Einundzwanzigster Juli

Autor*in
Voorhoeve, Anne C.
ISBN
978-3-473-35293-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Sprenger, Constanze
Seitenanzahl
343
Verlag
Ravensburger
Gattung
Ort
Ravensburg
Jahr
2008
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die junge Fritzi ist ein stolzes Jungmädel. Doch als am 20. Juli 1944 ein Anschlag auf den geliebten Führer verübt wird, ist ausgerechnet ihre eigene Familie in das Attentat verwickelt. Ihre Familie wird kurz darauf in Sippenhaft genommen und Fritzi wird langsam klar, dass ihr Vaterland alles andere als glorreich ist. Auch der Führer ist kein starker Mann, sondern ein Tyrann. Von nun an gilt es für die Familie von Lautlitz gemeinsam schreckliche Torturen als Gegner des Regimes zu überstehen.

Beurteilungstext

Ekel, Wut, Trauer, Angst und Mitleid in diesem Roman scheinen sich all diese Emotionen zu vermischen und hinterlassen ein seltsames Gefühl im Bauch. So intensiv und emotional ist man eher selten in die Schrecken des Zweiten Weltkrieges involviert.
Die Geschichte der 14-jährigen Phillippa Bredemer, genannt "Fritzi", ist ebenso aufwühlend wie mitreißend. In Anlehnung an die Biografie der Familie Stauffenberg erzählt die Autorin eine Geschichte, die unter die Haut geht.
Wir lernen die junge "Fritzi" als Deutsches Mädel kennen, sie ist stolz auf ihren Vater, der an der Front für sein Vaterland kämpft und liebt ihren Führer. Ihre Eltern haben sie nach Oschgau geschickt, dort lebt sie in einer Gemeinschaft mit anderen Jungmädeln. Zu ihrem 14. Geburtstag liegt dem Brief der Mutter Geld bei und Fritzi beschließt zu ihrer Familie nach Berlin zu fahren. Als sie dort ankommt erwartet sie ein erschreckendes Bild, der Krieg, von dem sie in Oschgau verschont blieb, ist in Berlin allgegenwärtig. Ihre Mutter verhält sich irgendwie seltsam, ständig ist Bombenalarm, Leute waschen ihre Wäsche auf der Straße oder haben gar kein zu Hause mehr. Das junge Mädchen glaubt ihren Augen nicht. Doch noch schlimmer kommt es für sie als sie zu Omama nach Lautlitz reisen. Tückische Bemerkungen über den Führer und geheime Gespräche, irgendetwas stimmt hier nicht. Doch es ist ihre geliebte Familie und Fritzi weiß nicht, was sie denken soll. Als schließlich die Nachricht kommt, dass es ein Attentat auf den Führer gab, geht alles ganz schnell. Kurz darauf wird bekannt, dass ihre eigenen Onkel und sogar ihr Vater an dem Anschlag beteiligt waren und bald wird die ganze Familie in Sippenhaft genommen. Einer nach dem anderen wird abtransportiert, keiner weiß über irgendetwas Bescheid. In einer Haftanstalt findet Fritzi ihre Mutter und ihre Tanten wieder, doch sie bleiben nicht lange dort. Es beginnt eine abenteuerliche Odyssee durch Gefängnisse und Konzentrationslager. Anfangs werden alle Familienmitglieder als Sippenhäftlinge betitelt. Doch schnell werden aus ihnen Ehrenhäftlinge, denn der Krieg neigt sich dem Ende entgegen und es wird klar, dass Deutschland als Verlierer aus diesem Krieg gehen wird. Mit anderen berühmten Gefangenen werden sie verschleppt und müssen Krankheit, unmenschliche Bedingungen und Gewalt ertragen. Dennoch sind sie zusammen und das hilft ihnen durch die schwere Zeit.
Eine erdrückende Geschichte über das Elend und die Ungerechtigkeit im 3. Reich. Der Wandel den die junge Fritzi vom deutschen Jungmädel zum Hitlergegner selbst vollzieht, hat dabei am meisten beeindruckt. Die Geschichte wird aus der Sicht des Mädchens erzählt und ist dadurch noch authentischer. Die Bilder, die beschrieben werden, hinterlassen eine Gänsehaut. Die aufopfernden Taten aller Familienmitglieder repräsentieren die Widerstandsbewegungen im 2. Weltkrieg sehr dramatisch. Es wird dennoch deutlich, dass es ein unendlich schwerer Weg ist, den die Familie Lautlitz hier geht. Ab und zu scheint bei der Ich-Erzählerin ein Gedankenwirrwarr zu herrschen, was an machen Stellen für Irritation sorgt. Jedoch wird selbst das am Ende aufgelöst und der innere Konflikt der Phillippa Bredemer macht das Buch so anspruchsvoll. Es ist kein Buch, das man mal eben zum Einschlafen liest. Es regt zum Nachdenken an und genau das macht es so faszinierend.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von sk.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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