Insu-Pu. Die Insel der verlorenen Kinder

Autor*in
Lobe, Mira
ISBN
978-3-7026-5774-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
255
Verlag
Jungbrunnen
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2006
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Kinder Urbiens sollen aus dem Bombenkrieg ins sichere Terranien verschickt werden. Während der Seereise läuft ein Schiff auf eine Mine, und eins der Rettungsboote strandet mit elf Kindern auf einer einsamen Insel. Die Kinder errichten einen Kinderstaat und überleben mehrere Monate, bis dank der Hartnäckigkeit eines terranischen Jungen die Vermissten gefunden und gerettet werden.

Beurteilungstext

Diese Robinsonade spielt vor dem realen Hintergrund der Kinderverschickungen im Zweiten Weltkrieg, auch wenn dies - außer im Nachtrag - nicht explizit gesagt wird. Mira Lobe hat “Insu-Pu” im Exil geschrieben - man hat es also mit einem Werk der Exilliteratur zu tun -; 1951 erschien es dann auf Deutsch in Wien. In der ersten, in Israel erschienenen Ausgabe, sind die historischen Hintergründe noch benannt: Die Kinder werden aus dem von deutschen Luftangriffen heimgesuchten London evakuiert. In der deutschen Fassung sind diese Bezüge dann verfremdet worden, wenn von den fiktiven Staaten Terranien und Urbien die Rede ist. Und dass diese Geschichte eine fiktive ist, darauf weist die Autorin selbst im Vorwort noch einmal hin, wenn sie Kinder über ihr Buch sprechen lässt: Es sei nicht wichtig, dass die Geschichte tatsächlich passiert sei, sondern dass sie so hätte passieren können.
Die Schilderung des Bombenkrieges geschieht in aller Kürze. Der Leser erfährt hier keine Details - er liest von Fliegeralarm und Luftschutzkeller und durchwachten Nächten -, es wird ihm in dieser allgemeinen Schilderung jedoch keine Identifikationsfigur angeboten, mit der er die Schrecken eines Bombenangriffs durchleben würde. Vielmehr wird zügig am Ingangkommen der Geschichte gearbeitet, wenn die Morin-Brüder einen Brief an den Präsidenten Urbiens mit dem Vorschlag einer Kinderverschickung senden und im nächsten Kapitel das Ankommen des Briefes in Urbien und der urbische Held Michael, Sohn des Präsidenten, vorgestellt wird. All das geschieht auf zehn Seiten. Dann folgen Reise und Katastrophe.
Den größten Raum nimmt das Leben der Kinder auf der Insel ein; das Gründen einer arbeitsteiligen Gemeinschaft - sehr vernünftig - und die sozialen Beziehungen untereinander. Jedes Kind wird mit einer Geschichte und einem Herkommen ausgestattet - dies jedoch in unterschiedlichem Maße, so dass nicht alle von ihnen ein wirkliches Gesicht bekommen. Die soziale Herkunft spielt im Kinderalltag eine große Rolle: Das Arbeiterkind schildert seine Lebensverhältnisse, das Kind reicher Eltern, das eine Zofe hatte, schämt sich seiner praktischen Unbedarftheit, der Arztsohn übernimmt vom Vater die innere Verpflichtung, für Kranke dazusein.
In einem letzten, größeren Teil spielt dann Michael in Urbien die Hauptrolle, in seinem Kampf, die Großen dazu zu bringen, nach den vermissten und totgegalubten Kindern zu suchen. Der Schwerpunkt der Darstellung wird auf das Wie der Rettung gelegt, denn dass es ein Happy End geben wird, wird ca. 80 Seiten vor dem tatsächlichen Ende vorweg genommen.

Der moralische Gestus, der dem Buch innewohnt, passt in die Entstehungszeit. Wie die Kinder miteinander reden und sich um Gerechtigkeit bemühen, das erinnert einen an die Diktion Erich Kästners. Die Kinder bleiben in mehrfacher Hinsicht Sieger: Sie sind dem Krieg entkommen, haben auf einer Insel überlebt, haben dort einen Gegenspieler aus den eigenen Reihen zur Gemeinschaftsfähigkeit erzogen, und ein Kind ist es auch, das ihre Rettung einleitet.

Der für ein Kinderbuch eher ungewöhnliche Wechsel der Schauplätze und die Wiederaufnahme eines Handlungsfadens nach 150 Seiten wird durch Anweisungen des Erzählers an den Leser gesteuert. So wird die Frage gestellt, wer sich noch an die Figur des Michaels aus dem zweiten Kapitel erinnere, “und wer ihn vergessen hat, soll zurückblättern, damit ihm wieder einfällt, dass ...” (S. 176). Auf diese Weise sind die Anforderungen des mit 255 Seiten recht umfänglichen Buches für kindliche Leser zu bewältigen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von sr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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