Ein Indianer wie du und ich
- Autor*in
- Sassen, Erna
- ISBN
- 978-3-7725-2864-4
- Übersetzer*in
- Rolf, Erdorf.
- Ori. Sprache
- Holländisch/Niederlä
- Illustrator*in
- van der Linden, Martijn
- Seitenanzahl
- 125
- Verlag
- Freies Geistesleben
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2019
- Lesealter
- 10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 16,00 €
- Bewertung
Teaser
Boaz, wusste sofort, dass Aisha mit den rabenschwarzen Haaren, die neu in die Klasse gekommen ist, eine Indianerin, vermutlich eine Sioux, sein muss. Sie malt so „indianisch“ wie er und sie mag es wie er lieber leise. Endlich geht er gerne in die Schule. Als diese besondere Beziehung durch eine von den Eltern gewünschte Versetzung in eine andere Klasse zu zerbrechen droht, muss Boaz kämpfen.
Beurteilungstext
Boaz ist ein besonderer Junge, sensibel und sehr wissbegierig, aber auch oft allein. Seine wichtigste Vertraute und Bezugsperson ist seine warmherzige und kluge Großmutter, die Indianer, vor allem die Maya und die Sioux sehr mag. Sie schaut gerne Indianerfilme und weiß vieles über ihre Kultur und ihr Leben. Boaz liebt seine Oma sehr, denn bei ihr kann er ruhig werden und so sein, wie er sich fühlt. Für die Eltern tut er so, als ob er Freunde auf dem Spielplatz oder in der Schule hätte, damit sie nicht so viel fragen.
Alles wird anders als Aisha in die Klasse kommt. Sie spricht die Sprache (noch) nicht, aber es gibt gleich ein stilles Einverständnis zwischen ihm und Aisha, eine Art Seelenverwandtschaft. Und natürlich sitzt sie neben ihm, jedenfalls an den Tagen, an denen sie nicht in die Klasse für die „Neuen“ muss. Ihre Verständigung funktioniert auch ohne Sprache: Er zeigt ihr im Werkunterricht eines seiner Ideen-Bilder und Aisha malt ein wunderschönes Indianermädchen und so kommunizieren sie miteinander, in stillem Einverständnis, mit Bildern und vorsichtigem Gespräch.
Eines Tages verkündet sein strenger, eher kühl-pragmatisch denkender Vater, dass Boaz in eine andere Klasse gehen soll. Als er realisiert, dass dieser Vorschlag eine Trennung von Aisha bedeuten würde, packt ihn eine große, unbändige Wut und er läuft weg – in die Dünen. Es wird dunkel und sehr kalt bei den Pferden auf einer Lichtung im Wald. Er durchlebt eine Nacht voller Angst und Sorge. Aber am Ende wird alles gut: Die Eltern nehmen ihr Vorhaben zurück und mit seiner geliebten Oma kann er alles besprechen. So können Aisha und Boaz doch noch ein kleines gemeinsames Kunstwerk fertigstellen – ein Bilder-Text-Buch über die Maya.
Ganz aus Boaz zum Teil naiver Perspektive auf Aisha und seine Welt erzählt Sassen eine wunderbar leichte und zugleich tiefgründige Geschichte, die in ihrem unaufgeregten zurückhaltenden Erzählton beeindruckend wahrhaftig ist. Dass Aisha keine Indianerin, sondern ein Flüchtlingskind aus Syrien ist, und ganz eigene Erfahrungen mit Angst hat, liest man als wissender erwachsener Leser mit.
Ganz besonders sind die Illustrationen von Martijn van den Linden: Mit viel Rot und Schwarz im Hintergrund, entfalten die schwarz-weiß-orangenen ornamentalen Bilder, die an die Kunst der Maya angelehnt sind, eine starke, ja dominante Wirkung. Hier gehen Text und Illustration eine intensive Beziehung ein, die manchmal kontrastiv, manchmal unterstreichend und bestärkend und manchmal erklärend ist. Letzteres vor allem in vielen eingestreuten Infokästen über das Leben der Sioux und der Maya.
Ein Indianer wie du und ich ist tatsächlich ein „Glücksbuch für alle Kinder der Welt“ – und nicht nur für Kinder!
Sehr empfehlenswert!