Erikas Geschichte

Schlagwörter

• Gender/Geschlecht
• Nationalsozialismus

Teaser

Bei einer zufälligen Begegnung auf dem Rathausplatz in Rothenburg ob der Tauber erzählt Erika ihre ganz kurz gefasste Lebensgeschichte. Sie kennt nicht ihre Eltern und nicht ihren Namen, sie weiß nicht, wann und wo sie geboren ist. Denn sie hat von ihren Pflegeeltern erfahren, dass sie während des Krieges bei einem Judentransport in ein Vernichtungslager als Säugling aus dem Zug geworfen wurde. Fremde Leute haben sie auf einer Wiese gefunden, bei sich aufgenommen und sie Erika genannt.

Beurteilungstext

Das mit nur 24 Seiten und tief betroffen machenden, gezeichneten Bildern ausgestattete Buch enthält die äußerst kurz gefasste Lebensgeschichte von Erika. Es ist erstaunlich, dass man mit so wenigen Worten das erschütternde Schicksal der Judenvernichtung unter der Naziregierung umschreiben kann, und zwar an Hand von der Tatsache, dass die verzweifelten Eltern ihr Kind während der Vernichtungsfahrt aus dem Waggon “vom Tod ins Leben” geworfen haben. Die grenzenlose Not dieser jüdischen Menschen zeichnet die Erzählerin nur mit Hilfe von vielen aneinander gereihten Fragen nach. Bewusst sehr scharf gezeichnete Bilder, die nahe an Fotografien heran kommen, unterstreichen das grausame Geschehen.
In den Buchdeckel ist ein herausnehmbarer Judenstern eingestanzt; auf der einen Seite ist er in der damals üblichen Weise gelb, auf der anderen sieht man einen Sperrbalken und Stacheldraht.
Erikas Geschichte ist wie ein unübersehbarer Hinweis auf die erschreckende Tatsache des Völkermordes zu sehen.
Man kann dieses Buch Kindern bereits in sehr frühen Jahren vorlesen und mit ihnen darüber sprechen. Erwachsene werden den starken Eindruck nur schwer überwinden können.