#fingerweg

Autor*in
Fülscher, Susanne
ISBN
978-3-551-31543-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
224
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2016
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
6,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Lisa hat es geschafft! Sie hat nicht nur ihr Abitur erfolgreich bestanden, sondern auch noch ihren Traumjob bekommen: Ein Praktikum beim erfolgreichen Filmproduzenten Maxime Léon. Das heißt Dreh- statt Schulbücher lesen, Maxime zu Filmpremieren begleiten und Dreharbeiten organisieren. Wenn da nur nicht Maximes Äußerungen und Berührungen wären. Mehr und mehr beginnt sie, sich in seiner Gegenwart unwohl und belästigt zu fühlen. Doch wer würde ihr schon glauben?

Beurteilungstext

Vor dem Hintergrund der „me too“-Debatte und der „Time is up“-Bewegung erscheint Susanne Fülschers Erzählung aktueller und wichtiger denn je, rückt sie doch den Themenkomplex sexuelle Belästigung in den Fokus. Auszuzeichnen ist in diesem Zusammenhang vor allen Dingen die gewählte Perspektive. So erhält der Lesende geknüpft an Lisa als autodiegetischer Erzählerin Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt und versucht somit ebenso wie sie Maximes Verhalten zunächst zu erklären bzw. zu entschuldigen. Lisa schwankt in ihrer Bewertung von Maxime zu Beginn stetig: Ist sein Verhalten womöglich üblich in der Branche? Versteht er die Berührungen und verbalen Äußerungen zu ihrem Äußeren als Kompliment?
Einher geht mit diesen Bewertungsversuchen zudem ein Zweifeln an ihrem eigenen Verhalten und ihren Möglichkeiten: Riskiert sie ihre berufliche Zukunft, wenn sie Maxime konfrontiert oder ihr Praktikum abbricht? Hat sie, weil sie bspw. mit ihm Essen gegangen ist oder erste Berührungen zugelassen hat, dazu beigetragen, dass er sich so verhält? Würde ihr als Praktikantin überhaupt jemand glauben?
Erst das Gespräch mit ihrer besten Freundin lässt sie Maximes Verhalten richtig einzuordnen und so beginnt sie, nachdem sie noch eine weitere Betroffene gefunden hat, sich zu wehren: mit einer Twitter-Kampagne unter dem titelgebenden Hashtag #fingerweg.
Der Text überzeugt, wie skizziert, insbesondere in der Darstellung der Gedankenwelt und Gefühlslage der Protagonistin, die er vielschichtig inszeniert und dabei verschiedenste Aspekte des Themenkomplexes sexuelle Belästigung (am Arbeitsplatz) aufgreift und ausleuchtet.
Dass Lisa und eine weitere betroffene ehemalige Praktikantin schließlich trotz Beweisen nicht zur Polizei gehen, sondern Maxime öffentlich und via Twitter anprangern, ist aus Lisas Perspektive erzählt durchaus nachvollziehbar. Über Twitter als Medium gelingt es Lisa so ihr eigenes Schweigen zu überwinden. Problematisch ist jedoch, dass die Ahndung eines solches Verhaltens nicht im Verantwortungsbereich der öffentlichen Meinung liegt, sondern in dem der Justiz. Für diesen Aspekt und damit auch die Problematisierung von Lisas Entscheidung an die Öffentlichkeit und nicht zur Polizei zu gehen, bietet der Text jedoch keinen Raum. Vielmehr setzt er anstelle der Aufarbeitung der Ereignisse ein "Happy End" für Lisa auf romantischer Ebene. Gerade vor dem aufgezeigten aktuellen gesellschaftlichen Hintergrund wäre auch in diesem Bereich eine ähnlich vielschichtige und sensible Auseinandersetzung, wie sie den Rest des Textes kennzeichnet, wünschenswert oder vielmehr erforderlich gewesen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von StJ; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 02.04.2018

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