Ein Versteck für Paul

Schlagwörter

• Historisches
• Krieg
• Mut

Teaser

Kurz vor Ende des Krieges erreicht ein Gefangenentransport die Gegend von Prag. Vier Men-schen gelingt die Flucht, doch nur Paul überlebt. Er ist in Gefahr, doch die Kinder des Ortes wollen ihm helfen und verstecken ihn. Zivilcourage ist gefragt, denn sie riskieren ihr Leben …

Beurteilungstext

Spannend erzählt die Autorin eine Geschichte aus der Zeit vom Ende des Zweiten Weltkrieges, aus dem Frühjahr 1945. Bei einem Gefangenentransport entkommen vier Menschen, drei werden erschossen, einer - der 16jährige Paul aus Frankreich - kann sich verstecken. Die Kinder des Ortes finden ihn, und nach anfänglichen Schwierigkeiten beschließen sie ihm zu helfen.
Es entsteht das lebendige Bild einer längst vergangenen Zeit, in der nichts so war, wie es heute ist, und der sich viele Menschen dennoch so verhalten haben wie heute. In den einzelnen, sehr individuell angelegten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen kommen die einzelnen damaligen Auffassungen gezielt zum Ausdruck: Hilfsbereitschaft, Wegschauen, Feigheit, Angst, Mut und Zivilcourage. Den Kindern ist beklemmend bewusst, welches Risiko sie eingehen, wenn sie den gesuchten Jungen vermitteln, und langsam wachsen ihre Schwierigkeiten. Diese sind besonders groß, da sie nicht wissen, wem von den Erwachsenen sie trauen können.
Die Zeit der Verfolgung und des Denunziantentums, eine Stück Weltgeschichte wird fassbar an Einzelschicksalen; Erklärungen sind nicht vonnöten, die Handlung spricht für sich selbst. Die Autorin lässt die Geschichte gut ausgehen, Paul wird gerettet, die Freundschaft bleibt über das Kriegsende hinaus bestehen, die Väter kommen aus den Lagern zurück. Dennoch ist keine Schönfärberei hinter ihrer Darstellung; vielleicht war es das Mitleid mit dem Leser, das sie dazu bewegte: Es ist immer wieder die Frage, wie viel ein Leser ertragen kann, ohne dass er sich innerlich verschließt und abwendet aus Betroffenheit.
Ein ausgezeichneter Roman der tschechischen Autorin, die diese Zeit als junger Mensch selbst erlebte. Ein Roman, der Anstoß gibt zum Nachdenken und auffordert mitzureden und Stellung zu beziehen - nicht nur damals.


Aufgenommen in das jährlich erscheinende Verzeichnis TASCHENBUCHTIPPS (2004).