Kindheit - Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete

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• Familie
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Teaser

In Textminiaturen erzählt Peggy Parnass von ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder. Vater und Mutter wurden von den Nazis ermordet, die Kinder konnten rechtzeitig nach Schweden geschickt werden und mussten sich dort durchschlagen. Die Lebenslust der Autorin wird von der Illustratorin kongenial aufgegriffen, der Mensch steht im Mittelpunkt der Farbholzschnitte aus kräftigen Farben, die Figuren sind lemurenhaft, fuchsähnlich, nur der SS-Offizier und die gehasste Heimleiterin werden zu Wölfen.

Beurteilungstext

Peggy Parnass überrascht sich selbst, als sie feststellen muss, dass sie nie Kind war, nie sein durfte. Albträume, Sehnsucht und Verlangen forderten sie zu sehr, früh musste sie sich und ihren kleinen Bruder selbst ernähren, die Naziverfolgung ließ nichts anderes zu. Sie durchwanderte ein Dutzend Familien in Schweden, ihr Bruder lebte fast immer im Heim. Es ist dramatisch, immer wieder von Heimkindern zu lesen, wie wenig Liebe ihnen dort entgegen gebracht wurde, welch perfide Erziehungsmethoden sie systematisch zerstören sollten - nicht selten auch erfolgreich. Die Parnasskinder haben diese Tortur überlebt, noch nicht einmal Hass blieb übrig. Als erfolgreiche Erwachsene wollte Peggy sich an der Heimleiterin und an der Milchfrau, die ihre Mutter ohrfeigte, einfach weil die Jüdin war, rächen. Als sie aber die erbärmlichen, alt gewordenen Frauen sah, konnte sie das nicht mehr.
Die Erzählminiaturen, manche gerade mal zwei Sätze lang, strotzen vor Liebe zu den Eltern, zu ihrem kleinen Bruder. Ihnen ist dieses schöne Büchlein auch gewidmet, die Frage ist natürlich, für wen dieses Buch überhaupt gedacht sein kann. Es ist ein Buch über die Kindheit, über die Familie, die temperamentvoll ist, voller Liebe, zu einem das ganze Leben stützenden Gerüst wird, aber auch ein Buch über das, was eine Kindheit zerstören kann. Die Autorin ist daran gewachsen - das ist etwas, was kleinen Kindern nicht viel sagt. Aber die Illustrationen erzählen Fabeln, zeigen ein Leben, das neben der Realität steht und dennoch genau das auszudrücken in der Lage sind, was die Autorin beschreibt. Rego Silva gibt dem Lebensmut und der Freude am Leben eine Bildsprache. Das kann auch Kinder erreichen.
Aber eigentlich ist dies ein schönes Buch für alle, die Freude an Büchern haben. Nur die Originale sind, wie der Drucker im Nachwort beschreibt, leider längst alle ausverkauft. Um so schöner, dass Fischer einen so perfekten Nachdruck leistet. Cjh14.09