Elefanten sieht man nicht

Autor*in
Kreller, Susan
ISBN
978-3-551-31458-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
204
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2016
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
6,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Julia und Max werden zuhause verprügelt, und die ganze Stadt verschließt die Augen vor dem Offensichtlichen. Nur Mascha wird aktiv. Damit bringt sie das ganze Kartenhaus kleinbürgerlicher Fassaden zum Einsturz und mit ihnen den Zusammenhalt ihrer eigenen Familie.

Beurteilungstext

Wie jedes Jahr seit dem Tod ihrer Mutter verbringt die 13-jährige Mascha die Ferien bei ihren Großeltern. Die leben in einer Kleinstadt ohne nennenswerte Infrastruktur in einer Straße voller spießiger, hauptsächlich älterer Nachbarn. Die Gleichaltrigen ignorieren Mascha; die einzigen, zu denen sie Kontakt findet, sind Julia und ihr kleiner Bruder Max. Das liegt hauptsächlich daran, dass mit diesen beiden auch keiner etwas zu tun haben will. Julia und vor allem Max verhalten sich beide sehr merkwürdig, und was für den erwachsenen Leser auf der Hand liegt, wird Mascha erst nach einiger Zeit klar: Die beiden werden zuhause körperlich und seelisch misshandelt. Mascha möchte helfen. Sie wendet sich an ihre Großeltern, telefoniert mit ihrem Vater, doch keiner will etwas von Julia und Max wissen. Die stammen nämlich aus einer wohlangesehenen Familie. Also ergreift Mascha selbst die Initiative. Dass Julia und Max gar nicht geholfen bekommen möchten und Mascha den beiden ihren leider wenig ausgereiften Hilfsplan aufzwingen muss, führt zur Eskalation der Situation.
Mascha selbst hat einen schweren Stand. Ihr Vater ist mit seiner eigenen Trauer und seiner Arbeit beschäftigt, die Großeltern sind zu einem liebevollen Umgang mit ihrer Enkelin nicht fähig. Mascha ist nicht besonders hübsch, und mit Statussymbolen kann sie auch nicht glänzen. Richtig schlimm wird ihre Situation, als ihre Hilfsaktion für Julia und Max gründlich daneben geht. Mascha verstrickt sich in ein Lügengeflecht, die Polizei rückt mit Hubschraubern und Suchmannschaften an. Mascha steht als Kriminelle da. Die Großeltern rücken von ihr ab, ihr Vater ist genervt, die sowieso fragilen Familienbande zerreißen vollends.
Susan Krellers Geschichte beschäftigt sich mit dem leider Alltäglichen: Kinder werden in unserer Gesellschaft vor aller Augen vernachlässigt, misshandelt und missbraucht, und keiner hilft. Die Nachbarn hören die Kinder schreien, die Mitschüler sehen ihre blauen Flecken, die Lehrer die Verhaltensauffälligkeiten, die Ämter bekommen Anrufe. Genau so war es bei Max und Julia. Nur Mascha, ein Kind, das eigentlich genauso hilflos ist wie die beiden, versucht zu helfen. Diese Buch ist keine leichte Kost. Eine bedrückende Szene reiht sich an die andere, und nur ganz am Ende taucht der eine oder andere kleine Hoffnungsschimmer auf.
“Elefanten sieht man nicht” ist kein Buch für die breite Masse der Leser, aber auf jeden Fall sehr empfehlenswert.

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Diese Rezension wurde verfasst von spra.
Veröffentlicht am 01.01.2016

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