etwas bleibt.

Autor*in
Barth-Grözinger, Inge
ISBN
978-3-522-17655-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
447
Verlag
Gabriel
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2004
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Schicksal der jüdischen Familie Levi nach der Machtergreifung Hitlers, bis zu ihrer Auswanderung nach Amerika.

Beurteilungstext

“Eine Mischung aus Fiktion und historischer Realität” nennt die Autorin ihren bewegenden Roman um das Schicksal der Familie Levi in Ellwangen. Die historischen Ereignisse, die sie mit lokal- und schulgeschichtlichen Geschehnissen verflechtet, hat sie sorgfältig recherchiert, ebenso ist sie den Spuren des Erich Levi in Briefen und anderen Zeitdokumenten nachgegangen, der 1938 mit seinen Eltern Deutschland verlassen hat. Sein Sohn Michael, 1952 in den USA geboren, war einer der wichtigsten Zeitzeugen der Autorin.
Knapp 60 Jahre nach Kriegsende zeigt sich, dass das Thema “Drittes Reich” noch immer nicht aufgearbeitet ist. Es ist eine überzeugende Darstellung, die die Autorin dem jugendlichen Leser bietet, indem sie in den Mittelpunkt drei jüdische Schüler und ihr Leben an der Schule stellt, an der sich schleichend wie Gift die Doktrin der Nazis verbreitet. Von mehr oder minder harmlosen Neckereien, über gezielte Demütigungen bis hin zu physisch spürbarer Aggression erleben die Kinder, wie sie von Lehrern, Mitschülern, Nachbarn, Freunden ausgegrenzt werden. Erich, die Hauptfigur in den Jahren 1933 bis 1938, in denen der Roman sich abspielt, stellt ohne Ergebnis immer wieder die Frage nach dem Warum. Das anonyme Geschick von Millionen von Juden wird für den Leser fassbar im Leid einer einzigen Familie; die Konfrontation mit dem persönlichen Leid macht betroffener als Geschichtsbücher mit Zahlen und Fakten es tun könnten.
Ziele und Methoden des menschenverachtenden Systems werden bloßgestellt, geradezu sachlich und doch so verurteilend. Das Buch zeigt Beweggründe, Motivation, Selbstherrlichkeit, bisweilen Hirnlosigkeit der braun Uniformierten; zeigt, wie Kinder und Jugendliche sich von Hitler mit dem hinter ihm stehenden Machtapparat verführen und berauschen lassen von scheinbar so hehren großen Gedanken; zeigt, wie Deutsche sich verhalten haben, indem sie wegguckten und schwiegen oder das System gar trugen, indem so mancher aber auch aufbegehrte und Zivilcourage zeigte, von der man sich fragt, woher er sie nahm.
Der schleichende Beginn, die Infiltration wird ausgezeichnet herausgearbeitet, vermag im Leser Denkprozesse und Erkenntnisse anzustoßen, wachsam zu sein, “Anfängen zu wehren”.
Der Leser erfährt viel über das Alltagsleben, über Religion und Riten von Juden; in Erich erlebt er eine starke Jungengestalt, die sich trotz der Demütigungen seine Würde bewahrt und innerlich stark ist. Erich ist eine lebendige Gestalt, kein Jude aus Überzeugung, sondern hineingeboren in sein Volk; seine Selbstzweifel, seine geheimen Wünsche sind überzeugend, so wie alle Gestalten des Romans glaubwürdig angelegt sind.
Ein dringend zu empfehlendes Buch, das angesichts des 60jährigen Endes des Krieges eine besondere Rolle in der Auseinandersetzung mit unserer eigenen Vergangenheit spielen sollte.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von avn-rp.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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