Elise und der gebrauchte Hund
- Autor*in
- Reuter, Bjarne
- ISBN
- 978-3-423-76254-0
- Übersetzer*in
- Krüger, Knut
- Ori. Sprache
- Dänisch
- Illustrator*in
- Specht, Miryam
- Seitenanzahl
- 176
- Verlag
- dtv
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- München
- Jahr
- 2019
- Lesealter
- 10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 11,95 €
- Bewertung
Teaser
Einen eigenen Hund zu besitzen, ist der Traum vieler Kinder. Die kleine Elise kommt dem ganz nahe und entdeckt einen Hund, der für sie perfekt ist, obwohl er aussieht, als wäre er von einem Zementlaster überfahren worden. Plötzlich kann dieses einzigartige Tier mit Elise sprechen und wird zu ihrem ständigen Begleiter. Gemeinsam meistern sie einsame Situationen und erleben Abenteuer. Doch eines Tages ist der Hund verschwunden. Wird Elise ihn finden?
Beurteilungstext
Einsamkeit spielt im Alltag vieler Kinder eine große Rolle. So ist es auch im Leben der kleinen Elise. Das Mädchen lebt mit ihrem Vater, der als Geigenspieler bis spät abends arbeitet, in Kopenhagen. Trotz ihres liebevollen Umfelds fühlt sie sich oft allein. Ihr größter Wunsch ist es, einen eigenen Hund zu besitzen, um die Sehnsucht nach ihrer Mutter, die im brasilianischen Dschungel eine Brücke baut, zu vergessen. In Herrn Potifars Tierparadies entdeckt Elise einen Hund, der aussieht, als wäre er von einem Zementlaster überrollt worden. Elise ist wie verzaubert und überredet ihren Vater, den Hund zu kaufen. Nachdem ihr dies gelungen ist und sich der Hund bei Elise eingelebt hat, bemerkt sie, dass er mit ihr sprechen kann. Doch die Erwachsenen glauben Elise nicht. Sie befürchten, das Mädchen verliert sich immer weiter in eine Fantasiewelt. Der Hund wird ihr bester Freund und gemeinsam erleben sie viele Abenteuer. So fliegen sie zum Beispiel durch den Dschungel. Als der Hund plötzlich verschwindet, sucht Elise ihn in jeder Nacht. Der Hund ist fort, doch Elises Mutter kommt aus Brasilien zurück.
Diese spannende und unterhaltsame Geschichte knüpft mit ihren Thematiken an die Lebenswelt von Kindern und Erwachsenen an. Fokussiert wird einerseits ein Mädchen, das vor Sehnsucht nach einem Elternteil aus der Realität flüchtet und sich von den Erwachsenen nicht ernst genommen fühlt. Andererseits wird die Situation vieler Erwachsener thematisiert, die einen Spagat zwischen Beruf und Familie realisieren müssen. Oftmals kommt das Familienleben zu kurz, sodass die Sorgen um die Kinder den Alltag dominieren. Durch die unterschiedlichen Motive geht das Buch weit über die bloße Geschichte hinaus.
Die ausführlichen Beschreibungen der Charaktere durch einen auktorialen Erzähler führen dazu, dass in 15 relativ kurz gehaltenen Kapiteln anhand Elises Alltags verdeutlicht wird, wie groß die Sehnsucht eines Kindes nach den Eltern sein kann. Weder die Gefühlswelten der Protagonisten noch Rückblicke in die Vergangenheit und Träume kommen hierbei zu kurz. Durch vereinzelte Monologe, aber vor allem umgangssprachliche Dialoge wird die dennoch warme und liebevolle Atmosphäre innerhalb der Familie spürbar, sodass die Leser zum Mitfühlen eingeladen werden. Die alltagsnahen Gefühle lassen sich sehr gut auf die eigene Lebenswelt beziehen, regen zum Nachdenken an und bieten viele Gesprächsanlässe. Wie sieht es eigentlich in der eigenen Familie aus?
Besonders gut gelungen sind die Zeitsprünge, die das Buch lebendig wirken lassen, aber auch den Anspruch an die Leser erhöhen. Sie müssen entscheiden, ob es sich um eine Situation der Vergangenheit, einen Traum oder Realität handelt. Diese Mehrdeutigkeit und die Offenheit an vielen weiteren Stellen bieten Platz für die eigene Fantasie. Es wird eine Möglichkeit geschaffen, eigenen Gedanken Raum zu geben und sich somit eine kurze Auszeit aus dem Alltag zu nehmen, so wie es auch Elise tut, wenn sie in ihre ganz persönliche Welt abtaucht.
Dieses fantasievolle Buch ist für jeden zu empfehlen, der nicht auf alles eine Antwort benötigt. Es ermöglicht einen Blick auf Aspekte, die im Alltag oftmals zu kurz kommen und eher weniger thematisiert werden.
(Fabienne Rien, Niedersachsen)