Erikas Geschichte

Autor*in
Zee, Vander
ISBN
978-3-8369-5770-0
Übersetzer*in
Haefs, Gabriele
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
24
Verlag
Gerstenberg
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Hildesheim
Jahr
2013
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Amerikanerin Ruth Vander Zee berichtet im Vorwort, wie sie auf ihrer Deutschlandreise eine alte Frau trifft, die ihr ihre Lebensgeschichte erzählt. Erika war wenige Monate alt, als sie vor dem Holocaust gerettet wurde. Sie kennt weder ihren Geburtsnamen, noch ihr Geburtsdatum oder den Ort ihrer Geburt und weiß nichts über ihre Familie. Aber sie weiß, dass ihre Mutter ihr das Leben gerettet hat, als sie auf der Fahrt zum Konzentrationslager aus dem langsam fahrenden Zug geworfen wurde.

Beurteilungstext

Wie kann man mit Kindern im Grundschulalter über die Zeit der Judenverfolgung sprechen, über den Mord an Kindern, Frauen, Männern? Die meisten Kinder im Alter von neun oder zehn Jahren haben bereits stichwortartige Informationen von Urgroß- oder Großeltern, die von Kämpfen, Bomben oder Flucht berichten. Wörter wie Nazis, Weltkrieg, Hitler, Juden schwirren durch ihre Köpfe, sie wissen und ahnen, dass sich hinter diesen Begriffen schlimme Geschichten verbergen.
Die hier erzählte Geschichte berichtet von einer Überlebenden des Holocaust, von Erika. Ruth Vander Zee erzählt davon im Rückblick, man weiß, dass die Geschichte für die Hauptperson ein gutes Ende nimmt. Aber die Autorin verschweigt dabei keine grausamen Fakten. Sie berichtet von sechs Millionen Juden, die aus ihrem Zuhause vertrieben, in Gettos umgesiedelt und in Viehwaggons abtransportiert wurden. Doch im Mittelpunkt steht das gerettete Kind, das Hilfe findet und als Erwachsene eine eigene Familie gründen kann.
So eindrucksvoll die Geschichte auch ist, wirklich bemerkenswert wird sie durch die Illustrationen von Roberto Innocenti. Schon in seinem Buch “Rosa Weiss” setzte er sich mit dem Thema Judenverfolgung auseinander. Hier ist es ihm gelungen, die Bedrohung und den Schrecken zum Ausdruck zu bringen, ohne brutale und verwirrende Details zu zeigen. Die Geschichte beginnt und endet mit farbigen Bildern, die die Rahmenhandlung illustrieren. Sie zeigen am Beginn die Begegnung der Autorin mit der alten Dame und am Ende das Schulmädchen Erika in seinem neuen Zuhause - nach dem Krieg, als die Züge wieder Güter und Reisende ‘ganz normal’ hin- und herfahren. Dazwischen erzählen Innocentis Bilder in Sepiatönung die Geschichte von Erika und ihrer Rettung. So wird schon durch die Farben deutlich, was im Heute und was in der Vergangenheit liegt. Die Grau- und Brauntöne der Bilder zeigen die Bedrohung und die Ausweglosigkeit; alle Farben, alles Fröhliche ist in dieser Zeit den verfolgten Menschen genommen worden. Die dunklen Bilder erzählen vom Abtransport, von der Fahrt und der Einfahrt des Zuges ins Lager. Die Gesichter der Opfer und der Täter sind dabei nicht zu erkennen, Innocenti hat Motive gewählt, die diese Szenen ausschnittartig und damit beispielhaft zeigen. Erst als Erika als kleines rosa Bündel aus dem Zug geworfen wird, bekommt das Bild Farbe und ein Gesicht ist zu erkennen: das gerettete Kind.
“Auf ihrer Fahrt in den Tod warf meine Mutter mich ins Leben”. Es gibt beim Lesen und Betrachten des Buches sicher viel Gesprächsbedarf. Zusammen werden große und kleine Leser darüber nachdenken, was die Eltern empfunden haben, als sie das Kind aus dem Zug geworfen haben. Welche Ängste und Hoffnungen trugen sie in ihrem Herzen? Wie geht es Erika mit dem Wissen über ihre Herkunft? Und vielleicht kann man dem Kind auch schon erklären, was die Eltern nach Ankunft im Lager erdulden mussten. Es bleibt dabei dem erwachsenen Mitleser überlassen, wieviel Informationen er dem Kind zumuten kann.
Ein sehr empfehlenswertes Buch für Kinder ab etwa neun oder zehn Jahren, aber auch für Jugendliche und Erwachsene. Jüngere Kinder sollten auf jeden Fall einen Erwachsenen an ihrer Seite haben, um sich austauschen zu können und jemanden für ihre Fragen zu haben. Das Buch erschein erstmals 2003 und wurde u.a. von der Jury der Zeit mit dem LUCHS ausgezeichnet.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von htd.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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