Ich will das nicht

Autor*in
Fülscher, Susanne
ISBN
978-3-551-31825-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
108
Verlag
Carlsen
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2020
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
4,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Nach der Trennung ihrer Eltern zieht die etwa 15jährige Zoe mit ihrer Mutter von Augsburg nach Norddeutschland zu den Großeltern. Sie findet in ihrer neuen Schule keinen Kontakt und wird gemobbt. Erst als die ehemalige Kunstturnerin zur Zirkus-AG unter Leitung von Timo stößt, ändert sich das. Doch das Verhalten und die Berührungen des attraktiven Trainers sind ihr unangenehm. Es dauert eine Weile, bis sie diese als sexuelle Übergriffe begreift und sich wehrt.

Beurteilungstext

Dieses Büchlein aus der Reihe „Carlsen Clips“ sollte jedem Mädchen ab 13 Jahren unters Kopfkissen gelegt werden. Auf gut 100 Seiten erzählt Zoe, eine 15jährige einst professionelle, erfolgreiche Kunstturnerin, wie unglaublich raffiniert der Leiter der Zirkus-AG, Timo, sich ihr und anderen Mädchen nähert und schließlich eindeutig sexuell handgreiflich wird. Dieses scheußliche Erlebnis trifft sie genau zu einem Zeitpunkt, als sie zutiefst verunsichert und mit wenig Selbstbewusstsein ausgestattet ist. Ihre Eltern hatten sich getrennt, und deshalb musste sie mit ihrer Mutter von Augsburg zu den Großeltern an die Nordseeküste ziehen. Sie verlor damit auch den persönlichen Kontakt zu ihrer besten Freundin Emily. Sie wird in der Schule gemobbt und findet keinen Anschluss. So ist sie überglücklich, als ihre Sportlehrerin sie auf die Zirkus-AG aufmerksam macht. Hier findet sie bei den Mitturnerinnen, aber besonders natürlich bei Timo, die Anerkennung, die ihr bisher gefehlt hat. Die Gruppe probt für eine große Zirkus-Vorstellung zum Abschied ihrer Sportlehrerin und erarbeitet ein akrobatisch anspruchsvolles Programm. Wenn man Zoes Erzählung folgt, erkennt man als Außenstehende sofort die Raffinesse, mit der Timo seine immer offensichtlicher werdenden sexuellen Übergriffe angeht. Seine Berührungen sind als Hilfestellung bei riskanten Übungen getarnt.Wenn seine Hand in intimere Regionen „abrutscht“, kann es Zufall sein. Zudem spielt er seine drei „Favoritinnen“, Zoe, Stella und Fatou, bei der Verteilung der Hauptrollen für die Zirkus-Gala gegeneinander aus. Aber er ist ja so wahnsinnig nett… Als Zoes Freundin Emily zu Besuch kommt, lernt sie Timo kurz kennen und beobachtet seinen Umgang mit den Mädchen. Bei ihr gehen sofort alle Warnleuchten an, sie ist misstrauisch und warnt Zoe. Doch diese ist nicht zu überzeugen, auch wenn ihr selbst nicht mehr ganz wohl ist. Auf keinen Fall will sie die Existenz der Zirkus-AG gefährden. Die jungen „Akrobatinnen“ sind offensichtlich ähnlich unreif und unerfahren wie Zoe. Zudem ist es sicher für viele ein Traum, in tollen Kostümen vor Publikum „gefeiert“ zu werden. Aber völlig unerwartet und ohne Angabe von Gründen verlässt Stella kurz vor der Veranstaltung die AG, und Fatou schafft nur mit Mühe ihren Auftritt, um dann in Weinkrämpfe auszubrechen. Zoe selbst entgeht nur knapp einem Frontalangriff Timos, als sie unter der Dusche steht. Erst jetzt, als sich nichts mehr verheimlichen lässt, offenbaren sich die beiden Mädchen, reden miteinander, mit ihren Familien und mit ihrer Lehrerin. Sie beschließen, Timo anzuzeigen. Zoe formuliert ihr Erlebnis sehr knapp, mit einfachen, kurzen Sätzen. Sie sind deshalb leicht und schnell zu lesen. Sie ist aber sehr wortkarg, wenn es um ihre Gefühle, ihre Ängste oder Zweifel geht. Auch über ihre Schule erfährt man nichts. Das ist sehr schade, denn es könnte vielleicht helfen, junge Leserinnen in der Einordnung ihrer eigenen Erlebnisse zu unterstützen. Auch sollte Zoes Erzählung deutlicher darauf hinweisen, dass Betroffene unbedingt mit Erwachsenen oder Vertrauenspersonen reden sollten. So bleibt das unangenehme Gefühl, dass hier vor Trainern oder Sportlehrern allgemein gewarnt werden müsse. Damit tut man den meisten Unrecht, denn Typen wie Timo finden sich in allen Bereichen der Gesellschaft. Und deren Fähigkeit, junge Mädchen, die verunsichert und nicht sehr selbstbewusst sind, zu erkennen, scheint sehr groß zu sein. Vielleicht kann dieses Büchlein seinen jungen Leserinnen etwas die Augen öffnen. Diese kurze, schnörkellose Erzählung von Zoe endet mit einem Anhang, in dem der aktuelle Paragraph über „Sexuelle Belästigung“, §184i, aus dem Strafgesetzbuch abgedruckt ist. Ein nützlicher und deutlicher Hinweis, wie im Notfall zu entscheiden ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von gem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 01.02.2021

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