Ein grosser Tag, an dem fast nichts passierte
- Autor*in
- Alemagna, Beatrice
- ISBN
- 978-3-407-82381-6
- Übersetzer*in
- Kootz, Anja
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- Alemagna, Beatrice
- Seitenanzahl
- 37
- Verlag
- –
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Weinheim
- Jahr
- 2018
- Preis
- 14,95 €
- Bewertung
Teaser
Ein etwa 6-8-jähriges Kind verbringt mit seiner Mutter einige Tage in einem Ferienhaus im Wald. Der Vater ist nicht dabei. Die Mutter arbeitet am PC, das Wetter ist regnerisch und das Kind spielt ständig ein Computerspiel, bis die Mutter es dem Kind fortnimmt und es auffordert etwas anderes zu machen. Das Kind nimmt sich heimlich das Spiel und geht in den Regen hinaus. Das Spiel fällt bei einem Sprung in ein Wasser und ist unrettbar verloren. Nun geht das Kind auf eine Entdeckungsreise - so wie es das oft mit dem Vater tat - durch den Wald. Seine Aufmerksamkeit wird von Kleintieren und verschiedenen Pflanzen geweckt, es turnt, rutscht und schleicht durch die faszinierende Natur.
Nass, aber voller Eindrücke, kehrt es wieder zurück zur Mutter, wird getrocknet und bekommt warmen Kakao. Das gemeinsame Wohlfühlen und Schweigen mit der Mutter genießt das Kind und fühlt sich rundum zufrieden.
Beurteilungstext
Das DIN A4 große Bilderbuch umfasst 37 Seiten, die entweder doppelseitig, aber auch einseitig, farbig gestaltet sind.
In Aquarell- und Zeichentechnik mit überwiegend weichen Herbstfarben werden in realistischen Darstellungen, Stimmungen und Situationen eines Kurzurlaubes in einem Ferienhaus dargestellt. Das Kind wird eher geschlechtsneutral mit halblangen Haaren und leuchtend oranger Jacke gemalt und die Mutter mit einem Haardutt, flauschiger Jacke und oft mit dem PC beschäftigt dargestellt.
Viele Natureindrücke, wie das eher schlechte Wetter, kleine Insekten und Kriechtiere sowie Pflanzen und Bäume werden anschaulich und stimmungsvoll abgebildet. Kleine Texte werden in die Seiten integriert. Sie umfassen ein bis neun kurze Zeilen und die Seiten sind matt glänzend.
In diesem Buch wird eine oft wiederkehrende Situation dargestellt. Die Eltern sind mit ihrer Arbeit beschäftigt und das Kind soll sich möglichst ruhig selbst beschäftigen.
Bezeichnend arbeitet die Mutter am PC und dem Kind fällt nichts anderes ein, als ebenfalls ein Computerspiel zu spielen. Die Mutter ist damit nicht einverstanden und fordert eine andere Beschäftigung. Aber die Bedingungen sind für das Kind denkbar ungünstig. Das Ferienhaus ist altbekannt, es regnet in Strömen, es gibt keinen Spielpartner, der Vater mit seinen Ideen ist auch nicht da und die Mutter will nicht gestört werden. Das Kind nimmt das Spiel als Sicherheitsanker mit nach draußen und verliert es dann auch noch. Nun ist eigentlich alles egal und das Kind entdeckt viele interessante Tiere und Pflanzen. Plötzlich ist es spannend im Wald und die Zeit vergeht wie im Flug. Eigentlich möchte das Kind die Erlebnisse später mit der Mutter teilen, aber es entscheidet sich dann doch dazu, die heimelige Fürsorgesituation mit Säubern, getrocknet werden sowie gemeinsam Kakao trinken einfach nur zu genießen.
Da werden sehr schöne Botschaften in diesem Buch vermittelt. Aber ich bin da doch etwas skeptisch, ob der angestrebte Effekt wirklich erreicht werden kann. Ich denke, es wird vermittelt: auch wenn Mama sich nicht kümmern kann, keine Angebote macht, sondern Forderungen stellt, selbst am Computer sitzt und dir dein Gamespiel verbietet, du auch noch dein Spiel verlierst, ist ein tolles Happyend möglich, wenn du dich im Regen alleine auf den Weg machst und völlig durchnässt einen tollen Tag verbringst. Ich denke, dass das eher etwas märchenhaft dargestellt ist. Ich könnte mir das Buch als Gesprächsanlass in einer Kleingruppe vorstellen. Mit der Lesegruppe könnten die Gefühlsstimmungen der beiden beteiligten Personen reflektiert werden. Welche Wünsche haben die Beiden? An welche Grenzen stoßen sie? Wie könnte der nächste Tag aussehen? Was könnten beide Personen dazu beitragen? Was war so schön für das Kind?
Sollte das Buch an ein einzelnes Kind verschenkt werden, könnte es als „Rezept für Kinder, deren Eltern sich nicht kümmern können oder wollen“ verstanden werden, was ich nicht gut fände. Den Satz: „Los, beschäftige dich, aber nicht mit dem Gamespiel, dass ich dir gekauft habe.“, erscheint mir zwar oft gesagt, aber in der täglichen Realität endet es nicht mit friedlichem Kind und zufriedener Mutter.
Daher ist mein Fazit trotz gelungener, stimmungsvoller Bilder: eingeschränkt empfehlenswert.