Erikas Geschichte

Autor*in
Zee, Vander
ISBN
978-3-8369-5770-0
Übersetzer*in
Haefs, Gabriele
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Innocenti, Roberto
Seitenanzahl
24
Verlag
Gerstenberg
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Hildesheim
Jahr
2013
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Diese anrührende Geschichte erzählt von einem Leben, das nur durch eine brutale Handlung erhalten bleibt. Es erzählt von einer Welt die so auf dem Kopf steht, dass Unmenschlichkeit Hoffnung spenden lehrt.

Beurteilungstext

Das eigene Kind, ein neugeborenes ist schutzbedürftig. Tief sind uns Eltern Schutzmechanismen eingeschrieben, die über das rationale Begreifen hinaus Verantwortung und Sorgfalt grundlegen und selbstverständlich machen. Das Kind gilt es zu umsorgen, die Nähe zum eigenen Körper ist ein Schonraum. Ruth Vander Zee erzählt eine Geschichte, die all dies in Frage stellt. Eine alte Frau in Rotenburg erzählt diese Geschichte, es ist ihre Geschichte, eine wahre Geschichte. 1944 als Kind jüdischer Eltern geboren, wird sie kurz nach der Geburt deportiert. In einem Viehwaggon wird den Eltern Schritt für Schritt die Ausweglosigkeit ihrer Situation klar und sie entscheiden sich zum wohl schwersten Schritt, den Eltern zu gehen in der Lage sind. In ihrer Verzweiflung werfen sie das Kind aus dem Zug. Dort wird es gefunden und aufgenommen, geliebt und groß gezogen. Diese kurze Geschichte enthält Abgründe, die schwer auszuhalten sind. Die Unmenschlichkeit des Holocaust und die Passivität der jüdischen Bevölkerung werden angedeutet. Im Mittelpunkt steht die fragende Hinterbliebene, die ihre Geschichte rekonstruiert, Definitives mit Spekulativem verbindet und immer wieder den Abgrund als Zäsur nicht überwinden kann. Was unfassbar erscheint, ist eben doch die Rettung, denn bei den Eltern hätte der Tod gewartet. Sofort drängt sich im Umkehrschluss die Frage auf, wie vielen Kindern die Liebe wohl zum Verhängnis geworden ist.
Diese Überlegungen führen in die Verzweiflung, und genau für die steht der Holocaust. Er stellt die Prinzipien der Menschlichkeit auf den Kopf und lässt im Moment der größten Ungerechtigkeit Hoffnung aufscheinen. Was zuerst wie ein Verbrechen klingt, bricht aus den Mechanismen der Zerstörung aus und bedeutet Leben. Was bleibt ist Verwirrung.
Die kurze Erzählung wird in Szene gesetzt von den fotorealistischen Bildern Roberto Innocentis. Die weitgehend in sepia gehaltenen, nur sparsam kolorierten Bilder wirken fast wie Fotos, die bekannte Motive des Holocaust zitieren, aber durch einfache Accessoires auf die konkrete Situation zuspitzen, diese damit aber auch in den weiten Bedeutungsrahmen der Handlung einbetten.
Das Buch fasziniert nachdrücklich, gerade in seiner erschreckenden Dimension. Es ist ein eindrückliches Beispiel für die Schicksale, die der Nationalsozialismus hervorgebracht hat. Ein stilles Buch, hoch symbolisch, an die Grenzen gehend - dennoch sehr zu empfehlen.



Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Zee, Vander

Zee, Vander

Erikas Geschichte

Weiterlesen
Zee, Vander

Erikas Geschichte

Weiterlesen
Zee, Vander

Erikas Geschichte

Weiterlesen
Zee, Vander

Erikas Geschichte

Weiterlesen
Zee, Vander

Erikas Geschichte

Weiterlesen
Zee, Vander

Erikas Geschichte

Weiterlesen