Ein großer Tag, an dem fast nichts passierte
- Autor*in
- Alemagna, Beatrice
- ISBN
- 978-3-407-82381-6
- Übersetzer*in
- Kootz, Anja
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- Alemagna, Beatrice
- Seitenanzahl
- 40
- Verlag
- –
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Weinheim
- Jahr
- 2018
- Preis
- 14,95 €
- Bewertung
Teaser
Mit Mama allein im Ferienhaus ohne andere Kinder. Wie langweilig! Was soll man da bei Regen bloß tun? Und wenn man dann auch noch sein Computerspiel verliert ...
Beurteilungstext
Die leuchtend orange Regenjacke des Mädchens auf der Titelseite fällt sofort ins Auge. Das Vorsatzpapier strahlt in der gleichen Neonfarbe - ungewöhnlich für ein Bilderbuch. Auch die Illustrationen ziehen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich: wunderschöne Buntstiftzeichnungen, zum Teil mit Collagen ergänzt, in dunklen Grün-, Braun- und Rottönen, die die Stimmung des Regentages sehr gelungen einfangen.
Das kennt fast jedes Kind: Bei Regenwetter zu Hause oder in einem Ferienhaus sitzen und Langeweile haben. Die Mutter arbeitet am PC und es ist keiner da zum Spielen. Da bleibt einem ja nichts anderes übrig als sich mit dem Computerspiel zu beschäftigen und Marsmännchen zu töten. Irgendwann reicht es der Mutter und sie nimmt das Computerspiel weg. Das Mädchen holt es sich heimlich zurück, steckt es in die Tasche seiner Regenjacke und verschwindet nach draußen in den Regen. Das Spiel fällt unglücklicherweise ins Wasser und ist verschwunden - und nun? Völlige Verzweiflung, Katastrophenstimmung ...
Plötzlich beginnt das Mädchen, seine Umgebung, den Waldboden, die Tiere und Pflanzen wahrzunehmen. Es sieht und riecht und fühlt. Sonnenstrahlen fallen durch die dunklen Wolken. Das Mädchen beginnt zu rennen, zu klettern, zu springen, zu sammeln, zu beobachten.
Bis auf die Knochen durchnässt geht es ins Haus zurück und trinkt mit seiner Mutter einen heißen Kakao. Da ist die Welt wieder in Ordnung!
Beatrice Alemagna, von der Illustration und Text stammen, gelingt es wunderbar, die Stimmung des Mädchens an diesem Regentag einzufangen. Alles ist dunkel und grau, die Zeit steht still. Und obwohl das Spielen des Computerspiels zunächst Spaß macht und eine gewisse Sucht auslöst, hinterlässt es schließlich nur Leere und verhindert jede Kreativität. Das Mädchen weiß nichts anderes mit sich anzufangen.
Erst als das Spiel verloren ist, entsteht aus Not und Langeweile eine neue Sicht auf die Dinge. Das Mädchen nimmt die Natur wahr, bewegt sich und entwickelt Ideen. Das Regenwetter stört gar nicht mehr - ganz im Gegenteil!
Zweimal wird der Vater erwähnt, der nicht dabei ist, ihr aber offenbar vieles in der Natur gezeigt und beigebracht hat. Sie erinnert sich an sein breites, staunendes Lächeln. Es bleibt offen, wo der Vater ist. Haben sich die Eltern getrennt? Ist der Vater gestorben?
In jedem Fall ein sehr empfehlenswertes Bilderbuch, das Gesprächsanlässe bietet und in dem sich Kinder wiedererkennen können und dessen Betrachtung Freude macht!