Großvaters Geschichten oder Das Bett mit den fliegenden Bäumen

Schlagwörter

• Familie
• Gefühle
• Spannung

Teaser

Der kleine Herbert muss eine Grippe auskurieren. Ausgerechnet jetzt, als die ganze Familie bei der Weinlese hilft, muss er im Bett bleiben. Wie gut, dass Großvater bei ihm bleibt. Mit Großvaters Geschichten geht es Herbert bald wieder besser: Großvater erzählt von einem Däumling, vom Zauberer Halabawabara, von einem alten Lehnstuhl, der eine arme Familie reich macht, vom Ziegen-Joschi, vom geizigen Hamster Schurl und noch viel mehr ...

Beurteilungstext

Dreizehn Geschichten sind in diesem Buch in einer Rahmenhandlung zusammengefasst. Der kleine Herbert muss grippekrank das Bett hüten und während die übrigen Familienmitglieder mit der Weinlese beschäftigt sind, kümmert sich der alte Großvater um den Jungen. Dazu hat Erwin Moser den Großvater als einen begnadeten Geschichtenerzähler ausgestattet. Beide - sowohl der alte Großvater als auch der kleine Rekonvaleszent - haben ihren Spaß am Fabulieren, am Ausdenken, Verfolgen, Weiterspinnen und Hören der Geschichten. Diese Erzählungen sind spannend, kurzweilig, mit teilweiser direkter Ansprache aus der Erzählung heraus den Hörer einbeziehend, Großvaters “No, dann ...”, stets im Ohr. Besonders vergnüglich sind die augenzwinkernden Momente, als der kleine Herbert aufmerkt, Großvater habe in seiner Erzählung wohl etwas vergessen und so wird manche Geschichte verändert, weitererzählt oder umgedichtet.

Aber nicht nur der Großvater ist ein Meister im Geschichten erfinden, sein alter Freund, der Perschy-Feda, erzählt ebenso unterhaltsam und spannend, dass dem kleinen Herbert die Zeit wie im Flug vergeht. Zum Schluss - das muss noch erwähnt werden - beweist der kleine Junge selbst mit einer phantasievoll weitererzählten Geschichte (Das Bett mit den fliegenden Bäumen), dass auch er das Zeug zu einem Meistererzähler hat. Und das wiederum bringt den Großvater zum Staunen - ein ebenso amüsanter wie feinfühliger Einfall des Autors.

Erwin Moser hat die Protagonisten mit unverwechselbaren lebendigen und liebenswürdigen Charakteren ausgestattet. Die Rahmenhandlung spielt im nostalgischen Milieu: Der kleine Herbert muss seinen grippalen Infekt mit Wadenwickeln, Hagebuttentee und Bettruhe auskurieren, elektronische Medien und/oder Spielsachen sind nicht vorhanden. Trotzdem hat Herbert keine Langeweile, denn er wird mit Großvaters Geschichten ausgezeichnet unterhalten und zunehmend gesund. Die einzelnen Erzählungen gewinnen nicht nur durch das phantasievolle Personal, sondern auch durch die prallen und schier unvorhersehbaren Ereignisse. Hinzu kommt, dass Erwin Moser dafür eine warmherzige dialektgefärbte Sprache verwendet, die dem Geschichtenerzähler eine großartige Authentizität verleiht. Wer kennt schon Kukuruz? Und was sind Grammelpogatscherl? Im Nachspann erklärt Moser diese und andere Wörter aus dem österreichischen Burgenland. Außerdem verrät er etwas über seine eigene Kindheit und seine Motivation, sich Geschichten auszudenken.

Für die Illustrationen zeichnet der Autor selbst verantwortlich: Zarte Vignetten zieren die einzelnen Seiten und humorige Federzeichnungen ergänzen die einzelnen Geschichten. Die Erzählungen lassen sich auch mal ohne die unterhaltsame Rahmenhandlung lesen, durch das Inhaltsverzeichnis und zusätzlich kleine Überschriften auf den entsprechenden Seiten lassen sie sich schnell wieder finden. Insgesamt sind “Großvaters Geschichten” ausgesprochen abwechslungsreich und empfehlenswert.