Ghetto Kidz

Autor*in
Rhue, Morton
ISBN
978-3-473-35292-0
Übersetzer*in
Schmitz, Werner
Ori. Sprache
Amerikanisches Engli
Illustrator*in
Seitenanzahl
246
Verlag
Ravensburger
Gattung
Krimi
Ort
Ravensburg
Jahr
2008
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 12-jährige Kalon wächst in einem US-Schwarzen-Ghetto auf und hat - obwohl er intelligent und clever ist - keine Chance, der Kriminalität und dem Drogenhandel zu entkommen. Im Gegensatz zu fast allen seinen Freunden überlebt er den permanenten Krieg zwischen den konkurrierenden Banden, landet aber mit 18 Jahren wegen Mordes im Gefängnis. Nur geringe Chancen hat er, noch einmal im Leben in die Freiheit zu kommen.

Beurteilungstext

Das auf der Titelseite angekündigte Vorwort des Autors ist im Buch zu einem Nachwort geraten, was der Lektüre aber keinen Abbruch tut. Der Autor schreibt in einer unmittelbaren und kompromisslosen Sprache, viele Vokabeln sind dem älteren Leser unbekannt, kaum aber dem jungen. Die Handlung spielt in einem Milieu, von dem wir in Deutschland noch meilenweit entfernt sind: es herrscht ein regelrechter Krieg zwischen den Banden der jugendlichen Drogenhändler, allabendliche Schießereien sorgen dafür, dass keiner die Wohnung verlässt, wenn er es nicht eben innerhalb der Drogendealerei muss. Es gibt in den Hochhäusern keine Familie, die nicht unmittelbar in dieses kriminelle Milieu eingebunden ist, ein Leben ist keinen Cent wert, dementsprechend viele Tote gibt es zu beklagen. Die Machos sehen in ihren Waffen den Lebensbeweis, die Schule dient nur als Treffpunkt, mit Bildung, Zukunft oder Chancen hat sie nichts zu tun. Auch wenn einzelne Lehrer den Jungs eine Chance in einem Internat bieten wollen, können die das nicht wahrnehmen, wollen es auch nicht. Die Mädchen bekommen sehr früh Kinder, die Väter verlassen die gar nicht erst entstehende Familie meist schon vor der Geburt ihres Kindes. Sie sehen die Mädchen und jungen Frauen auf den Strich gehen, an der Nadel hängen und deren desolates Leben, fühlen sich aber für nichts verantwortlich. Lediglich dem Ich-Erzähler fällt das auf, er appelliert an die Verantwortung seiner Freunde, die aber verstehen ihn überhaupt nicht. Selbst entkommt er dieser Mühle ebenfalls nicht: die US-Gesellschaft erkennt und diskutiert diese Probleme, unternimmt aber nichts für ihre Abhilfe.
So schockieren mich mehr als die Handlung dieses Romans kurze, unkommentierte Statements vor den einzelnen Abschnitten (wie: Junge arbeitslose Schwarze ermorden sich gegenseitig neunmal so häufig wie weiße Jugendliche).

Wir sind in Deutschland noch weit entfernt von solchen Auswüchsen der Parallelwelten zum bürgerlichen Leben, wohl aber existieren sie auch in Berlin und anderen Großstädten, wenn auch in anderen Formen (wie sie Güner Yasemin Balci in ihrem “Arabboy - Eine Jugend in Deutschland oder das kurze Leben des Rashid A.” kürzlich beschrieb).

“Ghetto Kidz” ist also eine Negativlektüre. (Tucholsky: Wo bleibt das Positive?) Auch Balci zählt dazu. Der Sinn ist zweifelsohne berechtigt: wie anders bekommen Bürgerliche etwas mit von den kriminellen Parallelwelten, wenn nicht über die Medien? Aber für Jugendliche? Rhue schreibt spannend, routiniert und wurde gut übersetzt. Das also stellt für Jugendliche kein Hindernis dar. Aber wer soll das lesen? Betroffene, gar Involvierte lesen eher gar nicht. Anderen vor Augen zu führen, wie aussichtslos ein solches Leben ist, motiviert nicht unbedingt, positive Lehren daraus zu ziehen. Und nur dieses Buch zu empfehlen, weil es auf der gleichen Ebene bleibt wie eine Unzahl von TV- & Spielfilmen, die erfolgreich die Jugendlichen vor die Glotze holen und so dasselbe mit Hilfe eines Buches zu erreichen, nämlich irgendwie dann doch die Typen cool zu finden oder deren Lebensauffassung oder sich auch nur darüber aufzuregen - das ist nicht mein Fall.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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