Ich geh jetzt in den Kindergarten

Autor*in
Rahlff, Ruth
ISBN
978-3-480-23308-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Stickel, Stephanie
Seitenanzahl
48
Verlag
Esslinger
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Esslingen
Jahr
2016
Lesealter
4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In ihrem Vorlesebilderbuch "Ich geh jetzt in den Kindergarten" erzählen Ruth Rahlff und Stefanie Stickel 20 kurze Geschichten aus dem Kindergartenalltag des Mädchens Fritzi. Zusammen mit ihren Freunden Merle und Hamid erlebt Fritzi jeden Tag ein kleines Abenteuer: Eines Morgens wird sie im Schlafanzug gebracht. Merle schleust ihr Meerschweinchen Wuschel ein. Das beliebte Gruppenkrokodil gibt Anlass zu einem heftigen Streit. So sorgen zahlreiche Ereignisse immer wieder für Aufregung.

Beurteilungstext

Das Kindergartenbuch von Ruth Rahlff und Stefanie Stickel ist in der neuen Vorlesebären-Reihe "Du liest vor und ich mach mit!" bei Esslinger erschienen. Das "Mitmachen" der Zuhörer besteht darin, dass zu jeder Geschichte Aufgaben gestellt werden, die dazu animieren sollen, Bilder genau zu betrachten, Details der Geschichten zu erinnern oder den Protagonisten zu "helfen". Außerdem ist das Inhaltsverzeichnis als "Wünsch-dir-was-Seite" gestaltet. Kleine, seifenblasenförmige Bilder verweisen auf die einzelnen Kapitel mit der entsprechenden Seitenzahl. Mit ihrer Hilfe können die Zuhörer bestimmen, welche Geschichte ihnen vorgelesen wird. Schließlich befinden sich auf der Rückseite des Vorsatzpapieres Hinweise dazu, wie "Vorlesen richtig Spaß macht", indem die Bedeutung von Atmosphäre und Ritualen sowie aktiver Zuhörerbeteiligung erläutert wird.
Die Vorlesebären-Reihe will Kindern ab 3, 4 bzw. 5 Jahren "starke Themen" präsentieren und dies trifft auf den vorliegenden Band sicherlich zu. Er greift Aspekte des Kindergartenalltags auf, die für Kinder ab 3 bedeutungsvoll sind: freundschaftliches Miteinander und Streit, Kuscheltiere und Rollenspiele, Ausflüge und Feiern, Gebracht- und Abgeholtwerden. Auch treffen sie den Humor der Altersgruppe: Ein "Schweinemonster" entpuppt sich als harmloses Ferkel (14f.). Ein Kind schläft beim Versteckspiel im Bastelschrank ein (20f.). Ein Meerschweinchen wird heimlich in der Kindergartentasche mitgebracht (30f.). Die Protagonistin Fritzi, die sich begeistern kann, verträglich ist, aber auch mal eigensinnig und schlecht gelaunt ist, wirkt authentisch und sieht mit ihrem rot-braunen Lockenschopf und den Sommersprossen sympathisch aus. Außerdem entwickeln die kindlichen Figuren zu den dargestellten Problemen oftmals eigene Lösungen (mit).
Positiv im Sinne von Inklusion ist schließlich, dass Kinder mit den Namen Hamid oder Fatou ganz selbstverständlich auftauchen. Bei den anfangs genannten, gut gemeinten Intentionen der Vorlesebären-Reihe sind die Ausführungen in dem vorliegenden Band jedoch nicht immer gelungen. Ein Hauptkritikpunkt ist m.E., dass viele Mitmachaufgaben auf Nebensächliches gerichtet und geschlossen formuliert sind. Außerdem stellen sie keine Verbindung zum eigenen (Kindergarten-)Alltag der Zuhörer her. Dadurch tragen sie nur wenig zum Textverständnis bei und eignen sich nur bedingt als Beispiel für eine sinnvolle Aktivierung der Zuhörer. Dazu ein Beispiel: In der Geschichte "Das Glücksbärchen ist weg" (4f.) geht es darum, dass Fritzis Freundin Merle ihren rosa Plastikbären verliert und sehr traurig darüber ist. Fritzi überlegt, wie sie ihrer Freundin helfen kann und schenkt ihr schöne Kiesel als "echte Glückssteine". Auf dem Bild zur Geschichte sitzen die Freundinnen nebeneinander im Gras. Merle hält auf ihrer ausgestreckten Hand die Kieselsteine. Die "Schau hin-Aufgabe" lautet: "Wie viele Kiesel hat Fritzi ausgesucht?" (5) Fragen nach Anzahl oder Farbe von abgebildeten Gegenständen werden noch zu sechs weiteren Geschichten gestellt, ohne dass diese für das inhaltliche Verständnis von Relevanz wären.
Jede der 20 Geschichten ist von Stephanie Stickler mit einer Szene der Handlung illustriert. Für (jüngere) Dreijährige erscheint es recht anspruchsvoll, dem Inhalt der jeweils doppelseitigen Geschichten mit Hilfe nur eines Bildes zu folgen. Irritierend ist, dass Fritzi auf Bildern zu Geschichten lächelnd dargestellt ist, die eine ernste, traurige oder furchterregende Situation beschreiben. Dadurch wird es dem kindlichen Betrachter erschwert, die Emotionen der Figuren, z.B. am "Miese-Laune-Tag" (16f.), die Angst auf dem Bauernhof (14f.) oder die Langeweile beim Längerbleiben (22f.), nachzuvollziehen. Die Bilder, die auf der "Wünsch-dir-eine Geschichte-Seite" für die einzelnen Geschichten stehen, sind recht beliebige Ausschnitte und tragen nur in wenigen Fällen dazu bei, eine Vorstellung vom Inhalt der Geschichte entstehen zu lassen bzw. sich an ihn zu erinnern. Auch inhaltlich erscheinen einige Aspekte fragwürdig: In der Geschichte über Fritzis Geburtstagsfeier wird ihr Alter nicht mitgeteilt (24f.), obwohl dies gerade Kindergartenkinder immer brennend interessiert. Die Regel, dass echte Tiere nicht mitgebracht werden dürfen, wird nur unbefriedigend erklärt (30f.). Zu der Atemmaske des Feuerwehrmannes, die Fritzi in Angst und Schrecken versetzt, wird nichts erläutert (36f.). Fazit: Vor allem wegen der wenig gelungenen Umsetzung des angepriesenen "Mitmach"-Aspekts ist das Buch nur eingeschränkt empfehlenswert.

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Diese Rezension wurde verfasst von .
Veröffentlicht am 01.01.2017

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