘ nicht die Zustimmung der Betroffenen findet.
Ich finde das Buch sehr empfehlenswert, denn es füllt, wie der Klappentext ausführt, Begriffe wie Freundschaft, Älterwerden, Zusammenhalt und Abschied mit Inhalt – und dieses auf eine kindgerechte Weise, wobei auch die Lebensfreude nicht zu kurz kommt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 28.05.2017

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