Klein ist fein, sagt die Maus

Autor*in
Fuchs, Martin
ISBN
978-3-219-11983-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Müller, Hildegard
Seitenanzahl
26
Verlag
Annette Betz
Gattung
Bilderbuch
Ort
Berlin
Jahr
2023
Lesealter
4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Vorlesen
Preis
16,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die kleine Maus und der große Löwe messen ihre Fähigkeiten und vergleichen sich u.a. in Größe, Schnelligkeit, Stärke und befinden, dass jeder auf seine Art der (die)Tollste ist. Die kleine Maus führt das Gespräch. Freunde sehen schließlich über Unterschiedlichkeiten hinweg. Manchmal ist es gut, Fähigkeiten zu überdenken. Auch dann, wenn es nur zur Unterhaltung geschieht.

Beurteilungstext

Hildegard Müllers bunte Zeichnungen, die den Löwen prächtig aber nicht angsteinflößend darstellen und die nicht einmal tatzengroße Maus lebendig grau mit ein wenig rosa, machen den Charme des Buches aus.
Die Tiere leben in freier Landschaft. Der Hintergrund zeigt zumeist einen hellen, klaren Himmel und ein warmes Gelb der Fläche. Die Farben wirken kreidig, mit verwischt Struktur gebenden, meist schwarzen oder bräunlichen Rahmungen. In der Landschaft mit wenigen Bäumen im Hintergrund und kaum Schatten spendenden Steinen fühlen sich die Protagonisten offenbar sehr wohl. Die Bilder wirken ruhig und sehr harmonisch. Sie dienen als Hintergrund und sind für die Geschichte selbst eher unwichtig. Der Löwe langweilt sich allerdings.
Die Maus tritt auf und nun beschäftigt sie allein der Vergleich ihrer Fähigkeiten. Der Löwe mag nur ungern mit der Maus gesehen werden. Der Gedanke, was andere von ihm halten könnten, kommt allerdings nur in seiner Vorstellung vor.
Martin Fuchs variiert das bekannte Thema ‚ klein vs. groß ‘ vor allem, indem er rhetorisch die Angeberei des Löwen stets durch die Überlegungen der Maus umkehrt: „Schau her Maus, ich bin größer als du!“ Worauf die Maus erwidert „….dafür bin ich kleiner als du“, und „natürlich….ich mein das ernst, und wie!“, womit er durch Pausen beim Betrachten und Vorlesen ein Nachdenken provozieren kann.
Diese Fragen stellen sich dann: Wo könnte denn der Vorteil liegen, wenn jemand sehr klein ist? Wo, wenn man langsam unterwegs ist, wenn man nur wenig essen muss, … etc.
Die Maus findet einige Vorteile, wo das Kleinsein die besseren Möglichkeiten für ein gutes Leben bieten.
Auch das Gegenteil von Schnelligkeit, das Langsamsein, hat u.U. einige Vorteile. Man muss nicht nach Nahrung jagen, man findet sie sogar besser, weil man ruhig suchen kann.
Beim „mehr Fressen“- Können erschließt sich die Umkehr nur scheinbar. Die Maus braucht zwar weniger, wird aber dennoch ebenso schnell hungrig sein, wenn sie nichts Essbares findet.
Ebenso soll die Stärke nach Ansicht der Maus nur zu „viel zu viel Einsatz“, der unnötig und riskant sein kann, herausfordern. Die Umkehr lässt den Löwen über die Argumente mit Recht grübeln.
Mit wem muss sich die Maus messen? Das werden die etwas größeren Kinder, die noch gerne Bilderbücher schauen, dann doch fragen. Stimmen ihre Argumente?
Die Idee, dass er, der Löwe, weil er besser pupsen kann, im Vorteil ist, findet er dann selbst nicht überzeugend. Starker Geruch kann ja schnell verraten. (Oder schreckt der nicht ab, wer ist sein Feind?)
Er möchte auf jeden Fall der Tollste sein und bleiben. Das findet die Maus dann doch auch. Jeder und jede ist so der Tollste oder die Tollste, wie es die eigene Art vorgibt.
Die Maus ist hier zwar rhetorisch überlegen, denn sie bringt den Löwen aus dem Konzept. Doch was ist das Konzept des Textes? Die Argumente schlagen nicht, sie verdummen eher. Oder: sollen sie nur zum Gespräch motivieren? Dafür steckt in den Sätzen zu wenig Witz. Ohne Hilfsangebote zum Nachdenken, würde der Text einfach so gelesen und wohl schnell zur Seite gelegt.
Die ganze Unterhaltung hat die Maus dem großen Tier eigentlich nur aufgeschwatzt und damit erreicht, dass es dem Löwen nicht mehr langweilig ist. Er ist sogar stolz darauf, nun Freund der Maus geworden zu sein. Ist das die Zielsetzung? Oder: Auch der Starke braucht die Anerkennung der Kleinen? Für dieses Alter wären das sehr verkopfte Gedanken.
So schön die Zeichnungen sind und so wenig anregend ist der aufgezwungene Dialog der kleinen Maus, die hier offenbar die Protagonistin ist. Fragwürdig sind auch die Unterstellungen zum anthropomorphen Denken, das Erwachsene sehr kleinen Kindern hier zuschreiben. Die Figuren eignen sich so eher nicht.
Ich bin klein und doch die Klügere? Mich kann selbst der Löwe nicht schrecken, wenn ich nur gut reden kann? Dazu braucht es eigentlich den Löwen und die Maus hier nicht.
Die Weisheiten von Fabeln, die im Hinterkopf anklingen, haben ungleich mehr Tiefe. Den Tieren wird der tatsächliche Kern ihrer Eigenheiten gelassen.
Da Martin Fuchs ein weiteres Bilderbuch herausgebracht hat, in der eine (die?) Maus agiert, muss der Charakter möglicherweise in diesem Zusammenhang, bzw. als Reihe gelesen und gedeutet werden.
Anm. d. Rezens.:
(„Nein heißt Nein, sagt die Maus“ – hier zu einem Fuchs)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von stoni; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 06.05.2023

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