Friedrich, der Große Detektiv

Autor*in
Kerr, Philip
ISBN
978-3-499-21791-3
Übersetzer*in
Steen, Christiane
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Kehn, Regina (Vignetten)
Seitenanzahl
251
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Reinbek bei Hamburg
Jahr
2017
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Erich Kästner, der berühmte Schriftsteller, und der 13jährige Friedrich Kissel freunden sich an und erleben in Berlin miteinander das Jahr 1933, in dem langsam, aber mit zunehmender Intensität und Gewalt die NS-Diktatur aufgebaut wird und tief in die Familien eingreift.

Beurteilungstext

Schon etwa zwanzigmal hat der 13jährige Friedrich Kissel den Kinderroman „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner gelesen. Da trifft es sich gut, dass Kästner mit Friedrichs Vater zusammenarbeitet und gerade im Nachbarhaus wohnt. Beide freunden sich an, und Kästner wird zum väterlichen Begleiter des Jungen. Friedrich besucht das Mommsen-Gymnasium und möchte später Detektiv werden. Mit einigen Freunden spielt er oft im Tiergarten. Sie beobachten Menschen und sammeln verlorene Gegenstände, die sie der Polizei übergeben. In diese Idylle bricht der 30. Januar 1933 ein, der Tag, an dem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wird. Die kindlichen Spiele der kleinen Freundesgruppe werden zunehmend von dem allmählich etablierten NS-Terror überlagert: Der Fackelzug durch das Brandenburger Tor, erste Misshandlungen jüdischer Bürger, der Reichstagsbrand, der Boykott gegen jüdische Geschäfte, Entlassungen missliebiger Lehrer und Beamter, das Verschwinden von Sozialdemokraten, Kommunisten und Juden, die Bücherverbrennung vom 10. Mai und die Übernahme der kirchlichen Pfadfindergruppe, der auch Friedrich angehört, durch die HJ sind Stationen auf dem Weg zum Terror. All diese Ereignisse legen langsam einen immer bedrohlicher werdenden Schatten über die Freunde. Als diese von der Gestapo beauftragt werden, Erich Kästner zu beobachten, der sich mit befreundeten Malern und Schriftstellern trifft, dringt der politische Terror sogar in die Kindergruppe ein. Diese findet den offensichtlich ermordeten Maler Eduard Ehrlich im Tiergarten. Alles deutet auf die Gestapo als Täter hin. Auf eindringlichen Rat Erich Kästners brechen daraufhin die jugendlichen Detektive wegen der Gefahr, in die sich begeben, ihre Detektivspiele ab. Das Jahr 1933 ist der Hintergrund dieses Romans, der durchaus als Hommage an Erich Kästner aufgefasst werden kann. Eine kleine Rahmenhandlung, sie spielt in den letzten Kriegswochen 1945, umschließt die Ereignisse dieses Jahres: Erich Kästner und Friedrichs schwer kriegsbeschädigter Bruder Rolf besuchen das Grab Friedrich Kissels in Berlin. Dieser ist im Oktober 1944 an der Westfront gefallen. Das Buch ist beeindruckend und bedrückend, weil das furchtbare Geschehen dieser Zeit aus der Perspektive eines 13jährigen Jungen erzählt wird, der zunächst gar nicht so richtig begreift, was da eigentlich vor sich geht. Konsequenterweise ist die Sprache schlicht, sehr jungenhaft, ohne primitiv zu werden. Die Sätze sind kurz, der Wortschatz begrenzt. Vieles wird erklärt, teils unmittelbar durch den Erzähler, teils in den vielen Gesprächen zwischen der Romanfigur Erich Kästner und Friedrich über Bücher, Kunst und Politik. Kleine Schwarz-Weiß-Vignetten von Regina Kehn lockern das Schriftbild auf. Insgesamt ein Buch, dem man viele jugendliche Leser wünscht und das (vielleicht in Verbindung mit Kästners „Emil und die Detektive“) auch als Schullektüre Sinn macht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von rem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 26.12.2017

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