Forschungsgruppe Erbsensuppe

Autor*in
Patwardhan, Rieke
ISBN
978-3-95728-023-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kehn, Regina
Seitenanzahl
144
Verlag
Knesebeck
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2019
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die "Forschungsgruppe Erbsensuppe" hat sich zum Ziel gesetzt, Omas Geheimnis aufzudecken. Gemeinsam mit Evi und dem syrischem Flüchlingsmädchen Lina untersucht Nils, was es mit dem merkwürdigen Verhalten von Oma auf sich hat. Denn statt Omas leckerem Mittagessen gibt es nur noch Opas angebrannte Bratkartoffeln und überall stapelt sich Dosensuppe.

Beurteilungstext

In „Forschungsgruppe Erbsensuppe oder wie wir Omas großem Geheimnis auf die Spur kamen“ von Rieke Patwardhan erzählt der etwa neunjährige Ich-Erzähler Nils wie er mit seiner Bande das lange verborgene Geheimnis seiner Oma aufdeckt. Nils ist ein eher stiller, ruhiger und friedfertiger Beobachter, so dass Frau Schmidt, seine Lehrerin eines Tages Evi neben ihm platziert. Evi ist in der ganzen Schule wegen ihrer Rippenstöße bekannt, sie ist laut, unordentlich und hat oft Wut. Evi gründet mit Nils eine Bande, um es der Bande von Sofie und Pit (22 Fragezeichen) zu zeigen. Schon bald haben sie ein Bandenziel, es heißt Integration. Integriert werden soll die neue Schülerin Lina, ein syrisches Flüchtlingsmädchen. Täglich ziehen die drei nach dem Unterricht zum Mittagessen, zum gemeinsamen Hausaufgaben machen und zu gemütlichen Nachmittagen zu den Großeltern von Nils. Mit der Zeit aber verhält sich Nils' Oma äußerst merkwürdig, sie hockt ständig vor dem Fernseher, kocht keinen leckeren Kakao mehr und kauft Unmengen von Erbsensuppe ein. Was ist bei Oma und Opa bloß los? Die Forschungsgruppe Erbsensuppe hat einen neuen Fall.
Das Thema Flucht und Fremdheit wird in diesem Buch in Rahmen unterschiedlicher Facetten bearbeitet und mitunter ironisch dargestellt, zum einen möchte die Klasse unbedingt "einen Flüchtling haben": "Unsere Klasse hatte sich schon ewig einen Flüchtling gewünscht, und wir machten mit bei all den guten Sachen, die man für Neuankömmlinge so tat: unsere alten Kleider abgeben, einen Spendenlauf organisieren, […]." (S.19) zum anderen werden aber auch Vorurteile und Ängste laut: „‚Bekommst du eigentlich gar nichts mit von der Welt? Lauter Leute planen Anschläge, Leute, von denen man das gar nicht denkt.‘ Sofie sah vielsagend zwischen Adil und Mohammed und Lina hin und her.“ (S.42) Gleichzeitig wird aber auch Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben: „„[…] und auf ihm saßen Oma und Lina und lachten sich schlapp. Auf einmal war unsere Straße nicht mehr unsere Straße, sondern sie sah aus wie eine dieser Straßen in Syrien, die man immer im Fernsehen sah, überall kaputte Häuser und Staub. […] Lina klammerte sich an ihr [Oma] fest und weinte, und die Frau weinte auch, aber trotzdem sprang sie von dem fliegenden Fernseher ab in den Trümmerhaufen, und Lina segelte weiter. Ich war froh, als morgens der Wecker klingelte.“ (S.98)
Rieke Patardhan beschreibt mit diesem sprachlichen Bild Flucht früher und heute, es erzählt die Geschichte von Oma, die bis heute nachhallt und die Geschichte von Lina, welche mit ihrem Vater ohne die Mutter aus den Trümmern Syriens floh. Ebenso wie Oma schweigt Lina zu bestimmten Themen, wie der Frage nach ihrer Mutter: „Ihr Gesicht wurde ganz stumm und sie schaute an uns vorbei.“ (S.39) So wird auch nur nebenbei von Omas Kindheit und ihrer Flucht erzählt, z.B. wenn sie komische Gerichte kocht wie „Flinsen“ oder „Klunkermus“. Die Begriffe wiederum sind uns fremd, sind keine Begriffe des alltäglichen Sprachgebrauchs. Ebenso werden die plattdeutschen Sprüche des Opas vielen Leser*innen fremd erscheinen. Trotz des ernsten Themas ist die Geschichte durch die viele Dialoge, die Unterschiedlichkeit der Protagonist*innen heiter und kurzweilig geschrieben. Die schwarz-weißen grafischen Illustrationen von Regina Kehn begleiten den Text und erheitern durch die treffende Mimik der dargestellten Personen.
Das Buch „Forschungsgruppe Erbsensuppe oder wie wir Omas großem Geheimnis auf die Spur kamen“ ist absolut lesenswert und eignet sich darüber hinaus ausgezeichnet, um über unterschiedlichste Aspekte von Flucht und Fremdheit ins Gespräch zu kommen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ms; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 09.10.2019

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