Hey, ich bin der kleine Tod. Aber du kannst auch Frida zu mir sagen.

Autor*in
GRÖGER, ANNE
ISBN
978-3-423-76347-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Betrand, Fréderic
Seitenanzahl
203
Verlag
dtv
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2021
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

„Hey, ich bin der kleine Tod. Aber du kannst auch Frida zu mir sagen“. Mit diesen Worten stellt sich in Anne Grögers innovativem Kinderroman die kleine Auszubildende des Todes vor und zieht damit den schwerkranken Protagonisten Samuel hinein in ein fantastisches Abenteuer, das sich die an der Grenze zwischen Leben und Tod bewegt und damit das Leben bis zum letzten Atemzug bejaht. Der Roman bricht mit Tabus und setzt auf eine absolut außergewöhnliche Erzählanlage. Vielschichtig, komisch und herzzerreißend von der ersten bis zur letzten Seite.

Beurteilungstext

Der elfjährige Samuel leidet unter einer massiven Immunschwäche bzw. Autoimmunerkrankung und verbringt quasi sein ganzes Leben im Krankenhaus. Sein Immunsystem ist „wie ein löchriger alter Zaun“, weshalb er Keime jeglicher Art vermeidet. Vor allem fürchtet er den Kontakt zu anderen Kindern, in denen er keine potenziellen Spielgefährt*innen sieht, sondern nur gefährliche Keimschleudern. Wenn er das Krankenhaus verlässt, dann nur in Schutzkleidung, in der er sich fühlt wie ein Astronaut. Doch eines Tages geschieht das Unfassbare: Ein neues Medikament scheint angeschlagen zu haben und Samuel wird aus dem Krankenhaus entlassen. Mit dieser drastischen Wendung kann der kindliche Ich-Erzähler aus Anne Grögers originellem Kinderroman nur schwer umgehen. Und es kommt noch mehr auf Samuel zu: Eines Tages steht ein kleines Mädchen mit schwarzer Kutte und Sense an seinem Bett und begrüßt ihn mit den (titelgebenden) Worten: „Hey, ich bin der kleine Tod. Aber du kannst auch Frida zu mir sagen.“ Schnell stellt sich heraus, dass Frida eine Auszubildende des großen Todes ist, die ihren ersten Auftrag bei Samuel erledigen soll. Was folgt, ist ein wahnwitziges, fantastisches Abenteuer, das an der Grenze zwischen Leben und Tod angesiedelt ist. Die chaotische und gleichsam liebenswürdige Frida zieht Samuel ungewollt zurück ins Leben, nimmt ihm die Ängste vor Aktivität und Lebensfreude, indem sie ihn durch eigene ungestüme Lebensbejahung und Neugierde mitzieht wie das Sams Herrn Taschenbier. Mit dem Unterschied, dass Frida mehr ist als nur ein fantastisches Wesen wie Maars Sams. Sie repräsentiert den Tod und ist dennoch ausgestattet mit überbordender Lebensfreude. Samuel kämpft mit widerstreitenden Gefühlen und kann ihr doch nicht widerstehen.
Wann hat es sowas in der deutschen Kinderliteratur je gegeben? Von Tod und Sterben wird seit dem Paradigmenwechsel in den 1970er Jahren viel erzählt, in Markus Zusaks All-Age-Roman "Die Bücherdiebin" tritt der Tod selbst als Erzähler auf, doch in Anne Grögers kinderliterarischem Text geschieht noch mehr: Der Tod ist nicht nur personifiziert, sondern in seiner kindlichen Gestalt auch ein gewichtiger und urkomischer Teil des Lebens. So eröffnet der Kinderroman einen überaus facettenreichen und vielschichtigen Blick auf die zentralen Lebensthemen und kommt in erster Instanz trotz der traurigen Thematik als komischer Kinderroman daher, der mit fantastischen und psychologischen Elementen arbeitet und damit alle Raster sprengt, die die Erscheinungsformen des Kinderromans traditionell in komisch, fantastisch und psychologisch trennen.
Frida als der personifizierte Tod kommt in typographisch vom Erzähltext abgesetzten Passagen auch selbst zu Wort: Immer wieder unterbricht sie mit eigenen Kommentaren Samuels Erzählung und rückt die Handlung somit in ein neues Licht.
Vollkommen zurecht ist Anne Grögers kinderliterarisches Debüt mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet worden. Ein absolut außergewöhnliches Buch und auch für die Lektüre in der Grundschule unbedingt zu empfehlen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von kku; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 08.02.2022

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