Hitlers Kanarienvogel

Autor*in
Toksvig, Sandi
ISBN
978-3-414-82029-7
Übersetzer*in
Ohlsen, Tanja
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Nightingale, Sandy (Umschlagillu.)
Seitenanzahl
256
Verlag
Gattung
Ort
Erlangen
Jahr
2006
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Für Bamse wird es erst nach der Invasion der Deutschen wichtig, dass sein bester Freund Jude und nun in Kopenhagen in Lebensgefahr ist. Um ihn zu schützen, beteiligt er sich an waghalsigen Rettungsaktionen.

Beurteilungstext

Zunächst lässt der Titel des Buches vermuten, dass in ihm von einem privaten Hobby Hitlers die Rede ist, das - wie in Büchern dieser üblich - zu seiner Verharmlosung beiträgt. Doch bald erklärt Orlando, einer der Protagonisten des Romans, dass der dänische Staat, der mit Hitler einen Nichtangriffspakt schloss, für die Briten “Hitlers Kanarienvogel” sei: “Sie sagen, er hält uns in einem Käfig, und wir singen alle Lieder, die er hören will.” Orlando schließt sich dem Widerstand an und betraut auch seinen jüngern Bruder Bamse und dessen Freund Anton mit AUfgaben, die viel Mut erfordern.
Im Untertitel als “Eine fast wahre Geschichte” deklariert, ist sie laut Anmerkung der in Kopenhagen geborenen Autorin “zwar fiktiv, beruht aber dennoch auf Tatsachen.” Indem sie sich an die Geschichten ihres Vaters vom Mut vieler Dänen während der deutschen Besatzungszeit und an die Rettung der dänischen Juden erinnert, lässt sie den zwölfjährigen Bamse davon berichten. Im Theatermilieu aufgewachsen, seine Mutter ist eine berühmte Schauspielerin, sein Vater ein großartiger Maler und Bühnenbildner, hält der Zwölfjährige die Besetzung Kopenhagens durch die Deutschen zunächst für ein groteskes Spiel und begreift erst allmählich, dass alles bitterer Ernst ist. Wie ein Theaterstück aufgebaut, unterteilt in Akt I,II, III und jeweils in mehrere Szenen, mit vorhergehender Ouvertüre und Auftakt, sowie einem Epilog zum Abschluss, dem ein “Programmheft” mit historischen Daten beigefügt ist, zieht die Erzählung über die dramatische Rettung der dänischen Juden von Anfang an in Bann. Zahlreiche Schwarz-Weiß-Illustrationen vertiefen die geschilderten Situatuionen, geografische Skizzen zeigen den Fluchtweg von Kopenhagen über Snekkersten und Gilleleje bis nach Schweden auf. Leser spüren den wachsenden Mut des Ich-Erzählers und seinen Stolz auf die Geschichte Dänemarks, “die erste Nation, die den Juden vollständige und bedingungslose Gleichberechtigung garantierte.” Der Erzähler, der die Erkenntnis gewinnt, dass “Nicht alle Deutschen schlecht und alle Dänen gut” waren, berichtet von der engen Zusammenarbeit christlicher und jüdischer Dänen, von Helden und von Denunzianten. Durch die Erzählung, die durchaus in Charakterdarstellungen auch ihre theatralischen Überzeichnungen hat, finden die ihr vorangestellten Worte von Edmund Burke “Für dem Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten schweigen”, ihre Bestätigung. Leser können darüber nachdenken, dass dem Schweigen gegenüber den Verbrechen an der Menschheit die Zivilcourage entgegengesetzt werden muss. Das Buch, das auf historischen Tatsachen beruht, ermutigt dazu und sollte viele Leser erreichen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Wie.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Toksvig, Sandi

Toksvig, Sandi

Hitlers Kanarienvogel

Weiterlesen
Toksvig, Sandi

Hitlers Kanarienvogel - Eine fast wahre Geschichte.

Weiterlesen
Toksvig, Sandi

Hitlers Kanarienvaogel

Weiterlesen
Toksvig, Sandi

Hitlers Kanarienvogel

Weiterlesen
Toksvig, Sandi

Hitlers Kanarienvogel

Weiterlesen
Toksvig, Sandi

Hitlers Kanarienvogel

Weiterlesen