Ein Hase auf Reisen

Autor*in
Puchner, Willy
ISBN
978-3-8270-5521-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Puchner, Willy
Seitenanzahl
19
Verlag
Berlin Verlag
Gattung
BilderbuchFantastikSachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2012
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Das Mädchen Anna hat nachts ihren roten Stoffhasen Billy mit im Bett. Deswegen ist er die Hauptfigur in ihren phantastischen Traumreisen.

Beurteilungstext

Auf der Titelseite stellt er sich vor, der da auf Reisen gehen wird, ein kleiner roter aufrecht stehender Hase, dessen Körper, Arme und Beine sehr menschenhaft sind. Er heißt Billy und ist auch kein natürlicher Hase, sondern ein Stofftier, das das Mädchen Anna nachts bei sich im Bett hat. Deswegen taucht er auch in ihren Träumen auf, die als surreale und alogische Bilder entstehen und wieder verschwinden.
Ausgangspunkt ist Annas Bett mit dem schlummernden Mädchen darin, das einsam und verloren mitten in einem großen kahlen Zimmer steht. In der Dreidimensionalität dieses Raumes entfaltet sich von Seite zu Seite ein immer neues phantastisches Geschehen, in dem der Hase Billy die zentrale Figur ist. Er ist zwar klein, aber seine leuchtend rote Farbe zieht inmitten der meist in düsteren Farben gehaltenen Bilder die Aufmerksamkeit auf sich. Wie eben im Traum wechselt die Thematik sprunghaft von Seite zu Seite. Der bühnenartige von drei kargen Zimmerwänden eingefasste Raum wird von Spotlights magisch beleuchtet und gewinnt gefühlte ungeheure und überraschende Dimensionen, füllt sich mit Wasser oder öffnet sich in die unendliche Weite des Himmels hinein.
Billy liegt in der Gondel eines Zeppelins in Form eines grünen Walfischs, der mit seinen vielen Zähnen lacht und quer durch den Raum segelt. Nun erscheint plötzlich eine vielköpfige Rote-Hasen-Großfamilie, die sich für das Familienfoto in drei Stuhlreihen hintereinander in Positur gesetzt hat. Ein Wimpernschlag - ein Umblättern - später, und sie ist verschwunden, dafür durchfliegt ein Riesenwespen-Schwarm den Raum, während Billy mit einer dicken Ratte mit Perlenhalskette spricht. Die Wespen werden gefolgt von einer Schar Möwen. Nun wächst ein Wald von Ringelblumen aus dem Boden, in dem Billy einem Tiger begegnet. Eine schwarze Riesenspinne, zwei undefinierbare Untiere, ein vielköpfiger Drache, Frösche in langen schwarzen Trikothosen, ein grüner Vogel Strauß, ein tausendflügliger Starenschwarm und phantastische Fische treten auf und wieder ab und durchfliegen und durchschwimmen den Raum. Und dazwischen erscheinen Vertreter der Rote-Hasen-Gesellschaft, von denen sich eine Häsin Billy zugesellt.

Form
Die Wände des streng geometrischen Raumes werden belebt durch einen lebendigen changierenden Farbauftrag und geheimnisvolle Lichtkegel, die von einer Bühnenbeleuchtung herzurühren scheinen. Die stark stilisierten Ringelblumen, flächige Kulissenteile und ein ins Bild ragender Holzsteg erwecken den Eindruck von Bühnendekoration.
Und dann streckt sich ein Riesenarm aus der Wand, oder es öffnen sich überraschend die Wände für einen blauen Himmel mit weißen Wolken. Die Anlehnung an den Surrealisten Magritte ist deutlich, auch wenn Puchner plötzlich eine überdimensionierte Schleiergardine vor die Figuren wehen lässt oder das von schwarz silhouettierten Gestalten gehaltene Bettgestell zum Rahmen für den Ausblick auf eine Meeresbrandung wird. Oder Billy balanciert auf einer Tafel, auf die Möwen gemalt sind, die sich unerwartet aus ihr lösen und davon fliegen.

Rezeption
In diesen wundersamen Räumen werden unsere eingeübten Wahrnehmungsmuster, die Größenverhältnisse perspektivisch deuten und in unserer Vorstellung anhand von Schattierungen und Schattenwürfen fiktive Räume konstruieren, immer wieder verunsichert und getäuscht und in neue unerwartete Richtungen gelenkt.
Das ist die perfekte bildnerische Umsetzung des Gefühls von Schweben zwischen Realität und Imagination, das uns das Träumen vermittelt.

Text
Der Text beschränkt sich auf jeweils einen Satz pro Bild, der mitten in der großen weißen Seite gegenüber vom Bild schwimmt. Er gibt lediglich die Koordinaten vor, innerhalb derer sich die Empfindungen und Phantasien des Betrachters entfalten können, die das Bild freisetzt.
Auf dieser vorsprachlichen Kommunikationsebene sind Kinder, die noch nicht oder wenig lesen können, vollwertige Partner, die ohne viel Vermittlung gefühlsmäßig die Botschaft des Künstlers wahrnehmen können.

Botschaft
Der Fotograf und zeichnende Künstler Puchner hat bisher mehrere Reisebildbände veröffentlicht, in denen er die Fotos mit gezeichneten und philosophierenden Anmerkungen begleitet. Demnach ist dieses sein erstes Bilderbuch als Parabel für die Lebensreise des Mannes durch die Welt zu lesen, der am Ende seiner Abenteuer seine Frau findet und damit zur Ruhe kommt.
Kinder können das Buch als bunte Traumreise durch vielfältige Abenteuer in seltsamen Welten lesen, in denen die Gefährdungen märchenhaft und ohne Schrecken bleiben.

Einsatz im Unterricht
Das Bilderbuch als Ganzes oder auch einzelne Blätter eignen sich in Grundschulklassen dafür, dass die SchülerInnen das Gesehene versuchen in Worte zu fassen und mit eigenen Phantasien mündlich, schriftlich oder malend weiterzuspinnen. Das Bilderbuch könnte auch in einem kleinen Theater aus einem Pappkarton mit ausgeschnittenen Schiebefiguren nachgespielt werden mit dazu erfundenen Texten.

Als Vehikel für die eigenen Traumreisen kann das beigefügte Plakat dienen, auf dem Hase Billy und seine Gefährtin nebeneinander liegen und ihre Gedanken mit dem Starenschwarm fortfliegen lassen.

Auszeichnungen
Puchner erhielt mehrmals den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur und den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien für seine Sachbücher. ""Die besten 7 Bücher"" hoben ebenfalls bereits das vorliegende Bilderbuch ""Ein Hase auf Reisen"" hervor.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von gsd.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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