Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen
- Autor*in
- Herrick, Steven
- ISBN
- 978-3-522-20246-6
- Übersetzer*in
- Gutzschhahn, Uwe-Michael
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 240
- Verlag
- Thienemann
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2018
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 15,00 €
- Bewertung
Teaser
In einer kleinen australischen Stadt Anfang der 1960er Jahre fließt das Leben der Bewohner*innen wie der nahe Fluss ruhig dahin. Doch auch der ruhigste Fluss tritt manchmal über die Ufer.
Beurteilungstext
Der 14-jährige Harry Hodby wohnt in einem alten Holzhaus, das nicht mit Farbe, sondern mit Altöl gestrichen ist. Von außen betrachtet scheint der Spott der Gemeinde über den pragmatischen Anstrich gerechtfertigt, doch im Inneren bietet es Harrys kleiner Familie, die seit dem Tod der Mutter vor sieben Jahren aus seinem ein Jahr jüngeren Bruder Keith und dem Vater besteht, ein echtes Zuhause. Ein Zuhause, in dem sich umeinander gekümmert wird, in das der Vater von der schweren Arbeit im Eisenwerk jeden Tag mit einer Melone heimkehrt und wo niemand an seinem Geburtstag das Frühstück herrichten muss. Es bildet den soliden Grund für ein Leben, das manchmal wunderschön und manchmal schrecklich ist. Schön ist es, wenn Harry schwimmen geht, wenn er gemeinsam mit seinem Bruder jungen Paaren Streiche spielt, wenn er auf einem Baum sitzt und dem kleinen Bach nachschaut, wie er in den großen Fluss mündet. Jener Fluss, der ihm seine Freundin Linda nahm. Linda, das einzige Mädchen aus der Klasse, mit dem Harry je gesprochen hat. Linda, die Harry einst ihre Geschichte über ein tristes braunes Haus vorlas, über das jeder lachte, das aber nach einem Gewitter ganz in Gold erstrahlte. Das Leben ist manchmal schrecklich, es birgt Verluste, aber auch Träume, Hoffnung und neue Freundschaften. Es fließt dahin wie der große Fluss.
Der Originaltitel des von Steven Herrick verfassten Versromans „Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen“ lautet „By the river“, was sich schlicht mit „am Fluss“ übersetzen lässt und vielleicht der passendere Titel für dieses außergewöhnliche Werk gewesen wäre. Denn zum einen besticht er durch sprachliche Schlichtheit und zum anderen erhält bereits hier der große Fluss seinen ersten Auftritt - der Fluss, der an der Heimatstadt des Protagonisten vorbeifließt, der für Leid und Freude steht und als Symbol für den Strom des Lebens. Und dies ist letztlich das, was erzählt wird: Harrys Leben, das den Verlust aber auch all die kleinen und großen Freuden kennt.
Die kurzen Kapitel erzählen aus der Sicht Harrys querschnitthaft und in Einzelbildern vom Leben in der kleinen Stadt, wobei diese nicht in ihrer chronologischen Reihenfolge dargestellt sind. Die Eindrücke Harrys werden durch die poetische Sprache, die durch die Versform noch verdichtet wird, zu einem Strom von Gefühlen, Bildern und Assoziationen, so dass es irgendwann ganz natürlich scheint, dass das Leben im Kleinen stattfindet, als Aneinanderreihung von Eindrücken, Gefühlen und Beobachtungen. Es ist die Schlichtheit der Sprache, welche es vermag, die Essenz des Lebens einzufangen. Dieses Kunststück gelingt auch der deutschen Übersetzung, für die sich Uwe-Michael Gutzschhahn verantwortlich zeichnet.
Die für Jugendliche vielleicht anfänglich gewöhnungsbedürftige lyrische Form kann zu einer tiefgehenden Erfahrung der Sprache führen, weshalb der Einsatz des mehrfach prämierten Werkes im Unterricht ab Klasse 8 unbedingt zu empfehlen ist.