Ein Indianer wie du und ich

Autor*in
Sassen, Erna
ISBN
978-3-7725-2864-4
Übersetzer*in
Erdorf, Rolf
Ori. Sprache
Holländisch/Niederlä
Illustrator*in
van der Linden, Martijn
Seitenanzahl
124
Verlag
Freies Geistesleben
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Stuttgart
Jahr
2019
Lesealter
8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Boaz, ein Einzelkind, hat keine Freunde und spielt am liebsten allein in den Dünen. Da wird der fantasievolle Junge zum Indianer, der auf Büffeljagd geht. Alles ändert sich, als Aisha, ein schwarzhaariges Mädchen, in seine Klasse kommt und neben ihm sitzen darf. Für Boaz ist sie eine „Indianerin“, denn sie spricht eine fremde Sprache und kein holländisch. Eine zarte, kindliche Liebesgeschichte bahnt sich an.

Beurteilungstext

Die Geschichte spielt in Holland. Der kleine Boaz hat keine Freunde und lebt völlig in seiner Fantasie. In den Dünen, wo es Ponys und „Büffel“ gibt, spielt er „Indianer“ und geht allein auf „Büffeljagd“. Als die schwarzhaarige, dunkeläugige Aisha in seine Klasse kommt, glaubt Boaz eine Indianerin in ihr zu erkennen. Mit Worten können sich die beiden noch nicht verständigen, denn Aisha spricht kein holländisch. Trotzdem finden die zwei Kinder im Werkunterricht zu einem gemeinsamen Projekt zusammen: Sie arbeiten an einem Buch über die Mayas. Boaz verfasst die Texte, und Aisha, die sehr schön malen kann, illustriert das Werk. Boaz erlebt zum ersten Mal die beglückende Erfahrung einer Freundschaft. Als er jedoch auf Wunsch seiner Eltern eine Klasse überspringen soll, ist er verzweifelt. Dies würde bedeuten, dass er nicht mehr mit Aisha zusammen wäre. Aus Zorn reißt er von zu Hause aus. Gut, dass er eine verständnisvolle Oma hat, die für alles eine Lösung findet. Die Autorin hat sich mit diesem Buch eine sehr anrührende Geschichte einfallen lassen. Sie lässt die Lesenden die ganze Bandbreite der aufgewühlten Gefühle des kleinen Jungen miterleben: seine Einsamkeit, den Streit mit den Eltern, seine Liebe zu Aisha, die Ängste nachts allein in den Dünen und die beruhigende Geborgenheit bei der Oma. Ja, und wie hätte sich wohl ein Indianer jeweils verhalten? Mit Boaz können sich gewiss viele kleine Jungs identifizieren, denn solche Gefühle haben die meisten Kinder schon selbst erlebt. Dass Aisha ein Flüchtlingsmädchen ist, ahnt man sehr früh. Leider wird über Aishas Lebens- und Gefühlswelt überhaupt nichts mitgeteilt. Sie ist einfach nur schön schwarzhaarig, malt wundervolle Maya-Motive und spricht kein holländisch. Erst spät erfährt man, dass sie aus Syrien kommt und wohl im Flüchtlingsheim wohnt. Als dort eine Fensterscheibe eingeworfen wird, nimmt sich Oma der Sache an und lädt Aisha mit ihrer Mutter zum Tee ein. Sie hat dafür einen Schokoladekuchen gebacken, der „halal“ ist. Was dieses Wort bedeutet, wird in einer Fußnote erklärt. Dies ist der einzige, dezente Hinweis darauf, dass Aisha und ihre Mutter wohl Muslimas sind. Dies ist nur ein Beispiel dafür, dass die Autorin eine Menge Details in ihre Erzählung gepackt hat, die sehr von der eigentlichen Geschichte ablenken und verwirren, weil sie nicht vertieft werden. Als Boazs Vater einmal davon spricht, „Massel“ gehabt zu haben, wird dieser Begriff gar nicht erklärt. Später erfährt man in einem Nebensatz, dass die Oma Jüdin sei. In seinem „Maya-Buch“ gibt Boaz eine Übersicht über gut acht Religionen, die er kennt. Eigentlich würde der Glauben der Mayas genügen. In Fußnoten und Kästchen hat die Autorin immer wieder Informationen eingestreut, etwa über die Entdeckung Amerikas, über die Bedeutung des Wortes „Indianer“ oder die von Pflanzennamen sowie die Unterscheidung von Büffel, Bison und Wisent. Ob diese Erläuterungen für Kinder so spannend sind, sei dahin gestellt. Sie sind ohnehin eher „Lexikonwissen“, also trocken und langweilig. Verwirrend sind sie auf jeden Fall, denn sie lenken sehr vom Lesefluss ab. Die grafische Gestaltung ist großzügig und in leuchtendem Rot und düsterem Schwarz gehalten. „Aishas Zeichnungen“ sind den Vorbildern der Mayas angepasst und sehr gelungen. Problematisch sind die Lesetexte, wenn sie, wie oft geschehen, in schwarzer Schrift auf dunkelrotem Hintergrund oder weißer Schrift auf schwarzem Grund gedruckt sind. Das ist schwer lesbar und hemmt auf jeden Fall den Lesefluss. Um die Freude an der wirklich sehr schönen Geschichte zu fördern, hätten es sowohl die Autorin als auch der Gestalter den Lesenden und Vorlesenden etwas leichter machen müssen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von gem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 15.11.2019

Weitere Rezensionen zu Büchern von Sassen, Erna

Sassen, Erna

Ohne dich

Weiterlesen
Sassen, Erna

Ein Indianer wie du und ich

Weiterlesen
Sassen, Erna

Keine Form in die ich passe

Weiterlesen
Sassen, Erna

Ein Indianer wie du und ich

Weiterlesen
Sassen, Erna

Ein Indianer wie du und ich

Weiterlesen
Sassen, Erna

Ein Indianer wie du und ich

Weiterlesen