Heldenspiel

Autor*in
Anand, Paro
ISBN
978-3-596-85354-0
Übersetzer*in
Ohnemus, Günter
Ori. Sprache
indisches Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
215
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der etwa 14-jährige Aftab ist ein kluger und behütet aufgewachsener Junge, soweit das in seiner Heimat, dem Kaschmirtal möglich ist. Seine Familie, Freunde, Nachbarn sind Muslime, Hindis, Sikh. Sie leben freundschaftlich miteinander und wollen alle nur Frieden in dem von Gewalt gebeutelten Tal zwischen Indien und Pakistan. Doch eines Tages lernt der Junge den älteren Akram kennen, den er bewundert, den er anbetet, den er liebt. Und für den er alles tun würde.

Beurteilungstext

Aftab ist nicht fiktiv oder mit übermenschlichen Kräften gesegnet wie James Bond oder Harry Potter. Er ist ein Junge, wie es hunderte oder tausende gegeben haben könnte oder gibt. Im Kaschmirtal aufgewachsen, wird er als Kindersoldat angeworben. Doch das klingt so ganz anders als es passiert. Aftab muss nie die schützende Atmosphäre seines Elternhauses verlassen, nie die Liebe seiner Mutter, seinen nervenden kleinen Bruder oder seine unwissende große Schwester entbehren. Doch einiges an seiner Situation ist anders als wir es kennen. Aufgrund vieler Gewalttaten sind die Schulen in Kaschmir oft geschlossen. Die Jugendlichen haben nichts zu tun, selten Zukunftsperspektiven und keine Aufgaben in ihrem Leben. Und dann kommen da junge, überzeugte Männer, die sie loben und bestärken, mit ihnen heimliche Treffen abhalten, ihre Fitness trainieren und immer wieder mit ihnen über die "gerechte Sache" sprechen. ( Inzwischen drängt sich mir die Frage auf: Ist an seiner Situation wirklich so viel anders als wir es kennen.)
Abends gehen die Jungen zurück in ihre Familien und legen sich beruhigt schlafen. Wenn ihre Freunde sie ansprechen, warum sie so lange nicht zum Kricketspielen kamen, belächeln sie deren Fragen erwachsen. Wenn die Mutter schimpft, weil sie abends spät nach Hause kamen, lügen und beschwichtigen sie. Oft fragt man sich, wer aus dem Umfeld sich wann hätte anders verhalten können oder müssen. Der Vater, ein kluger und respektierter Mann, der leider schneller schlägt als Gespräche führt? Die Mutter, die in ihrem unbändigen Wunsch nach Frieden zu oft zu schnell nachgibt? Die Schwester, die zwar eine Frau aber dennoch sehr viel klüger ist, als man ihr zutraut? Oder vor allem Aftab selbst, den seine blinde Anhänglichkeit an das große Vorbild seine eigenen Gefühle und Einschätzungen ignorieren lässt. Denn noch kämpft er gar nicht für eine "Sache", dazu ist er noch viel zu jung und unerfahren. Aber älter soll er nach Meinung seines Ausbilders gar nicht werden, denn dann könnte er ja beginnen nachzudenken, zu fragen und zu zweifeln.
Die Autorin macht in ihrem Buch sehr deutlich, dass all diese Fragen eine Antwort fänden. Sie macht auch sehr deutlich, dass die meisten jungen Djihads gnadenlos benutzt werden. Schonungslos offen aber nicht unnötig brutal beschreibt sie Aftabs Entwicklung in einer einfachen, anspruchsvollen Sprache. Für uns fremde Begriffe erklärt sie entweder gleich im Text oder im anhängenden Glossar. Manche Szenen werden nachdrücklich und detailliert gezeichnet, die meisten aber belässt sie in einer kurzen Schilderung des Geschehens. Damit unterstreicht sie auch, dass sie ihrem Publikum eigenes Denken zutraut. Wenn sie Aftabs Gedanken in eine Entscheidung folgt, ohne diese bis zum Ende zu begleiten, gibt sie auch hier wieder Raum für eine Auseinandersetzung mit den Vorgängen.
Wie hätten wir entschieden? Wie würden unsere Kinder, Nachbarn, Freunde entscheiden? Wer kämpft für eine Überzeugung und wer lässt sich benutzen? Wer läuft mit und wer wehrt sich?
Kann ein Terrorist unschuldig sein?

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Wa.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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